Wirtschaft

Dollar, Euro, Yen Welche Währung wie tickt

2000 Milliarden Dollar fließen täglich um die Welt. Größtenteils sind die Geschäfte spekulationsgetrieben. Welche Interessen verfolgen die Volkswirtschaften hinter den Währungen?

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(Foto: picture alliance / dpa)

Der "rote Faden" auf der Weltwährungskarte sind Dollar, Euro, Yen und als Anhängsel hinten dran der Yuan. Das sind die Big Three (plus One, wenn man so will), die Global Player, deren Devisenströme den Globus umspannen wie ein Gürtel. Die größten Volkswirtschaften der Welt stehen hinter diesen Währungen. Werden geldpolitische Hebel umgelegt, ist das ein volkswirtschaftliches Bekenntnis. So wie jüngst bei der japanischen Devisenintervention, die zumindest kurzfristig den Höhenflug des Yen bremste.

Die Zusammenhänge am Devisenmarkt sind einfach und kompliziert zugleich. Wird auf der einen Seite Luft abgelassen, blähen sich woanders Luftpölsterchen auf. Eine Währung wird verkauft, eine andere gekauft. Die, die verkauft wird, verliert an Wert. Die andere steigt im Wert. Verloren geht an Gewicht oder Wert nichts. Was in dem globalen Devisenstrom versenkt wird, taucht in aller Regel wieder auf.

Japan und der Yen: der Klassiker

Die japanische Devisenintervention ist der klassische Fall: Die Bank of Japan bremst den Höhenflug des Yen dadurch, dass sie überraschend und im großen Stil Yen verkauft und Dollar kauft. Die Folge: Der Kurs des Yen fällt, der Wert des Dollar zum Yen steigt. Das Ziel, den Währungsdruck von den Schultern japanischer Exporteure zu nehmen, scheint zunächst erreicht. Doch prompt steigt der Yen wieder. Die nächste Intervention ist vorprogrammiert. Woran liegt's?

Mitte September steigt der Yen zum Dollar auf den höchsten Stand seit 15 Jahren. Die BoJ interveniert.

Mitte September steigt der Yen zum Dollar auf den höchsten Stand seit 15 Jahren. Die BoJ interveniert.

(Foto: REUTERS)

Eine Transaktion am Devisenmarkt findet nicht isoliert statt. Währungsverschiebungen über den gesamten Globus gibt es überall, zu jeder Zeit und aus völlig unterschiedlichen Gründen. Der Dollar lahmt zu allen großen Währungen,  der Yuan krallt sich am Dollar fest, der Euro pendelt zum Dollar hin und her, der Yen galoppiert Dollar und Euro davon. Jede Volkswirtschaft  hat ihr Päckchen zu tragen. Keiner ist „allein zu Haus“. China und die USA verfolgen ganz andere Interessen als Japan, die aber auf dem japanischen Kurszettel genauso Spuren hinterlassen.

China und der Yuan: die Klette

China und die USA zoffen sich um die Anbindung des chinesischen Yuan an den Dollar. In der Handelsbilanz der USA klafft ein großes Loch. Amerika importiert mehr als es exportiert. Das schwächt den Dollar. Eigentlich müssten andere Währungen an dieser Stelle aufwerten, so wie der Euro. Nicht so der Yuan. In China dürfen sich die Wechselkurse nicht frei bewegen. Um den Aufwertungsdruck vom Yuan zu nehmen, interveniert die chinesische Notenbank am Devisenmarkt. Sie kauft Dollar von den Geschäftsbanken auf und stellt ihnen Guthaben in der Landeswährung – die sie unbegrenzt drucken lassen kann - zur Verfügung. Die Amerikaner beschuldigen die Volksrepublik, den Kurs des Yuan künstlich niedrig zu halten, um damit die eigenen Exporte zulasten der US-Wirtschaft zu fördern.  Die chinesische Währungsbehörde reagiert nur zögerlich auf die Vorwürfe. Seit Juni wird der Kurs des Yuan zwar maßvoll gelockert, zuletzt um so viel, dass der Yuan so hoch zum Dollar notiert wie seit Mitte der 90er Jahre nicht mehr. Mit einem reellen Wechselkursverhältnis zwischen Yuan/Dollar hat das aber wenig zu tun.

China ist geldpolitisch auch noch an anderer Stelle aktiv. Die Volksrepublik hält die größten Dollar-Devisenreserven der Welt: insgesamt 2,4 Bill. (=2.400 Mrd. Dollar). Die Bedeutung dieser Reserven ist für die Welt immens. Würde China seine Dollaranlagen auf den Markt werfen, oder dies auch nur ankündigen, würde das eine  "Flucht" aus dem Dollar auslösen. Da das Ansehen der US-Wirtschaft und des US-Dollar in der Krise an Vertrauen eingebüßt haben, versucht China diese Währungsreserven umzuschichten, um so das Währungsrisiko zu streuen. Umgerechnet 4,5 Mrd. Euro steckte China deshalb kürzlich in japanische Bonds mit kurzer Laufzeit. Die Luft, die aus dem Dollar entwich, sammelte sich auf der anderen Seite in dem für Japans Verhältnisse sowieso schon zu teuren Yen.

Europa und der Euro: der Zappelphilipp

China der "Währungsmanipulator? Diesen Vorwurf will China nicht auf sich sitzen lassen.

China der "Währungsmanipulator? Diesen Vorwurf will China nicht auf sich sitzen lassen.

(Foto: REUTERS)

Auch die europäische Währung hat ihre Probleme. Nachdem die Bankenkrise in den Hintergrund gerückt ist, sind die Tiefststände  des Euro zum Dollar wieder Geschichte. Die Schuldenkrise der europäischen Staaten lastet zwar immer noch auf der Währung. Trotzdem steht der Euro inzwischen wieder auf der Einkaufsliste. Auch China greift hin und wieder zu. Platzieren Spanien, Frankreich und Ungarn erfolgreich Staatsanleihen,  kauft Peking Euro. Der Kurs steigt. Kaum, dass der Euro auf ein 5-Wochen-Hoch von 1,3159 geklettert ist, sorgt die irische Bankenkrise jedoch für eine Schlechtwetter-Front. Die Nachricht von einem bevorstehenden Hilfeersuchen an den IWF macht die Trennung vom Euro leicht. Der Kurs sinkt. Ob die Chinesen sich von Euro getrennt haben, ist nicht bekannt.

Globale Devisenströme sind nicht messbar. Statistiken über die Kapitalströme zwischen einzelnen Ländern gibt es nicht. Deshalb ist es in der Gemengelage des täglichen Devisenhandels schwierig, Ursache und Wirkung auseinander zu halten. Fest steht nur, Stillstand gibt es nicht. Dafür sind die Probleme der Volkswirtschaften zu groß. Geld wird überall gebraucht. Das richtige mit dem richtigen Wert, nicht zu viel und nicht zu wenig.

Es kann nur Eine geben?

Böse Zungen behaupten, das Währungsgefüge sei mittlerweile völlig aus den Fugen geraten. Die Frage, wer profitiert und wer verliert, ist schwierig zu beantworten. Dennoch: wenn Zweifel an einer Währung laut werden, sind es welche an der Leitwährung Dollar. Durch die Finanzkrise ist der Dollar nicht mehr der ganz große Hafen großer Sicherheit, der er einst war. Viele Investoren flüchten sich derzeit gerne zur größeren Sicherheit in den Osten.

Der Euro nähert sich der 1,34-Dollar-Marke. Die US-Währung wertet auch gegenüber anderen Währungen ab.

Der Euro nähert sich der 1,34-Dollar-Marke. Die US-Währung wertet auch gegenüber anderen Währungen ab.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Den Ruf einer relativ stabilen "Fluchtwährung" genießt der japanische Yen.  Mit wirtschaftlicher Potenz hat das nichts zu tun, denn der japanische Konjunkturmotor stottert. Gleichzeitig steigt die Bedeutung des chinesischen Yuan. Wegen der wichtigen Rolle Chinas im Welthandel, sehen  Experten hier langfristig großes Potenzial für eine neue Leitwährung. China hat in diesem Jahr Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft (nach den USA) bereits abgelöst. Eine Rolle, die Peking zum Teil zumindest seiner Devisenpolitik zu verdanken hat. Bis China allerdings so weit ist, eine Führungsrolle zu übernehmen, dürfte aber noch viel Zeit vergehen. Denn zunächst müsste einmal der chinesische Finanzmarkt liberalisiert werden. Immer noch kann die Währung nicht ungehindert in andere Währungen umgetauscht werden. Bis zu einer Ablösung der Leitwährung Dollar wird also noch viel Wasser die Flüsse hinunter, und viele Devisen durch die Handelssysteme strömen.

Quelle: ntv.de

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