Wirtschaft

Die Inflation steigt Aktien profitieren, Anleihen leiden

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(Foto: REUTERS)

Der Preisanstieg gewinnt in Deutschland an Tempo. Trotzdem will und kann die EZB die Leitzinsen nicht anheben. Dieses Umfeld ist gut für Sachwerte und schlecht für Anleihen.

Fast unbemerkt ist die Inflationsrate in Deutschland von 0,5 Prozent im Jahr 2016 auf zuletzt 1,8 Prozent gestiegen. Es spricht einiges dafür, dass sie weiter zulegt. So pumpt die Europäische Zentralbank (EZB) weiter jeden Monat 30 Milliarden Euro ins Finanzsystem. Ein Teil des Geldes fließt auch in die Gütermärkte. Einem weitgehend konstanten Angebot steht somit eine steigende (Geld-)Nachfrage gegenüber. Das sorgt für steigende Preise.

Gleichzeitig hat sich 2017 Öl spürbar verteuert. Der Preis für ein Fass der Sorte Brent notiert wieder deutlich über der Marke von 60 Dollar. Im Jahr zuvor hatte der Preis noch gut zehn Dollar tiefer gelegen. Mit 13 Prozent ist der Bereich Verkehr, den der Ölpreis unmittelbar tangiert, im Verbraucherpreisindex vergleichsweise hoch gewichtet. Dazu kommen noch indirekte Effekte, da auch die Herstellung von Lebensmitteln, Bekleidung oder anderer Waren Energie benötigt.

Teures Wohnen

Stefan Eberhardt ist Leiter des Portfoliomanagements der Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung. Außerdem ist der Finanzexperte nebenberuflich als Dozent für Volkswirtschaftslehre an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg tätig.

Stefan Eberhardt ist Leiter des Portfoliomanagements der Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung. Außerdem ist der Finanzexperte nebenberuflich als Dozent für Volkswirtschaftslehre an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg tätig.

Außerdem sind bislang die Mieten nur moderat gestiegen - auf jeden Fall deutlich weniger als die Immobilienpreise. Wenn sie diesen nachfolgen, was sich über kurz oder lang kaum verhindern lässt, wird Wohnen deutlich teurer als heute. Der Bereich ist mit 32 Prozent im Verbraucherpreisindex mit Abstand am höchsten gewichtet.

Es gibt weitere Effekte. So ist der Arbeitsmarkt in Deutschland in einigen Bereichen bereits angespannt. Den bestehenden Fachkräftemangel spürt jeder, der einmal versucht hat, in den vergangenen Monaten einen vernünftigen Handwerker zu bekommen. Die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer ist so gut wie schon lange nicht mehr. Höhere Löhne schlagen in der Regel auch auf die Preise durch. Durch die gute Lage am Arbeitsmarkt ist gleichzeitig die Zahl der Verbraucher gestiegen, die mehr Geld in der Tasche haben. Da es auf dem Bankkonto schon lange keine Zinsen mehr gibt, wird das Geld verkonsumiert. Die Verbraucher nehmen sogar aufgrund der niedrigen Zinsen vermehrt Kredite in Anspruch, um noch mehr auszugeben - die Verschuldung der privaten Haushalte nimmt zu.

Schließlich zeigt sich auch der Staat ausgabenfreudig. Der ehemalige Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble war beileibe kein Sparfuchs. Die schwarze Null im Bundeshaushalt hat er vor allem erreicht, weil der Bund über rekordhohe Steuereinnahmen verfügt.

Schließlich ist zu berücksichtigen, dass die Preise für Aktien und Immobilien spürbar gestiegen sind. Bei den Vermögenspreisen herrscht bereits eine starke Inflation, die deutlich höher liegt als die Preissteigerungen bei den Verbrauchsgütern.

Auch wenn die Inflation in Deutschland 2018 anzieht, wird die EZB die Leitzinsen nicht erhöhen. Denn die Notenbank steckt in einem Dilemma, das sich wohl weiter verschärfen wird: Die Inflation entwickelt sich im Norden der Eurozone deutlich dynamischer als im Süden. Lässt die EZB ein höheres Zinsniveau zu, kämen die hochverschuldeten Staaten der Peripherie bei der Emission neuer Anleihen in die Bredouille. Das könnte für Regierungsumbrüche und letztlich für den Zerfall der Eurozone sorgen.

Aktien und Immobilien aussichtsreich

Steigende Preise bei einem anhaltend niedrigen Zinsniveau wirken sich auf die verschiedenen Vermögensklassen unterschiedlich aus. Von diesem Umfeld sollten vor allem Aktien und Immobilien profitieren. Als klassische Sachwerte gelten sie als Schutz gegen Inflation. Außerdem liefern sie regelmäßige Einkommen in Form von Dividenden beziehungsweise Mieteinnahmen, was die Geldentwertung kompensiert.

Da zwar die Teuerung zulegt, aber kein kräftiger Inflationsschub zu erwarten ist, sind die Aussichten für Gold neutral. Beim Preis erwarten wir eine Bandbreite von 1250 bis 1350 Dollar pro Feinunze.

Auf Anleihen kommen dagegen schwere Zeiten zu. Wenn in Deutschland die Inflationsrate wie erwartet in den Bereich von 2,5 Prozent steigt und die Zinsen dennoch bei null Prozent verharren, sinkt die Realverzinsung auf bis zu minus 2,5 Prozent. 10.000 Euro, die bei 0,0 Prozent Zinsen investiert werden, haben nach zehn Jahren nur noch eine Kaufkraft von 7200 Euro. In diesem Szenario scheinen Aktien, trotz der aktuell schon hohen Bewertung, deutlich attraktiver.

Disclaimer

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag der Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentfonds dar. Die in der vorliegenden Publikation enthaltenen Informationen wurden aus Quellen zusammengetragen, die als zuverlässig gelten. Die Eberhardt & Cie. Vermögensverwaltung gibt jedoch keine Gewähr hinsichtlich deren Zuverlässigkeit und Vollständigkeit und lehnt jede Haftung für Verluste ab, die sich aus der Verwendung dieser Information ergeben. www.e-cie.de

Quelle: ntv.de

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