Wirtschaft

Turbulente Zeiten in Türkei, Thailand, Russland Anleger besorgt um Emerging Markets

Politische Turbulenzen bremsen die wirtschaftliche Entwicklung der aufstrebenden Wirtschaftsmächte. Russland fürchtet Terroranschläge. Proteste halten Thailand-Touristen fern. Die Türkei kämpft gegen die Lira-Abwertung. Was nun?

Sport ist im vor der Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi kaum ein Thema. Stattdessen dominieren Terroranschläge, Korruption, die Behandlung von Minderheiten und die politische Freiheit in Russland die Schlagzeilen. Der despotisch anmutende Regierungsstil hat aber nicht erst seit Sotschi wirtschaftliche Auswirkungen, der russische Aktienmarkt wird seit Jahren von der Politik negativ beeinflusst.

Zudem reißen die teuersten Winterspiele in der olympischen Geschichte riesige Löcher in die Kassen der staatlich kontrollierten Banken und Unternehmen. Das jedenfalls meint Pavel Laberko, Portfoliomanager für Aktien aus Emerging Europa von der Privatbank Union Bancaire Privée. Kein Wunder also, dass der Rubel gegenüber dem Euro auf einem Mehrjahrestief notiert und in den Sog der Schwellenländer-Krise hineingezogen wird.

Trendwende in der Türkei nicht in Sicht

Neben Russland beklagen auch Länder wie Türkei, Brasilien oder Thailand den Kursverfall ihrer Währungen. Gemein ist dem Quartett, dass neben den Währungsturbulenzen politische Faktoren dabei eine entscheidende Rolle spielen. In der Türkei sah sich etwa Ministerpräsident Erdogan im Sommer vergangenen Jahres heftigem Widerstand zahlreicher Bürger ausgesetzt, was sich in den Demonstrationen am Taksim-Platz in Istanbul mit Gewalt entlud.

Das und die jüngste Korruptionsaffäre der Regierung Erdogan hat ausländische Investoren verunsichert. Das hat  für ein Land mit heftigem Leistungsbilanzdefizit dramatische Konsequenzen. Die türkische Notenbank versucht jetzt, mit Zinserhöhungen gegenzusteuern und den Verfall der Lira zu stoppen.

Sollte allerdings das Wirtschaftswachstum dadurch Schaden nehmen, würde das die Lage der Türkei nur noch verschlimmern. Zudem steht in Frage, ob man Investoren, die gegen die Lira setzen, mit Zinserhöhungen vertreiben kann. In den 90er Jahren hat die Bank von England dies auch probiert, bis ein gewisser George Soros einen Mythos manifestierte und das Pfund in die Knie zwang.

Wahlausgang bringt keine Stabilität

Ganz anders ist die Herausforderung in Thailand. Seit Frühjahr 2013 schwächelt der Bath und liegt gegen US-Dollar und Euro auf einem Mehrjahrestief. Die Unruhen in Bangkok vertreiben die für die Wirtschaft so wichtigen Touristen, erst recht, seit Ende Januar ein Oppositionsführer bei einer Rede in der Hauptstadt erschossen wurde. Zwar ist die Stadt während den Protesten nur an einigen neuralgischen Punkten lahmgelegt - Shutdown nennen dies die demonstrierenden Gelbhemden - doch schon die derzeitige Nachrichtenlage kann Thailand keinesfalls gebrauchen.

Da hilft es zwar, dass man schon in den nahe gelegenen Königsstädten Sukkhothai oder Ayutthaya genauso wenig von Unruhe spürt wie in Chiang Mai im Norden oder auf den Inseln im Süden. Aber neben den Unruhen ist eben auch die thailändische Regierung für die Misere verantwortlich. Die hat sich jüngst verspekuliert, indem sie Bauern einen Mindestpreis für ihre Reisernte versprach. Auf dem Weltmarkt ist der Agrarrohstoffpreis aber so billig, dass nun eine deutliche Lücke im Staatshaushalt klafft. Die Opposition ist verärgert und vermutet, dass bei dem Versprechen nicht alles rechtmäßig abgelaufen sei. Regierungschefin Yingluck Shinawatra droht sogar eine Amtsenthebung durch die Antikorruptionsbehörde.

Das Kuriose an der Lage in Thailand: Da das Land seit Jahren schon immer wieder mit Unruhen zu kämpfen hat, sind Investoren in gewisser Weise daran gewöhnt. So notiert der Bath zwar auf Jahrestief zum Euro und hat seit Frühjahr 2013 knapp 30 Prozent verloren, aber auf die letzten 10 Jahre gesehen hatte man das aktuelle Niveau schon häufiger erreicht.

Freuen können sich alle europäischen Touristen in Thailand – Phad Thai und Reis mit Mango werden an den Garküchen noch günstiger. Von Investitionen in den thailändischen Aktienmarkt ist aber abzuraten, das Gleiche gilt für den türkischen oder russischen Aktienmarkt.

Quelle: ntv.de

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