Wirtschaft

Paukenschlag bei Citigroup Vikram Pandit geht

Was sind die Beweggründe von Vikram Pandit?

Was sind die Beweggründe von Vikram Pandit?

(Foto: REUTERS)

Der Citigroup-Vorstandschef Vikram Pandit tritt mit sofortiger Wirkung zurück, auch der für das Tagesgeschäft zuständige Vorstandskollege John Havens geht. Die Nachfolge von Pandit übernimmt Europachef Michael Corbat. Die Wall Street rätselt, warum ihre Legende Pandit so plötzlich das Handtuch wirft.

Citigroup-Chef Vikram Pandit legt sein Amt nieder. Damit geht einer der bekanntesten Banker der Wall Street. Neuer Lenker einer der größten US-Banken wird Michael Corbat. Das teilte das Finanzhaus in New York mit. Gründe für den sofortigen Rücktritt nannte die Citigroup nicht. Binnen weniger Minuten war das Foto Pandits, der einer der bekanntesten Manager an der Wall Street ist, von der Website der Bank verschwunden.

In Medienberichten war von einem Streit in der Führungsebene über die Strategie der Bank die Rede. Andere Spekulationen gingen in die Richtung, dass Pandit mit seinem Gehalt unzufrieden gewesen sei. Er hatte sich, als die Bank während der Finanzkrise Verluste schrieb, mit 1 Dollar im Jahr begnügt. Nun verdient die Citigroup aber wieder gutes Geld. Aktionäre hatten angesichts der schlechten Kursentwicklung jedoch einen Millionenbonus auf der Hauptversammlung abgelehnt.

"Ich habe beschlossen, dass es jetzt die richtige Zeit ist, dass jemand anderes das Ruder bei der Citigroup übernimmt", erklärte Pandit seinen vollkommen überraschenden Schritt. Es habe nicht am Geld gelegen, versicherte Pandit gegenüber CNBC. Er hatte das Geldhaus durch die Finanzkrise geführt und einen groß angelegten Umbau angestoßen.

Mit Pandit geht auch einer seiner engsten Vertrauten von Bord: Auch der fürs Tagesgeschäft zuständige Citigroup-Vorstand John Havens nahm seinen Hut. Panidt-Nachfolger Corbat leitete bei Citi zuletzt das Geschäft in Europa, dem Nahen Osten und Afrika. In dieser Rolle habe der Manager "außergewöhnliche Führungsqualitäten" bewiesen und kenne die Bank sehr gut, sagte Verwaltungsratschef Michael O'Neill.

Börse überrascht

An der Börse herrschte breites Unverständnis über das Stühlerücken. Von den vorbörslichen Verlusten erholte sich die Citi-Aktie aber schnell wieder und notierte im frühen Handel gut ein Prozent fester. Börsianer zeigten sich überrascht vom plötzlichen Abgang Pandits. "Ich hätte gedacht, dass er noch bleiben würde, um die Früchte seiner Arbeit zu ernten", sagte Peter Jankovskis, Co-Anlagechef bei Oakbrook Investments.

Es gibt jedoch auch Kritiker, die schon lange bezweifelten, dass Pandit der richtige Chef für die Citigroup war. Vielen galt er als zu akademisch, zu steif. Der 55-Jährige kommt eigentlich aus der Hedgefonds-Branche und stieß erst im Juli 2007 zu Citi, als der Konzern seine Firma Old Lane Partners für 800 Millionen Dollar schluckte. Ein paar Monate später landete Pandit dann im Chefsessel - nicht unbedingt aus freien Stücken, wie Matt McCormick, Analyst und Portfoliomanager beim Investmenthaus Bahl & Gaynor zu bedenken gab. "Pandit hat es nicht geschafft, klar zu sagen, wofür Citi eigentlich steht."

Die Citigroup musste in der Krise vom Staat gerettet werden. Pandits Aufgabe war es, Risiken abzubauen und den Konzern in die Gewinnzone zurückzuführen. Milliardenschwere Papiere und nicht-strategische Beteiligungen bündelte der gebürtige Inder in einer "Bad Bank". Die restliche Bank fokussierte er auf Privat- und Firmenkunden und das Kapitalmarktgeschäft.

Die Aufräumarbeiten hinterließen Spuren: Die Bank verdiente zuletzt weniger als die Konkurrenz. Die mit dem Umbau einhergehenden milliardenschweren Abschreibungen verhagelten das Ergebnis im dritten Quartal. Unter dem Strich blieben der Citigroup nur 468 Mio Dollar, nach 3,8 Mrd. Dollar im Vorjahr. Analysten zeigten sich trotzdem zufrieden, sie hatten mit weniger gerechnet.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts

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