Wirtschaft

Mit Rüstungsriese Finmeccanica Italien zielt auf EADS

Geschütz "Hitfact" der Rüstungssparte von Finmeccanica

Geschütz "Hitfact" der Rüstungssparte von Finmeccanica

(Foto: finmeccanica.it)

Die Fusion von EADS und BAE ist am politischen Proporz gescheitert. Aber nach dem Aus dient sich dem europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern bereits ein neuer Partner an. Die italienische Finnmeccanica steht bereit.

Italien legt EADS nach der gescheiterten Firmenhochzeit mit BAE den Rüstungskonzern Finmeccanica ans Herz. "Die geplatzte Fusion von EADS und BAE Systems hat verschiedene Optionen für Finmeccanica eröffnet, die zunächst vom Vorstand und dann von der Regierung geprüft werden sollten", sagte Verteidigungsminister Giampaolo Di Paolo. "Ich würde es gerne sehen, wenn diese Überprüfung sehr schnell ginge."

Der Vorstoß kommt überraschend, da sich italienische Politiker bisher gegen Teilverkäufe des Konzerns ins Ausland stellten. Finmeccanica ist zu einem Drittel im Staatsbesitz. Es entwickelt und baut unter anderem Raketen, Torpedos, Hubschrauber und Flugzeuge. Der Umsatz der Gruppe liegt bei rund 19 Mrd. Euro.

EADS war für eine Stellungnahme vorerst nicht zu erreichen. EADS-Chef Thomas Enders will nun die Weichen für seinen Konzern neu stellen. Im Fokus steht dabei das Rüstungsgeschäft, wie aus einem Schreiben an die Mitarbeiter hervorgeht. "Wir werden uns jetzt die Zeit nehmen, um klar eine Reihe Lehren aus dieser Erfahrung zu ziehen", hieß es. "Das Scheitern des Zusammenschlussprojekts ist bedauerlich, eine große Chance ist ungenutzt verstrichen. Doch das Leben geht weiter, und EADS wird seinen eindrucksvollen Wachstumskurs im zivilen Luft- und Raumfahrtgeschäft fortsetzen", schrieb Enders. Der 53-Jährige räumte ein, die Abneigung der Bundesregierung gegen die Fusion unterschätzt zu haben. "Ich bin bereit einzugestehen, dass ich nicht mit so heftigem Widerstand gegen diesen Zusammenschluss gerechnet habe, vor allem nicht aus Berlin." Die geplante Fusion war am Mittwoch am Streit zwischen den beteiligten Regierungen über die künftigen Staatsanteile gescheitert.

Rückendeckung für Enders

Airbus
Airbus 40,40

Die Bundesregierung stützte Enders aber erneut, nachdem Zweifel an seiner Zukunft an der Konzernspitze laut geworden waren. "Die Bundesregierung will, dass Enders bleibt", hieß es aus Regierungskreisen. Es bleibe abzuwarten, ob Enders aus Frust seinen Job hinwerfe. "Aber wir gehen davon aus, dass er weiter macht." Ansonsten müsse man wieder in komplizierte Verhandlungen mit den Franzosen über die deutsch-französische Balance eintreten, sagte der Regierungsvertreter. Der EADS-Verwaltungsrat sagte Enders seine "starke Unterstützung" zu.

Finmeccanica
Finmeccanica 21,91

Das EADS-Geschäft mit Militärausrüstung stand allerdings bereits vor den Fusionsplänen vor einer schwierigen Zukunft. Die bestehenden Bestellungen für Kriegsgerät wie den Kampfjet Eurofighter oder den Transporthubschrauber NH90 wurden von den klammen europäischen Regierungen neu verhandelt. Die Exportchancen für die Modelle erwiesen sich als gering. Zudem plagten EADS die Verzögerungen für den Militärtransporter A400M und die Zukunft der Drohne Talarion ist ungewiss. Erst vor wenigen Wochen wechselte Enders den Chef der Sparte aus.

Politischer Proporz

Eine Einkaufstour in Europa erscheint vor dem Hintergrund des Politpokers um die Fusion mit den Briten schwierig. Ähnlich wie Finmeccanica ist auch die französische Thales eng mit ihrer Regierung verbunden und gehört zu gut einem Viertel dem Staat. Panzerbauer wie Krauss-Maffei Wegmann oder Rheinmetall haben mit ähnlichen Problemen wie EADS zu kämpfen.

So dürfte sich - abgesehen von der italienischen Avance - der Schwerpunkt von der alten Welt über den Atlantik verschieben. Besonders dort werde EADS seine Jagd nach Übernahmezielen fortsetzen, sagte Nordamerika-Chef Sean O'Keefe. Der Konzern werde "unerschrocken" die Eroberung von Marktanteilen in der Neuen Welt verfolgen.

BAE bangt um US-Geschäft 

In Großbritannien bangt BAE unterdessen um die Zukunft seines US-Geschäfts, mit dem der Konzern fast die Hälfte seines Umsatzes erzielt. Zwar liege man im Rahmen der Erwartungen, erklärte BAE. Es könne aber einige Schwierigkeiten im letzten Quartal 2012 geben, da die US-Regierung versuche, durch Kürzungen im Militärhaushalt die Staatsausgaben zu verringern. Dem hatte BAE durch die Fusion mit EADS eigentlich entgegenwirken wollen.

In Übersee werde BAE weiter Ausschau nach Fusionen halten, kündigte der amerikanische Ableger des Konzerns an. Dies gelte unter anderem für das Sicherheits- und Elektronik-Geschäft. EADS-Chef Enders betonte, auch ohne eine Firmenehe eng mit BAE zusammenarbeiten zu wollen. "Unsere Beziehung ist sogar gestärkt aus diesen gemeinsamen Bemühungen hervorgegangen - dies ist eine hervorragende Grundlage für die weitere Intensivierung unserer Geschäftsbeziehungen im Verteidigungsbereich."

Quelle: ntv.de, bad/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen