Wirtschaft

Satter Milliardengewinn Commerzbank prescht vor

Sonnenschein über der Coba-Zentrale in Frankfurt am Main.

Sonnenschein über der Coba-Zentrale in Frankfurt am Main.

(Foto: dpa)

Die teilverstaatlichte Bank startet mit einem deutlichen Gewinnsprung ins Jahr. Wie der Konzern vorzeitig mitteilt, beläuft sich das Konzernergebnis auf rund 1,0 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor standen nach Steuern 708 Millionen Euro in den Büchern. Die Zahlen waren ursprünglich für Ende der Woche angekündigt.

Sprecher des Vorstand: Martin Blessing (Archivbild)

Sprecher des Vorstand: Martin Blessing (Archivbild)

(Foto: dpa)

Ein guter Jahresstart verschafft der Commerzbank Rückenwind für die Hauptversammlung an diesem Freitag. Der Vorsteuergewinn stieg im ersten Quartal um fast 43 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro, wie der teilverstaatlichte Frankfurter Dax-Konzern überraschend mitteilte. Unter dem Strich verdiente Deutschlands zweitgrößte Bank nach vorläufigen Zahlen rund eine Milliarde Euro - nach gut 700 Mio. Euro ein Jahr zuvor.

Die Zahlen zum ersten Quartal waren eigentlich erst für diesen Freitag, dem Tag der Hauptversammlung, angekündigt. Die Werte lagen klar über den Markterwartungen. Da wollte man offenbar nicht mehr warten. Positiver Nebeneffekt der vorgezogenen Veröffentlichung: Die guten Zahlen könnten die Kritik an Martin Blessing und seinen Vorstandskollegen mindern. Aktionäre werfen dem Management vor, den Konzern durch die Übernahme der angeschlagenen Dresdner Bank ohne Not in die Fänge des Staates getrieben zu haben.

Blessing bläst zum Aufbruch

Der überraschend deutliche Gewinnsprung gibt der Commerzbank Rückenwind für die anstehende Milliarden-Kapitalerhöhung: Am Aktienmarkt stieg der Kurs der Commerzbank-Papiere am Montag um 3,3 Prozent auf 4,44 Euro nach oben. Das wiederum verbessert die Chancen der Bank, ihre neuen Aktien Ende Mai zu einem höheren Kurs zu verkaufen als geplant. Mit dem Erlös der Platzierung will sie sich aus dem Korsett des Staates befreien und dessen Stille Einlagen zum größten Teil tilgen.

Für Commerzbank-Chef Martin Blessing ist die Rückzahlung von 14,3 Mrd. Euro an den Bankenrettungsfonds SoFFin, die bis Ende Juni über die Bühne gehen soll, der erste Befreiungsschlag. Mit den Quartalszahlen legt die Commerzbank nun die Basis, dass der Aktienkurs trotz der Kapitalerhöhung nicht abrutscht.

Die gigantische Kapitalerhöhung ist darauf ausgelegt, die Staatshilfe schneller als erwartet weitgehend abzuschütteln. Bis Mitte Juni soll mit den 14,3 Mrd. Euro ein Großteil der noch 16,2 Mrd. Euro Staatshilfe zurückgezahlt werden. Insgesamt 11 Mrd. Euro davon sollen aus der Kapitalerhöhung kommen. Die Alt-Aktionäre, deren Anteile massiv verwässert werden, müssen den komplexen Plänen bei der Hauptversammlung noch zustimmen.

Kritiker unter den Eigentümern könnte besänftigen, dass das Geschäft wieder runder läuft: Nach Commerzbank-Angaben schlossen alle Segmente der Kernbank - zu der Privatkundengeschäft, Mittelstandsbank, Osteuropageschäft und Investmentbanking gezählt werden - die Monate Januar bis März positiv ab. Zusammen erzielten sie ein operatives Ergebnis von rund 1,2 Mrd. Euro. Das Institut profitierte auch von einer geringeren Risikovorsorge und leicht gesunkenen Verwaltungskosten: Die Vorsorge für faule Kredite ging deutlich auf 320 Mio. Euro zurück. Die Verwaltungsaufwendungen verringerten sich auf unter 2,2 Mrd. Euro.

Stimmung für die Hauptversammlung

Für das Gesamtjahr hatte Blessing bisher ein operatives Ergebnis "deutlich" über den 1,4 Mrd. Euro des Vorjahres angepeilt - als Zwischenziel zu den 4 Mrd. Euro, die es 2012 werden sollen. Nun hoffen die Aktionäre, dass er auf der vorgezogenen Hauptversammlung am Freitag in Frankfurt vielleicht über die bisherige Prognose hinausgeht.

Der Aufschwung in Deutschland spielt der Bank dabei in die Hände. Nach drei Monaten hat sie bereits fast die Hälfte dessen im Sack, was Analysten der Bank vor Steuern für das ganze Jahr zugetraut hatten. Unter dem Strich blieb der Bank ein Gewinn von rund 1 Mrd. Euro. Im ersten Quartal 2010 waren es 708 Mio. Euro. Ein Teil des Überschusses ist allerdings schon verplant: Bis Ende Juni muss die Commerzbank noch 1,03 Mrd. Euro an den SoFFin zahlen, weil sie die Stille Einlage früher tilgt als geplant.

Sorgenkinder Immobilien und Schiffe

Vor allem bei Krediten an deutsche Mittelständler, denen die Commerzbank in der Krise die Stange gehalten hatte, zeigte sich die Erholung der Konjunktur: Weil es ihnen besser geht, musste die Bank nur noch 320 Mio. Euro für faule Kredite zur Seite legen, halb soviel wie Anfang 2010. LBBW-Analyst Olaf Kayser lobte: "Was überzeugt, ist die deutlich gesunkene Risikovorsorge."

Dass die Quartalszahlen besser ausfallen würden als geplant, hatte Finanzchef Eric Strutz bereits Anfang April angedeutet - obwohl das Kapitalmarktgeschäft nicht mehr so gut lief wie vor einem Jahr. In den drei Kernbereichen - neben der Investmentbank das Privatkunden- und das Mittelstandsgeschäft - lag der Gewinn operativ allein bei 1,2 Mrd. Euro, wie die Commerzbank nun erklärte. Die Verluste der anderen Bereiche - der eigenen "Bad Bank" und des Sorgenkinds Immobilien- und Schiffsfinanzierung - zogen die Bank kaum noch nach unten. 360 Mio. Euro spülte zudem die Umwandlung von Hybridpapieren in Aktien in die Kasse.

Vom Prügelknaben zum Hoffnungsträger?

Dennoch: Ob Blessing der Imagewandel vom Prügelknaben zum Hoffnungsträger am Freitag in der Jahrhunderthalle Höchst gelingt, ist fraglich. Immerhin sind ihm die nötigen Beschlüsse, um den Staat abzuschütteln, dank dessen Zustimmung und der des zweiten Großaktionärs Allianz wohl sicher. Dann steht der Kapitalerhöhung nichts mehr im Wege. Dass die Bank dabei die noch fehlenden 3,95 Mrd. Euro einsammeln kann, haben ihr die begleitenden Banken bereits garantiert.

Vom Ausgabepreis hängt ab, wie viele Aktien sie dafür ausgeben muss. Um die Aktionäre zu locken, muss das Institut Investmentbankern 40 bis 50 Prozent Abschlag auf den Börsenkurs einplanen. Insgesamt dürfte sich die Zahl der Commerzbank-Aktien mit dem Teilausstieg des Staates mehr als verdreifachen. Der SoFFin bleibt mit 25 Prozent in Form von Aktien beteiligt.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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