Wirtschaft

"Eine herbe Enttäuschung" Deutschland entgeht knapp der Rezession

Wäre das BIP im ersten Quartal erneut zurückgegangen, hätte sich Deutschland trotz seines sehr robusten Arbeitsmarkts nach technischer Definition in einer Rezession befunden.

Wäre das BIP im ersten Quartal erneut zurückgegangen, hätte sich Deutschland trotz seines sehr robusten Arbeitsmarkts nach technischer Definition in einer Rezession befunden.

(Foto: dpa)

Die Konjunktur in Deutschland kommt nur langsam wieder in Schwung. Die Wirtschaftsleistung bleibt im ersten Quartal deutlich hinter den Erwartungen zurück. Hoffnungen auf eine kräftige Erholung im Gefolge zuletzt starker Konjunkturzahlen zerschlagen sich damit.

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Die deutsche Wirtschaft ist knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt. Nach dem Einbruch am Ende 2012 schaffte sie von Januar bis März nur ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt in einer Schätzung mit. Ökonomen hatten im Schnitt ein Plus von 0,3 Prozent erwartet. Im Schlussquartal war die Wirtschaftsleistung mit revidiert 0,7 (zuvor: 0,6) Prozent so stark gesunken wie seit dem Krisenjahr 2009 nicht mehr. Wäre das BIP im ersten Quartal erneut zurückgegangen, hätte sich Deutschland trotz seines sehr robusten Arbeitsmarkts nach technischer Definition in einer Rezession befunden. Zwei Minus-Quartale in Folge gelten als Rezession.

"Bei diesem schwachen Wachstum zu Jahresbeginn spielte allerdings auch die extrem winterliche Witterung eine Rolle", schrieben die Statistiker. Diese hatte vor allem im Februar und März viele Baustellen lahmgelegt. Wachstumsimpulse kamen "fast ausschließlich von den privaten Haushalten", die ihre Konsumausgaben erhöhten. Die Unternehmen investierten dagegen angesichts der Verunsicherung durch die Schuldenkrise erneut weniger. Auch vom Außenhandel gab es kaum Rückenwind, weil sowohl die Exporte als auch die Importe schrumpften.

"Aufwärtstrend dürfte sich festigen"

Angesichts der verbesserten Auftragslage in der Industrie und der erwarteten Frühjahrsbelebung in der Baubranche nach dem langen Winter dürfte sich der Aufwärtstrend der Bundesregierung zufolge aber fortsetzen. "Die Aufwärtsbewegung dürfte sich im weiteren Verlauf des Jahres festigen und verstärken", sagte das Bundeswirtschaftsministerium jüngst voraus. Wegen der niedrigen Arbeitslosigkeit, steigender Löhne und niedriger Inflation ist das Konsumklima derzeit so gut wie seit Oktober 2007 nicht mehr.

Im Vorjahresvergleich sank das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um 1,4 Prozent. "Dieser kräftige Rückgang war allerdings überwiegend kalenderbedingt: Im Berichtsquartal standen weniger Arbeitstage zur Verfügung als ein Jahr zuvor, was vor allem auf das zurückliegende Schaltjahr und die Lage der Osterfeiertage zurückzuführen ist," erklärten die Statistiker. Bereinigt um diese Effekte ging die Wirtschaftsleistung nur um 0,2 Prozent zurück.

Ökonomen reagieren enttäuscht

Konjunkturexperten waren teils in ersten Reaktionen nicht überzeugt, dass die Prognosen fürs Gesamtjahr zu halten sind. "Das ist eine herbe Enttäuschung", sagte Andreas Scheuerle , Dekabank. "Damit werden die Konjunkturprognosen für dieses Jahr nochmal deutlich nach unten gesenkt werden." Jörg Krämer , Chefvolkswirt bei der Commerzbank, strich heraus, dass auch das vierte Quartal schlechter ausfiel als erwartet. Damit sei auch "die Ausgangsbasis für die Prognose 2013 etwas niedriger". 

Auch wenn Deutschland sich besser als der Rest der Euro-Zone entwickle, seien die Konjunkturrisiken gestiegen. Das liege daran, dass die Weltkonjunktur etwas an Schwung verloren hat. "Die Schuldenkrise weicht langsamer aus den Köpfen der Unternehmer, weshalb sie weniger investieren", so Krämer.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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