Wirtschaft

Erste Frau an der Spitze Yellen als Fed-Chefin nominiert

Janet Yellen und der amtierende Fed-Chef Ben Bernanke umrahmen US-Präsident Barack Obama.

Janet Yellen und der amtierende Fed-Chef Ben Bernanke umrahmen US-Präsident Barack Obama.

(Foto: REUTERS)

Die Personalie ist letztlich keine Überraschung mehr: Yellen soll im kommenden Jahr den Chefsessel der US-Notenbank übernehmen. Dabei fällt ihr die beispiellose Aufgabe zu, die Finanzmärkte vom billigen Geld zu entwöhnen.

US-Präsident Barack Obama hat erwartungsgemäß Janet Yellen für den Vorsitz der US-Notenbank nominiert. Die 67-jährige Ökonomin soll im Januar 2014 die Nachfolge von Ben Bernanke antreten. Der Senat muss noch zustimmen. Sie wäre die erste Frau an der Spitze in der fast hundertjährigen Geschichte der mächtigsten Notenbank der Welt.

Obama lobte die bisherige Vizechefin der Fed im Weißen Haus als "eine der führenden Wirtschaftswissenschaftlerinnen unserer Nation". Sie habe ein Ohr für andere Meinungen und verstehe es, Konsens zu schaffen. Yellen sei beiden großen Zielen der Fed gleichermaßen verpflichtet - nämlich die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die Gewährung der Preisstabilität. Obama rief den Senat auf, Yellen ohne größere Verzögerungen zu bestätigen.

Fortsetzung der ultralockeren Geldpolitik erwartet

Yellen erklärte, dass sie alles zur Schaffung von Arbeitsplätzen, für stabile Preise und ein robustes Finanzsystem tun wolle. Die Fed müsse allen Bürgern dienen. Zu viele Menschen in den USA könnten keinen Job finden.

Yellen wurde als Favoritin für den Posten gehandelt, seit der  ehemalige US-Finanzminister Larry Summers seine Kandidatur Mitte September zurückgezogen hatte. Die promovierte Ökonomin diente in den 1990er Jahren unter Präsident Bill Clinton als Wirtschaftsberaterin im Weißen Haus.

Mehr als ein Jahrzehnt verbrachte sie auf verschiedenen Posten bei der Fed, 2010 wurde sie von Obama zur Vizechefin der Notenbank ernannt. Yellen hat den Ruf einer geldpolitischen "Taube", die dem Kampf gegen Arbeitslosigkeit durch billiges Zentralbank-Geld Vorrang gegenüber einer niedrigen Inflation einräumt.

Yellen muss die Schleusen schließen

Allerdings wird ihr die beispiellose Aufgabe zufallen, die Geldschleusen wieder zu schließen. Erst in der vergangenen Sitzung Mitte September hatten die US-Währungshüter entgegen der Markterwartung die geldpolitische Wende aufgeschoben. Sie hielten die Wirtschaft noch für zu schwach hielten und sahen Risiken am Horizont heraufziehen. Viele Ratsmitglieder äußerten die Besorgnis, dass schon eine kleine Rücknahme der massiven Wertpapierkäufe zu einem Anstieg der Marktzinsen führen könnte.

Gleichwohl hofften die Notenbanker, noch in diesem Jahr mit der Drosselung ihres 85 Milliarden Dollar schweren Kaufprogramms beginnen zu können. Denn ein Aufschub könnte die "Glaubwürdigkeit oder die Berechenbarkeit" der Geldpolitik in Zweifel ziehen, wie es in dem Sitzungsprotokoll heißt.

Zugleich macht der Bericht aber auch deutlich, dass die anhaltende Flutung der Finanzmärkte nicht nur Fürsprecher hatte. Der Beschluss, die geldpolitische Wende zu verschieben, sei für einige stimmberechtigte Ratsmitglieder "eine relativ knappe Entscheidung" gewesen, heißt es.

Notenbankern fehlen Daten

Einige Experten haben indes auch die Vermutung geäußert, dass die Währungshüter um Bernanke die US-Haushaltskrise schon damals antizipiert und deshalb auf die schrittweise Rückführung des Kaufprogramms verzichtet hatten. Inzwischen hält die Blockade in Washington die Finanzmärkte und die Wirtschaft voll in ihrem Bann.

Die Notenbanker haben ihre Geldpolitik an die Entwicklung des Arbeitsmarkts gekoppelt. Der Leitzins soll mindestens so lange in der aktuellen Spanne von null bis 0,25 Prozent bleiben, bis die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent gesunken ist, die Inflation nicht über 2,5 Prozent steigt und die längerfristigen Inflationserwartungen fest verankert bleiben.

Nun aber ist fraglich, auf welcher Grundlage die Notenbanker ihre Entscheidung treffen wollen: Viele Behörden sind wegen des Haushaltsstreits geschlossen, was unter anderem dazu führt, dass wichtige Konjunkturstatistiken nicht erstellt und veröffentlicht werden - so beispielsweise der monatliche Bericht vom Arbeitsmarkt.

Sollte die US-Notenbank tatsächlich noch in diesem Jahr die geldpolitische Wende einleiten wollen, blieben ihr noch zwei Termine: der für die Geldpolitik wichtige Offenmarktausschuss trifft sich noch einmal Ende Oktober und dann zur letzten Sitzung des Jahres eine Woche vor Weihnachten in Washington.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP

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