Wirtschaft

Rote Zahlen in der Stahlflaute Salzgitter rasiert Dividende

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(Foto: dpa)

Dicke Verluste im Geschäftsjahr lassen dem Stahlkonzern Salzgitter kaum Verteilungsspielraum. Für Anleger bedeutet dies eine beinahe halbierte Dividende. Den Beschäftigten steht nun eine wahre Rosskur bevor, sowohl in Deutschland als auch im Ausland.

Salzgitter
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Die Aktionäre des niedersächsischen Stahlherstellers Salzgitter spüren die schwache Stahlkonjunktur: Das MDax-Unternehmen will den Anteilseignern nur noch eine Dividende von 25 Cent je Aktie zahlen. Im vergangenen Jahr hatte die Gewinnbeteiligung noch 45 Cent betragen. Dem Konzern machten im Jahr 2012 vor allem niedrige Preise und hohe Rohstoff- sowie Energiepreise zu schaffen. Der Konzern rutschte deshalb trotz höherer Umsätze tief in die Verlustzone. Im laufenden Jahr will der Stahlhersteller aber wieder schwarze Zahlen schreiben.

"Gemessen an der gegenwärtigen Nachfrage existiert weltweit und explizit in Europa ein Kapazitätsüberhang", schrieb der Unternehmensvorstand im Vorwort zum Geschäftsbericht für das Jahr 2012. "Wie in solchen Konstellationen üblich, führt dies zu existenziell bedrohlichem Preiswettbewerb, der Margen und Ergebnisse bis in Verlustzonen fallen lässt." Salzgitter hatte gleichwohl schon Ende Februar für das laufende Jahr einen Vorsteuergewinn im unteren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich in Aussicht gestellt.

Von Größe 56 auf 50

Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann will kürzen.

Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann will kürzen.

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Konzernchef Heinz Jörg Fuhrmann kündigte weitere Sparmaßnahmen an. "Es sind verstärkte Anstrengungen nötig", betonte er mit Blick auf zu große Kapazitäten in Europa. "Wir wollen eine neue, schlankere, kundenorientierte AG auf die Beine stellen", sagte Fuhrmann.

Mit einem Anpassungsprogramm "Salzgitter 2015" soll auf sinkende Margen und härteren Wettbewerb reagiert und das Unternehmen neu aufgestellt werden. Die Organisationsprozesse würden umfassend überprüft. Drei Sorgenkinder stünden dabei im Fokus. Zu ihnen gehören die KHS GmbH, die Peiner Träger GmbH, aber auch die französische Tochter Salzgitter Mannesmann Precision. "Der Anzug muss von Größe 56 auf Größe 50 herunter geschneidert werden", meinte Fuhrmann mit Blick auf die Auslandstochter. Es gebe keine Anzeichen, dass sich die französische Automobilindustrie erhole. Der Standort Peine solle erhalten bleiben: "Aber das bedingt eine Rosskur", betonte Fuhrmann.

Rotes Jahr

Das Jahr 2012 war für Salzgitter teuer. Unter dem Strich fiel ein Verlust von 99,8 Mio. Euro an, nach einem Gewinn von 236,0 Mio. Euro im Jahr zuvor. 62,3 Mio. Euro des Fehlbetrags sind nach Angaben des Konzerns zwar auf eine Neubewertung von steuerlichen Verlustvorträgen zurückzuführen, doch auch vor Steuern meldete Salzgitter einen Verlust von 29,4 Mio. Euro. Im Jahr 2011 hatte der Konzern vor Steuern noch 201,6 Mio. Euro verdient. Salzgitter steigerte im vergangenen Jahr allerdings den Umsatz: Die Erlöse verbesserten sich um 6 Prozent auf 10,4 Mrd. Euro.

Schuld an der Ergebnisentwicklung ist vor allem das Stahlgeschäft: Wie Salzgitter schon Ende Februar mitteilte, verlor die Stahlsparte, die etwa Spundwände herstellt, im vergangenen Jahr vor Steuern 176,3 Mio. Euro. Im Jahr 2011 hatte sie noch 25,7 Mio. Euro zum damaligen Konzerngewinn vor Steuern beigetragen. Zwar setzte die Stahlsparte auch dank der verstärkten Belieferung von anderen Konzernteilen etwas mehr ab als im Vorjahr, doch die Preise fielen und die Rohstoff- und Energiekosten erhöhten sich. Auch für das Jahr 2013 rechnet Salzgitter in der Stahlsparte mit einem Vorsteuerverlust.

Auf hohe Kosten und starken Wettbewerb in der Stahlbranche hat auch der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff, hingewiesen. Die Rohstahlproduktion in Deutschland wird nach einer Prognose der Wirtschaftsvereinigung im laufenden Jahr voraussichtlich bei rund 43 Mio. Tonnen stagnieren. Im vergangenen Jahr war das Herstellungsvolumen nach Angaben des Verbands erheblich zurückgegangen, und zwar um 4 Prozent auf 42,7 Mio. Tonnen.

Quelle: ntv.de, nne/DJ/dpa

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