Wirtschaft

Ein weiteres "Übergangsjahr" für Blessing Commerzbank schreibt Verlust

"Erste Initiativen zeigen bereits heute Wirkung - insbesondere im Privatkundengeschäft."

"Erste Initiativen zeigen bereits heute Wirkung - insbesondere im Privatkundengeschäft."

(Foto: dpa)

Die zweitgrößte Bank Deutschlands steuert weiter durch schwieriges Fahrwasser: Die Kosten für den massiven Stellenabbau schlagen voll auf das Ergebnis durch. Die Bank mit der gelben Schleife rudert mit tiefroten Zahlen in Richtung Kapitalerhöhung.

Der Umbau einer Bank ist ein langer Weg: Coba-Chef Martin Blessing, hier auf der Hauptversammlung am 19. April.

Der Umbau einer Bank ist ein langer Weg: Coba-Chef Martin Blessing, hier auf der Hauptversammlung am 19. April.

(Foto: REUTERS)

Bei der Commerzbank ist immer noch kein Ende der Durststrecke in Sicht: Die Kosten für den Abbau von bis zu 6000 Arbeitsplätzen haben das Geldinstitut im ersten Quartal wie erwartet in die rote Zahlen gedrückt. Der Verlust fiel mit 94 Mio. Euro allerdings geringer aus als von Analysten befürchtet. Im Vorjahreszeitraum hatte das Haus noch ein Plus von 355 Mio. Euro verbuchen können.

Das Dax-Unternehmen musste im Auftaktquartal wie angekündigt 493 Mio. Euro für den Stellenabbau zurücklegen. In der Kernbank - also ohne die zur Abwicklung bestimmten Sparten Immobilien-, Schiffs- und Staatsfinanzierung - sank das operative Ergebnis im Vorjahresvergleich vor allem wegen der niedrigen Zinsen von 866 Mio. Euro vor Jahresfrist auf 556 Mio. Euro.

Auf Jahressicht will Commerzbank-Chef Martin Blessing keine allzu zu großen Hoffnungen wecken: Er erwartet erst 2014 sichtbare Effekte des Umbaus. "Erste Initiativen zeigen bereits heute Wirkung - insbesondere im Privatkundengeschäft", sagte der Coba-Chef. Von einer Trendwende könne allerdings noch nicht gesprochen werden. Das Jahr 2013 bleibt nach Blessings Worten ein weiteres "Übergangsjahr".

Commerzbank
Commerzbank 13,90

Branchenbeobachter nahmen diese Ergebnisse mit gemischten Gefühlen auf: Der Rückenwind für die bevorstehende Kapitalerhöhung bleibe damit aus, hieß es. Die Commerzbank will ihre Aktionäre ab Mitte Mai um weitere 2,5 Mrd. Euro an frischem Kapital bitten, um die übrigen Stillen Einlagen des Staates und der Allianz zu tilgen.

An der Frankfurter Börse reagierten Anleger zuversichtlich: Der Kurs der Commerzbank-Aktie zog am Morgen zeitweise deutlich mehr als zwei Prozent an und notierte zeitweise über der Marke von 11 Euro.

Schwierige "Entstaatlichung"

Der staatliche Rettungsfonds SoFFin lässt seine Beteiligung an der Bank dabei von 25 auf rund 18 Prozent abschmelzen. Blessing sprach von einer "Normalisierung der Aktionärsstruktur". Die Bank braucht das Geld auch, um ihre harte Kernkapitalquote nach den künftigen strengeren Basel-III-Vorschriften bis Ende 2014 auf 9 Prozent hochzuschrauben. Ende des Quartals waren es nach bislang geltenden Maßstäben nur 7,5 Prozent - ein im internationalen Maßstab magerer Wert.

Commerzbank in Zahlen

Kennzahlen Q1/2013

  • Bilanzsumme: 647,3 Mrd. Euro
  • Risikoaktiva: 209,8 Mrd. Euro
  • Ergebnis je Aktie: -0,02 Euro
  • rund 54.000 Mitarbeiter, davon
  • knapp 12.000 im Ausland
  • etwa 1200 Filialen
  • fast 15 Millionen Privatkunden
  • circa 1 Millionen Geschäfts- und Firmenkunden

(Quelle: Unternehmensangaben)

Der Deutschen Bank war es in der vergangenen Woche gelungen, binnen weniger Stunden fast drei Milliarden Euro Kapital einzusammeln.

Angesetzt ist die Kapitalerhöhung früheren Angaben zufolge für Mitte Mai bis Anfang Juni. Auf der extra vom 22. Mai auf den 19. April vorgezogenen Hauptversammlung segnete die Mehrheit der Aktionäre das Vorhaben ab. Analysten und Investoren hatten kritisiert, dass die Commerzbank schon an die Aktionäre herantrete, obwohl sie noch keine Erfolge beim Umbau vorweisen könne.

Zinsdruck im EZB-Schatten

"Vor dem Hintergrund eines nach wie vor herausfordernden Konjunktur- und Kapitalmarktumfeldes gehen wir davon aus, dass das operative Ergebnis 2013 durch einen anhaltenden Ertragsdruck, eine leicht steigende Risikovorsorge sowie den investitionsbedingten Kostenanstieg geprägt sein wird", fasste Coba-Finanzvorstand Stephan Engels den Blick aufs Gesamtjahr zusammen.

Die Coba-Aktie

Zur Aktie

  • ISIN: DE000CBK1001
  • ausgegebene Anteilsscheine: 582.951.385 Stück
  • Anteil institutioneller Investoren: 47 Prozent
  • 25 Prozent + 1 Aktie in Staatshand (SoFFin)
  • größter Einzelaktionär nach der BRD: Blackrock mit mehr als 3 Prozent
  • Anteil privater Kleinaktionäre: 25 Prozent
  • Anteil der im Inland gehaltenen Aktien: 58 Prozent

Kursdaten*

  • 52W-Hoch: 17,33 Euro
  • Jahreshoch: 11,34 Euro
  • Allzeithoch: 356,22 Euro
  • 52W-Tief: 9,70 Euro
  • Jahrestief: 9,70 Euro
  • Allzeittief: 9,70 Euro

(Quelle: vwd, Unternehmensangaben;
* jeweils nach Reversal Split)

Operativ blieb die Entwicklung bereits im Auftaktquartal durchwachsen. Ein Lichtblick: Der Provisionsüberschuss fiel mit 847 Mio. Euro etwas besser als erwartet aus und ging im Vergleich zum Vorjahr wenig zurück. Die Rahmenbedingungen erschweren allerdings das Bankgeschäft.

Die Commerzbank bekommt die Konsequenzen der extremen Niedrigzinsphase deutlich zu spüren. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres brach der Zinsüberschuss von 1,7 Mrd. Euro im Vorjahr auf 1,4 Mrd. Euro ein. In diesem Zusammenhang hatte HVB-Chef Theodor Weimer kürzlich mit Blick auf die zusätzlich verschärften Rahmenbedingungen durch verschärfte Aufsichtsvorschriften von grundlegenden Veränderungen im Bankengeschäft gesprochen.

Vergleich mit der Deutschen Bank

Mit diesem Ergebnis liegt die Commerzbank weitgehend im Einklang mit anderen deutschen Privatbanken, wie etwa die Postbank. Im Vergleich zur Deutschen Bank, deren Zahlen wegen des starken Standbeins im Investmentbanking nur teilweise vergleichbar sind, hinkt die Commerzbank dagegen hinterher. Zwar machte auch die Commerzbank Fortschritte bei den Kostensenkungen. Doch diese fielen geringer als bei der Deutschen Bank aus.

Deutlich erkennbare Fortschritte erzielt die zweitgrößte deutsche Bank bislang nur beim Ausstieg aus der Immobilien-, Schiffs- und Staatsfinanzierung. Bis die Initiativen Wirkung zeigten, mit denen vor allem das ertragsschwache Filialgeschäft der Commerzbank auf Trab gebracht werden soll, sei es noch ein langer Weg, räumte Blessing ein. "Maßgebliche Erfolge unserer strategischen Wachstumsinitiativen können wir, wenige Monate nach Ankündigung, selbstverständlich noch nicht verbuchen." Daher blieben die Zahlen für das erste Quartal im Rahmen der eigenen Erwartungen.

Kleine Fortschritte bei den Altlasten

Im Kerngeschäft - also ohne die interne "Bad Bank" - ging der Gewinn wie bereits deutlich zurück. Dagegen reduzierte die 143 Mrd. Euro schwere Abbau-Einheit den Verlust von minus 454 Mio. Euro vor Jahresfrist auf minus 87 Mio. Euro.

Vor allem gewerbliche Immobilien- und Staatsfinanzierungen seien seit Beginn des Jahres um insgesamt 7,3 Mrd. Euro abgebaut worden. Derzeit verhandelt die Bank Finanzkreisen zufolge über einen Verkauf von 4 Mrd. Euro schweren Immobilien-Kreditbeständen in Großbritannien. In der Schiffsfinanzierung seien aber weiterhin hohe Abschreibungen auf faule Kredite zu erwarten, hieß es.

Auch das Aushängeschild der Bank, die Mittelstandsbank, verdiente mit 325 Mio. Euro deutlich weniger als ein Jahr zuvor. Damals hatte die auf den deutschen Mittelstand ausgerichtete Coba-Tochter noch einen Gewinn von 486 Mio. Euro erzielt. Grund für diesen Rückgang seien die niedrigen Zinsen und eine mäßige Nachfrage nach neuen Krediten.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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