Wirtschaft

Rupie stoppt die Talfahrt Indischer Notenbankchef trifft den Ton

Indiens neuer Notenbankgouverneur Raghuram Rajan versucht, Märkte und Anleger zu beruhigen.

Indiens neuer Notenbankgouverneur Raghuram Rajan versucht, Märkte und Anleger zu beruhigen.

(Foto: REUTERS)

Die bevorstehende Drosselung der lockeren US-Geldpolitik setzt etliche Währungen in Schwellenländern unter Druck. In Indien verliert die Rupie in nur wenigen Monaten ein Fünftel ihres Wertes. Nun kündigt der neue Notenbankgouverneur Gegenmaßnahmen an - und kann die Märkte zumindest vorläufig beruhigen.

Die in den vergangenen Wochen erheblich unter Druck geratene Indische Rupie stabilisiert sich wieder. Grund dafür sind die in der Antrittsrede des Notenbankgouverneur Raghuram Rajan angekündigten Maßnahmen zur Stabilisierung der Währung sowie Pläne zum Umbau des Bankensektors. Auch die Aktienkurse legten deutlich zu.

Für einen US-Dollar mussten am Donnerstag im Schlussgeschäft nur noch rund 66 Rupien gezahlt werden. Bereits am Mittwoch hatten die Ankündigungen Rajans in Verbindung mit Dollar-Verkäufen der Reserve Bank of India (RBI) der indischen Währung Auftrieb gegeben. Sie hatte bei Handelsschluss zur US-Währung mit rund 67 notiert, nachdem zeitweise noch gut 68 Rupien je Dollar gezahlt werden mussten. An der Börse in Mumbai lag der BSE-Sensex-Index am Donnerstag bei Sitzungsende um rund zwei Prozent höher, nachdem er zwischenzeitlich bis zu 2,5 Prozent zugelegt hatte.

Zehn Milliarden Dollar Kapitalzufluss möglich

Der frühere Berater der indischen Regierung in Wirtschaftsfragen Rajan bemühte sich, die von der Volatilität der indischen Märkte in den vergangenen Wochen verunsicherten Anleger zu beruhigen. Er hob die Bedeutung von Transparenz und Beständigkeit bei geldpolitischen Entscheidungen hervor. "Zu einer Zeit, in der die Finanzmärkte volatil sind, und es Unsicherheit über die Politik gibt, sollte die Reserve Bank of India ein Hort der Stabilität sein", sagte er.

Die indische Rupie stabilisiert sich.

Die indische Rupie stabilisiert sich.

(Foto: REUTERS)

Zur Stützung der Landeswährung kündigte Rajan an, dass Banken, die auf bestimmten Devisenkonten US-Dollar von Indern mit Wohnsitz im Ausland halten, diese bei der Notenbank in Rupien umtauschen können. Dies senkt nach Darstellung von Analysten die Absicherungskosten der Banken auf diese Konten und könnte damit die Geldhäuser bewegen, mehr Deviseneinlagen von Auslandsindern einzuwerben. "Diese Maßnahmen könnte - zusammen mit einigen anderen - in den kommenden drei Monaten etwa zehn Milliarden Dollar an Devisen in das Land fließen lassen", heißt es in einer Research-Note von Barclays.

Rund ein Fünftel Wertverlust seit Mai

Darüber hinaus verdoppelte der Notenbankchef den Betrag, den indische Banken im Ausland über Anleihen aufnehmen können und kündigte an, dass die Finanzinstitue die damit erhaltenen Dollar zu einem günstigen Kurs bei der RBI in Landeswährung eintauschen können. Beide Schritte sind bis zum 30. November befristet.

"Das ist genau das, was der Markt hören wollte", sagte Krishnamoorthy Harihar von der FirstRand Bank in Mumbai. Mit den Ankündigungen gleich am ersten Tag habe der neue Gouverneur die Liquiditätsengpässe sowohl bei Dollar als auch bei der Rupie eingegrenzt.

Seit Anfang Mai hat die Rupie gegenüber dem US-Dollar fast ein Fünftel an Wert verloren. Der Abzug von internationalem Kapital aus den Schwellenländern wegen der Erwartung, dass die US-Notenbank ihre Anleihekäufe zurückfahren wird, hat in den vergangenen Wochen nicht nur die indische Währung sinken lassen.

Grundlegende Probleme bleiben

Außerdem haben sich die Wachstumsraten der indischen Wirtschaft nahezu halbiert. Für das laufende Fiskaljahr zum 31. März 2014 wird nur noch ein Wirtschaftswachstum von 4,5 bis 5 Prozent erwartet, während noch vor wenigen Jahren Wachstumsraten von 8 oder 9 Prozent erzielt worden waren.

Rajan legte zu seinem Amtsantritt auch Pläne vor, wie das Bankensystem des Landes offener und wettbewerbsfähiger gemacht werden soll: In den kommenden fünf Monaten will er die Namen von Gesellschaften veröffentlichen, die Lizenzen für neue Bankgründungen in Indien erhalten und die Schwelle für Bankenneugründungen senken. Die Überwachung und Kontrolle in Indien tätiger Auslandsbanken soll verbessert werden. Außerdem kündigte der neue Notenbankgouverneur eine Liberalisierung der indischen Märkte und eine Verringerung der Investitionshemmnisse an.

Dennoch bleiben einige Investoren skeptisch. Die Sorgen über das nachlassende Wirtschaftswachstum und die hohen fiskalischen Ungleichgewichte dürften ihrer Ansicht nach in naher Zukunft zu weiterer Volatilität an den Märkten führen. "Fundamental hat sich in der Wirtschaft nichts geändert", sagte R.K. Gupta von der in Neu Delhi ansässigen Taurus Asset Management. Die Befürchtungen in Zusammenhang mit einer potenziellen militärischen Aktion im Nahen Osten und der erwarteten Rückführung der Geldschwemme in den USA werde die Märkte in Indien weiter umtreiben.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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