Marktberichte

Dax-Anleger wieder munter Yellen schickt Dollar auf Achterbahnfahrt

Zinsbeschwichtigungen der US-Notenbankchefin
Janet Yellen. Wichtig: Erst einmal bleibt alles so, wie es ist.

Zinsbeschwichtigungen der US-Notenbankchefin Janet Yellen. Wichtig: Erst einmal bleibt alles so, wie es ist.

(Foto: AP)

Fed-Chefin Yellen sendet nur vage Signale für eine bevorstehende Zinsanhebung. Das reicht, um dem lethargischen Markt Feuer zu machen. Euro und Dollar reagieren mit einer Berg-und Talfahrt.

Das lange Warten hatte am Freitagnachmittag endlich ein Ende. Fed-Chefin Janet Yellen verkündete ihre mit Spannung erwarteten Einschätzungen zur wirtschaftlichen und geldpolitischen Lage der USA. Auch wenn die Aussagen nicht wirklich etwas Neues beinhalteten, reagierten die Aktienmärkte positiv.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,08

Nachdem die Anleger sich im Tagesverlauf bedeckt gehalten hatte, nahm der Dax nach der Rede 0,5 Prozent Plus und 10.587 Punkte mit in den Feierabend. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es knapp 0,4 Prozent rauf auf 21.560 Punkte. Auch der Technologiewerte-Index TecDax machte nach der Rede einen Satz in den grünen Bereich; er stieg 0,3 Prozent auf 1723 Zähler.

Der Euro-Stoxx-50 machte derweil 0,8 Prozent gut auf 3012 Zähler.

Die Argumente für eine Zinsanhebung haben laut Yellen an Zugkraft gewonnen. Es gebe Verbesserungen auf dem US-Arbeitsmarkt, zudem werde ein moderates Wirtschaftswachstum erwartet, sagte sie in ihrer Rede auf der Notenbanker-Konferenz der Fed in Jackson Hole in Wyoming. Zum Wichtigsten, dem Timing, wann genau die Fed den nächsten Zinsschritt wagen will, äußerte sie sich allerdings nicht.

"Die Investoren beruhigt, dass Janet Yellen eine Annäherung der Wirtschaft an die Ziele der Notenbank verkündet, gleichzeitig eine baldige Zinserhöhung aber noch nicht ausgemachte Sache ist", sagte Daniel Saurenz von Feingold-Research n-tv.de. Damit halte sie das Umfeld "im Optimalszenario niedriger Zinsen bei einigermaßen stabiler Wirtschaft in den USA". Gleichzeitig bleibe die Tür noch offen, denn fallen die Daten der kommenden Woche schwächer aus als gedacht, bleibe die Zinsschraube auch im September in Halteposition.

Eine Zinserhöhung bei der FOMC-Sitzung am 20. und 21. September bleibt also möglich. Yellen sicherte sich gleichzeitig aber für die Möglichkeit ab, dass sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen in den nächsten Wochen verschlechtern sollten. Besonders wichtig dürfte in diesem Zusammenhang der am 2. September anstehende Arbeitsmarktbericht für August sein.

Der Zinsschritt könnte also weiterhin im September, November oder Dezember kommen. "Unsere Entscheidungen hängen immer davon ab, in welchen Maß die hereinkommenden Daten den Ausblick (der Fed) bestätigen", sagte Yellen. "Yellen möchte den Tisch für September decken. Vielleicht liefert sie die Zinserhöhung aber erst im November oder Dezember", kommentierte Brian Jacobsen von Wells Fargo Funds. Die Erwartungen an eine US-Zinserhöhung bis Ende des Jahres sind in den vergangenen Tagen stetig gestiegen und liegen in der Zwischenzeit bei 57 Prozent.

Neben dem Top-Termin in den USA gab es aber auch hierzulande einige Termine. Die Rückmeldungen von der deutschen Konjunkturfront zum Beispiel waren positiv. Die Stimmung der deutschen Verbraucher hat sich trotz jüngster Terroranschläge und des überraschenden Brexit-Votums in Großbritannien wieder verbessert, wie das Marktforschungsunternehmen GfK mitteilte. Erst am Donnerstag hatte das Ifo-Institut über eine überraschende Stimmungseintrübung in den deutschen Unternehmen berichtet.

Bei den Einzeltiteln setzten sich im Dax die jüngst schwächelnden Vorzugsaktien von Volkswagen mit plus 3,1 Prozent an die Spitze. Anleger sind erleichtert über die Einigung zur Entschädigung der US-Händler. Insidern zufolge will der Wolfsburger Konzern seinen rund 650 US-Händlern insgesamt mindestens 1,2 Milliarden Dollar zahlen.

Im SDax der geringer kapitalisierten Unternehmen verloren die Papiere von ElringKlinger 0,3 Prozent. Hier belastete eine gestrichene Kaufempfehlung des Bankhauses Lampe. ElringKlinger habe den Wandel von einem hoch profitablen Nischenspezialisten zu einem breit aufgestellten Zulieferer nicht geschafft, monierte Analyst Christian Ludwig.

Ein Höhepunkt in Deutschland war die mit Spannung erwartete Hauptversammlung bei Stada. Bei dem Aktionärstreffen kam es zu einem heftigen Schlagabtausch. Vor der Kampfabstimmung um die Neubesetzung des Aufsichtsrats überzogen sich der Großaktionär Active Ownership Capital (AOC) und der amtierende Aufsichtsratschef Martin Abend gegenseitig mit scharfen Vorwürfen. Das Gezerre um die Neubesetzung des Aufsichtsrates bei Stada dauert an. Die Aktionäre zeigen sich stoisch. Die Papiere notierten nahezu unverändert.

Wall Street: Sturm bleibt aus

Janet Yellen hat gesprochen. Ihre mit Spannung erwartete Rede auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole schickte zwar den Dollar, das Gold und die Anleihekurse auf eine Achterbahnfahrt, kam aber an der Wall Street zunächst gut an.

Der Dow-Jones-Index fiel um 0,3 Prozent auf 18.395 Punkte. Im Tageshoch hatte der Index bei 18.572 Punkten notiert. Der S&P-500 verlor 0,2 Prozent. Der Nasdaq-Composite gewann hingegen 0,1 Prozent. Umgesetzt wurden 822 (718) Millionen Aktien. Dabei standen den 1.206 (1.682) Kursgewinnern 1.821 (1.341) -verlierer gegenüber, während 102 Titel unverändert schlossen.

Unter den Einzelaktien gaben Herbalife um 2,3 Prozent nach. Schlagzeilen, wonach Großinvestor Carl Icahn über einen Verkauf seines Anteils am Hersteller von Nahrungsergänzungsmittel nachdenkt, belasteten den Kurs. Die Investmentbank Jefferies sucht derzeit offenbar nach einer geeigneten Gruppe von Bietern.

Gamestop verloren 10,6 Prozent und Splunk 10,1 Prozent. Der Computerspieleeinzelhändler Gamestop hat in seinem zweiten Quartal die Umsatzerwartungen verfehlt und leidet weiter darunter, dass viele Spiele online heruntergeladen und nicht mehr im Laden gekauft werden. Bei Splunk agierte der Markt offenbar nach dem Motto, bei guten Nachrichten zu verkaufen. Das Softwareunternehmen überzeugte sowohl mit seinen Quartalszahlen als auch mit dem Ausblick. Lediglich die Prognose für die operative Marge hob Splunk nicht an. Seit dem Tief im Februar hatte sich der Aktienkurs allerdings bereits verdoppelt.

Der Kurs der Kosmetikkette Ulta gab um 6,1 Prozent nach. Das Unternehmen übertraf zwar mit seinen Geschäftszahlen im zweiten Quartal die Erwartungen, enttäuschte aber mit dem Gewinnausblick. Einen Kursrückgang um 3,9 Prozent erlebten Talend. Das im Juli erst an die Börse gekommene Unternehmen, das auf die Integration von Daten spezialisiert ist, hat in seinem zweiten Quartal den Verlust fast verdoppelt.

Asien: Pekings Liquiditätsspritze wirkt

Das Motto an den Märkten in Südostasien war am Morgen Risikovermeidung. Vor der Yellen-Rede in Jackson Hole trennten sich Anleger lieber von Aktien.

Die rote Laterne trug zum Wochenausklang der Aktienmarkt in Tokio. Der Nikkei-Index verlor 1,2 Prozent auf 16.361 Punkte. In Japan trübten enttäuschende Verbraucherpreise die Stimmung. Im Juli gingen die Preise den fünften Monat in Folge zurück und markierten dabei das stärkste Minus seit mehr als drei Jahren. Die Preise rutschten um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ab. Volkswirte hatten nur mit einem Rückgang um 0,4 Prozent gerechnet. Einige Akteure befürchten angesichts des neuerlich nicht vorhandenen Preisauftriebs, dass der Notenbank die Lockerungsinstrumente ausgehen, um für steigende Preise zu sorgen.

An den chinesischen Börsen ging es entgegen der Tendenz an den anderen Plätzen nach oben, allerdings konnten die im Tagesverlauf erzielten höhere Gewinne nicht bis zum Ende gehalten werden. Hier zeigte die von der Notenbank des Landes verabreichte Medizin Wirkung. Nach der umgerechnet gut 10 Milliarden Euro schweren Liquiditätsspritze für das Geldsystem am Donnerstag hat sie am Freitag nochmals die Dosis erhöht. Im gesamten Wochenverlauf flossen dem Markt damit gut 41 Milliarden Euro zu.

Der Schanghai-Composite stieg um 0,1 Prozent auf 3070 Punkte, in Hongkong fiel das Plus etwas größer aus. Für Kauflaune habe auch gesorgt, dass der Regulierer der Versicherungswirtschaft einen angeblich geplanten massiven Mittelabzug vom Markt dementiert habe, hieß es. Am Vortag hätten Gerüchte für Verkäufe gesorgt, dass hier ein Abzug im Volumen von umgerechnet bis zu 80 Milliarden Euro drohe.

Devisen: Starke Schwankungen bei Euro und Dollar

Der Euro reagierte nur für kurze Zeit mit starken Kursschwankungen auf Aussagen von Yellen. Nach einer Rede der Währungshüterin pendelte sich die Gemeinschaftswährung schnell wieder in der Nähe der Marke von 1,13 US-Dollar ein.

Am Nachmittag stand der Kurs bei 1,1295 Dollar und damit kaum verändert zum Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1290 (Donnerstag: 1,1290) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8857 (0,8857) Euro.

Rohstoffe: Ölpreise leicht gesunken

Saudi-Arabien dämpfte derweil Spekulationen auf eine Fördergrenze für Rohöl und schickte damit die Preise für den Rohstoff nach unten. Der Energieminister des Landes, Khalid Al-Falih, sagte in einem Interview, er glaube nicht, dass ein signifikantes Eingreifen im Markt notwendig sei. Der Markt könne sich von selbst ausbalancieren und bewege sich in die richtige Richtung.

Die Nordsee-Sorte Brent notierte am Nachmittag unverändert bei 49,92 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Leichtöl WTI stieg 0,9 Prozent auf 47,73 Dollar nach.

Die Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder(Opec) wollen sich Ende September am Rande des Internationalen Energieforums in Algerien treffen, um über die im Markt herrschenden Überkapazitäten zu beraten. Bereits im April waren Gespräche zwischen den Opec-Förderländern über eine Deckelung der Produktion gescheitert.

"Ich erwarte nicht, dass bei dem Opec-Treffen in Algerien eine Fördergrenze beschlossen wird", sagte Rohstoffhändler Oystein Berentsen vom Rohstoff-Broker Strong Petroleum. "Wichtige Mitglieder der Organisation sind viel zu sehr auf ihren eigenen Marktanteil besorgt." Damit sich die Ölpreise auf längere Sicht über der 50 Dollar Marke halten könnten, müssten die Überkapazitäten deutlicher reduziert werden.

Quelle: ntv.de, ddi/ppo/kpi/dpa/rts/DJ

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