Wirtschaft

AT&T blättert Milliarden auf den Tisch Telekom verkauft T-Mobile USA

Das Smartphone für Manager: Ein Blackberry von T-Mobile USA.

Das Smartphone für Manager: Ein Blackberry von T-Mobile USA.

(Foto: REUTERS)

Die Woche beginnt mit einem Paukenschlag: Die Deutsche Telekom trennt sich von ihrer Mobilfunktochter T-Mobile USA und nimmt dafür eine hohe zweistellige Milliardensumme ein. Telekom-Chef Obermann wagt die strategische Kehrtwende. Wenn die Wettbewerbshüter zustimmen, verfügt er über reichliche Mittel für neue Pläne.

"Heute ist ein guter Tag": Rene Obermann, hier bei der Bilanzpressekonferenz am 25. Februar an der Seite von Finanzvorstand Timotheus Höttges (r.).

"Heute ist ein guter Tag": Rene Obermann, hier bei der Bilanzpressekonferenz am 25. Februar an der Seite von Finanzvorstand Timotheus Höttges (r.).

(Foto: REUTERS)

Die Deutsche Telekom zieht bei T-Mobile USA die Reißleine und verkauft ihre schwächelnde US-Tochter für insgesamt 39 Mrd. Dollar an den wesentlich größeren Rivalen AT&T. Der viertgrößte Mobilfunker der Vereinigten Staaten war vor zehn Jahren vom damaligen Telekom-Chef Ron Sommer noch als Wachstumslokomotive gepriesen worden, schlitterte dann vor einigen Jahren in eine Dauerkrise, die auch Telekom-Chef Rene Obermann nicht in den Griff bekam. Jetzt wählte Obermann die radikalste aller Lösungen: den Komplettausstieg.

Für T-Mobile USA bekommt der Bonner Konzern damit von AT&T umgerechnet 27,5  Mrd. Euro. Von der Gesamtsumme von 39 Mrd. Dollar werden 25 Mrd. Dollar in bar fällig. Der Rest will A&T in eigenen Aktien entrichten. Damit erhalte die Telekom bis zu 8 Prozent an AT&T, teilte der deutsche Dax-Konzern mit. Die Telekom steigt damit zum größten Minderheitsaktionär des US-Schwergewichts auf. Die Gremien beider Unternehmen haben der Übernahme bereits zugestimmt. Der Abschluss der Transaktion wird für das erste Halbjahr 2012 erwartet, muss aber noch von den Wettbewerbshütern in den USA genehmigt werden.

"Heute ist ein guter Tag für die Deutsche Telekom", sagte Vorstandschef Obermann. Anstehende Investitionen in den Ausbau schneller Netze in Europa würden dadurch erheblich einfacher, während die Bilanz gestärkt werde. Gleichzeitig werde die Telekom als AT&T-Teilhaber weiter am stark wachsenden Geschäft mit dem mobilen Internet in den USA teilhaben.

Mit dem Erlös der Transaktion will die Telekom ihre Verbindlichkeiten um etwa 13 Mrd. Euro verringern. Rund fünf Milliarden Euro seien für den Rückkauf eigener Aktien geplant, erklärte die Telekom. Mehr Dividende sollen die Aktionäre nicht erhalten, und auch an der Geschäftsprognose für dieses Jahr ändern die Bonner nichts. Aus dem Umfeld des Unternehmens hieß es, dass die Telekom auch mittelfristig keine Übernahmen plane.

Strategische Kehrtwende in den USA

Mit dem Verkauf vollzieht die Telekom eine 180-Grad-Wende. Noch im Dezember hatten Telekom-Vorstände beteuert, T-Mobile USA aus eigener Kraft wieder flottmachen zu wollen. Der US-Markt ist für die Telekom ungemein wichtig - dort wird ein Viertel des Gesamtumsatzes erzielt.

Der Platzhirsch im US-Markt: AT&T.

Der Platzhirsch im US-Markt: AT&T.

(Foto: dpa)

Obermann und sein neuer US-Chef Philipp Humm hatten im Januar noch extra Journalisten und Analysten versammelt und ihnen ihre neue Strategie für die USA vorgestellt: Kostensenkungen und vielleicht sogar Allianzen mit anderen Netzbetreibern sollten die Wende bringen. Zudem stand ein milliardenteurer Netzausbau an, der die Telekom-Aktionäre auf die Barrikade trieb. Großaktionär DWS, eine Fondstochter der Deutschen Bank, hatte die Ausbaupläne vor einem Jahr als zu riskant und teuer kritisiert.

Nach Jahren des stürmischen Wachstums trat der einst unter dem Namen VoiceStream Wireless firmierende Telekom-Ableger auf der Stelle, während große Konkurrenten wie AT&T mit exklusiven Handys wie dem iPhone von Apple und kleinere Anbieter mit Discount-Preisen neue Kunden gewannen. Zudem hatte T-Mobile USA sein Netz zu spät für schnelle Datenübertragungen aufgerüstet - darunter litt das Image erheblich.

Ein Deutscher im AT&T-Aufsichtsrat

2010 sank der operative Gewinn der Tochter um 7 Prozent auf 5,5 Mrd. Dollar. Der Umsatz stagnierte bei 21,3 Mrd. Dollar. Die Zahl der Mobiltelefonierer ging im abgelaufenen Jahr um 56.000 auf 33,73 Millionen Kunden zurück. Besonders schmerzlich für die Telekom: Vor allem lukrative Vertragskunden kehrten dem viertgrößten US-Betreiber den Rücken, insgesamt 390.000 im vergangenen Jahr.

Fand die Idee mit der US-Tochter damals gut: Ex-Telekom-Chef Ron Sommer.

Fand die Idee mit der US-Tochter damals gut: Ex-Telekom-Chef Ron Sommer.

(Foto: dpa)

Die Kaufvereinbarung der beiden Unternehmen sieht vor, dass AT&T den Baranteil des Kaufpreises um bis zu 4,2 Mrd. Dollar erhöhen und die Aktienkomponente entsprechend verringern kann. Die Telekom soll künftig mit einem Sitz im Aufsichtsrat von AT&T vertreten sein. Der Bund hält direkt und über die staatliche Förderbank KfW 32 Prozent an der Telekom. Einen Anteil von 4 Prozent besitzt der Finanzinvestor Blackstone.

Die Telekom wurde bei dem Geschäft von der Deutschen Bank, der Credit Suisse und Morgan Stanley beraten.

Quelle: ntv.de, rts

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