Wirtschaft

Rekordtief bleibt, maue Konjunktur auch Draghi sieht sinkende Zinsen

Alles bleibt wie es ist - zumindest beim Leitzins: Die EZB  rührt ihre wichtigste Stellschraube vorerst nicht an.

Alles bleibt wie es ist - zumindest beim Leitzins: Die EZB rührt ihre wichtigste Stellschraube vorerst nicht an.

(Foto: dpa)

Die sich leicht aufhellende Konjunktur in der Eurozone stimmt die Europäische Zentralbank noch nicht optimistischer: EZB-Präsident Draghi pocht weiter auf niedrige Zinsen und kann sich auch eine weitere Absenkung vorstellen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hält weiter am niedrigen Zins im Euroraum fest. Mit dieser Aussage hat EZB-Präsident Mario Draghi den Ausblick der EZB wie weithin erwartet bestätigt. Er sagte, die Zentralbank rechne damit, dass die Leitzinsen für längere Zeit auf ihrem aktuellen Niveau bleiben oder sogar sinken werden. Draghi band diese Aussage wie üblich an die Bedingung, dass die Inflation mittelfristig niedrig bleibt.

Draghi gab zu erkennen, dass der EZB-Rat die Entwicklung der Zinsen am Interbankenmarkt genau beobachtet. Der Abbau überschüssiger Liquidität durch die Rückzahlung von Geldern aus den beiden Dreijahrestender der EZB sei alles in allem eine positive Sache, sagte Draghi. Dass die Banken dazu bereit sind, erklärte der EZB-Präsident mit der besseren Verfassung der Finanzmärkte, der geringeren Fragmentierung der Eurozone und dem anhaltenden Fremdkapitalabbau der Banken. "Wir werden besonders darauf achten, wie sich das auf unsere geldpolitische Ausrichtung auswirkt", sagte er.

Konjunktur bleibt eher mau

Draghi zeichnete in seiner Erklärung das Bild einer unverändert schwachen Euro-Volkswirtschaft, die von hoher Arbeitslosigkeit und den Bilanzreparaturen der Finanz- und Realwirtschaft belastet ist. Gleichwohl fielen die neuen Wachstumsprognosen des EZB-Stabs für das laufende Jahr etwas optimistischer als im Juni aus.

Die Prognose für 2013 wurde von minus 0,6 auf minus 0,4 Prozent angehoben, während die Wachstumsprognose für 2014 von 1,1 auf 1,0 Prozent minimal gesenkt wurde. Auch die Inflationsprognosen wurde leicht geändert. Die Prognose für 2013 stieg von 1,4 auf 1,5 Prozent, während die für 2014 mit 1,3 Prozent bestätigt wurde. Der EZB-Rat macht sich die Prognosen seiner Experten nicht zu eigen, sie stellen aber aus konjunktureller Sicht die wichtigste Arbeitsgrundlage dar.

Die Konjunktur im Euroraum hat sich im 3. Quartal weiter verbessert. Der Markit-Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft lag bereits im Juli über der Wachstumslinie von 50 Punkten und ist im August weiter auf 51,5 gestiegen. Das war der höchste Wert seit über zwei Jahren.

Analysten zum Teil überrascht

 "Insgesamt sagt Draghi nicht viel Neues", sagte HSBC-Trinkaus-Analyst Lothar Hessler. "An den Wachstumsaussichten der EZB wird deutlich, dass die konjunkturelle Situation in der Euro-Zone weiter von Unsicherheit geprägt ist. Die Rezessionsphase ist vielleicht vorbei, aber ob uns eine nachhaltige Erholung bevorsteht, ist noch unklar."

Christian Schulz von der Berenberg bank sieht das ähnlich: "Die EZB bleibt auf der vorsichtigen Seite. Sie hat ihre Wirtschaftsprognose für dieses Jahr nur minimal erhöht, für 2014 sogar leicht gesenkt." Interessant fand er, "dass Draghi heimlich eine Form der Protokoll-Veröffentlichung eingeführt hat. Er hat gesagt, dass einige Ratsmitglieder für eine Zinserhöhungen waren und mehrere für eine Zinssenkung. Das war in dieser Form neu - ebenso wie die Betonung, sich den Geldmarkt näher anzuschauen."

Keine Änderungen in England

Zuvor hatte auch die britische Notenbank ihren geldpolitischen Kurs bekräftigte. Wie die Bank of England mitteilte, bleiben sowohl der Leitzins als auch das Volumen des Anleihekaufprogramms unverändert. Beides hatten Bankvolkswirte erwartet.

Der Leitzins liegt gegenwärtig auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent, die insgesamt vorgenommenen Anleihekäufe betragen 375 Milliarden Pfund. Dieses Volumen ist bereits seit Spätherbst 2012 ausgeschöpft. Allerdings will die Notenbank künftig Erträge aus fälligen Wertpapieren wieder reinvestieren. Für September beläuft sich die Summe laut Notenbank auf 1,9 Milliarden Pfund.

Auf der Sitzung von vergangenem Monat hatte der geldpolitische Ausschuss MPC beschlossen, seine Zinspolitik ähnlich wie die US-Notenbank an die Arbeitslosenquote zu koppeln.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa

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