Marktberichte

Wall Street schließt im Minus Zinsangst beendet Dow-Rally

(Foto: AP)

Die Angst vor unerwartet schnell steigenden Zinsen kostet die Wall Street ordentlich Punkte. Die Rekordrally der vergangenen Tage findet mit dem größten Tagesverlust seit fast zwei Monaten ein jähes Ende.

Sorgen vor schneller steigenden Zinsen in den USA haben am Donnerstag an der Wall Street für kräftige Abgaben gesorgt. Im Fahrwasser sehr positiver US-Konjunkturdaten hatten gleich mehrere US-Notenbanker, darunter auch Fed-Präsident Jerome Powell, Andeutungen gemacht, die US-Notenbank könnte in ihrer Zinspolitik von neutral auf leicht restriktiv gehen. Powell sprach von einem bemerkenswert positiven Ausblick für die US-Wirtschaft. Vor diesem Hintergrund sind die Blicke nun auf den US-Arbeitsmarktbericht für den September am Freitag gerichtet, denn starke Daten könnten die Fed darin bestärken, das Tempo bei den Zinserhöhungen zu verschärfen.

"Wir haben wirklich starke US-Daten und Kommentare von Fed-Mitgliedern erhalten, was für Aktien bullisch ist, aber das führt zu dem Nebeneffekt, dass Anleger denken, wir sollten mehr Inflation und schnellere Zinserhöhungen erwarten, was wiederum negativ für Aktien ist", sagte Analyst Randy Frederick von Charles Schwab. "Der langfristige Aufwärtstrend ist zwar weiterhin intakt, doch kurzfristig ergibt sich nur ein begrenzter Spielraum nach oben", ergänzte der Teilnehmer.

Der Dow-Jones-Index reduzierte sich um 0,7 Prozent auf 26.627 Punkte. Der S&P-500 büßte 0,8 Prozent auf 2.902 Punkte ein und der Nasdaq-Composite fiel um 1,8 Prozent auf 7.880 Punkte. Im Technologiesektor sei der Investitionsbedarf sehr hoch, weshalb steigende Marktzinsen stärker belasteten, sagte ein Teilnehmer. Umgesetzt wurden dabei 793 (Mittwoch: 872) Millionen Aktien. Den 625 (1.475) Kursgewinnern standen 2.417 (1.527) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 56 (89) Titel.

Die Renditen der US-Staatsanleihen legten leicht zu. Das positive Konjunkturumfeld wird erneut vom US-Arbeitsmarkt untermauert. Denn in den USA sind in der Vorwoche weniger Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt worden, obwohl Ökonomen einen Anstieg vorhergesagt hatten. Mit den gestiegenen Marktzinsen erhöht sich die Attraktivität von Rentenpapieren.

Zehnjährige US-Anleihen rentierten mit 3,19 Prozent und damit 0,4 Basispunkte über dem Vortagesniveau. Im Tageshoch wurde mit 3,23 Prozent der höchste Stand seit 2011 markiert. Analysten sehen die Rendite zehnjähriger Papiere zu Beginn des vierten Quartals bereits bis auf 3,37 Prozent klettern.

Zudem rückte auch der Handelskonflikt zwischen den USA und China wieder in den Fokus. Der Markt warte, ob die zweite Runde an Zöllen auf China-Importe komme, mit denen die Regierung von US-Präsident Donald Trump drohe, sagte Investmentstratege Mihir Wohra von Pimco. "Ich denke, wir werden aller Voraussicht nach eine Eskalation erleben, die nichts Gutes für die Märkte bedeutet, obgleich wir später ein Zurückrudern oder eine Abmachung sehen dürften."

US-Vizepräsident Mike Pence hat China Wahlbeeinflussung und eine gezielte Kampagne gegen Präsident Donald Trump vorgeworfen. China unternehme "beispiellose" Anstrengungen, um vor der Kongresswahl im November "die öffentliche Meinung in den USA zu beeinflussen", sagte Pence. Das Ziel Pekings sei letztlich ein Machtwechsel im Weißen Haus.

Am Devisenmarkt erholte sich der Euro nach seinem Fall auf das Zweiwochentief von 1,1463 Dollar leicht. Im Tageshoch war er bis auf 1,1542 Dollar gestiegen, konnte dieses Niveau allerdings nicht behaupten. Er notierte im späten US-Handel bei 1,1513 Dollar. Der Dollar machte dagegen wieder etwas verlorenem Boden gut und zeigte sich vor allem zu Schwellenländerwährungen fester. Die Bewegungen des Devisenmarktes seien vor allem von den Renditen am Rentenmarkt getrieben worden, so ein Teilnehmer.

Der Goldpreis konnte zwischenzeitliche Gewinne nicht behaupten und schloss den zweiten Handelstag in Folge mit einem Minus. Zur Begründung verwiesen Teilnehmer auf die weiter gestiegenen US-Renditen, welche das zinslose Edelmetall unattraktiver machten. Auch die leichte Dollar-Erholung belastete das Sentiment. Die Feinunze fiel zum US-Settlement um 0,1 Prozent auf 1.202 Dollar.

Nach einem Vierjahreshoch kamen die Ölpreise deutlich zurück. Hauptthema blieben die Auswirkungen der US-Sanktionen gegen den Iran am Ölmarkt. Bislang wurde der Ölpreis von Spekulationen getrieben, dass der Wegfall iranischen Erdöls durch andere Förderer nicht kompensiert werden könne. Doch gibt es auch andere Stimmen, weshalb die Ölpreise nun nachgaben. Der saudische Ölminister Khalid al-Falih kündigte eine steigende Rohölförderung im Oktober auf Rekordniveau an. US-Öl der Sorte WTI verbilligte sich zum US-Settlement um 2,7 Prozent auf 74,33 Dollar und verzeichnete damit den höchsten Tagesverlust seit Mitte August. Brent fiel um 2,0 Prozent auf 84,58 Dollar.

Gegen den schwachen Markttrend zeigten sich die Werte aus dem Banken- und Versicherungssektor mit einem Plus. Die beiden Sektoren profitierten von den steigenden Zinsen an den Anleihemärkten. Für den Banken-Index im S&P-500 ging es um 1,0 Prozent nach oben, der Versicherungssektor gewann 0,8 Prozent.

Bei den Einzelwerten stiegen die Aktien von Cloudera und Hortonworks. Die beiden Software-Unternehmen wollen fusionieren. Die Unternehmen rechnen mit einem Abschluss des Deals im ersten Quartal 2019. Cloudera sprangen um 11,5 Prozent nach oben, Hortonworks stiegen um 11,9 Prozent.

Barnes & Noble schossen um 21,8 Prozent nach oben, nachdem der Verwaltungsrat des Buchhandelskonzerns die Prüfung strategischer Alternativen angekündigt hat.

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Quelle: ntv.de, kpi/rts/DJ/dpa

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