Marktberichte

Hiobsbotschaften aus Europa Wall Street zollt Erholungsrally Tribut

In dem negativen Börsenumfeld wurden die Geschäftsausweise der Unternehmen noch kritischer beäugt.

In dem negativen Börsenumfeld wurden die Geschäftsausweise der Unternehmen noch kritischer beäugt.

(Foto: AP)

Wieder aufkeimende Ängste vor einer weltweiten Konjunkturdelle und maue Firmenbilanzen drücken die Wall Street ins Minus. Insbesondere aus Europa kommen beunruhigende Nachrichten.

An der Wall Street gab es kurz vor Wochenschluss keine Kaufgründe. Vor allem lastete die Sorge um den endlos schwelenden Handelskonflikt zwischen Amerika und China. Gab es hier noch kürzlich vage Hoffnungen, teilte US-Präsidentenberater Larry Kudlow nun mit, dass eine "erhebliche Distanz" zwischen den Vorstellungen beider Länder gegeben sei. Zudem hieß es, US-Präsident Donald Trump werde seinen chinesischen Amtskollegen Xi Jinping wohl vorerst nicht treffen. Für die Investoren am US-Markt steht dieses Thema ganz oben.

Daneben mehren sich die Sorgen über die Weltkonjunktur. Eine Reihe von Hiobsbotschaften kam vor allem aus Europa herüber. Die EU-Kommission hat ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum des Euroraums zum Teil heftig gesenkt. Zuvor hatte bereits das produzierende Gewerbe in Deutschland eine herbe Enttäuschung geliefert und die Bank of England ihre Wachstumsprognose für Großbritannien gesenkt. Die Volkswirte der Societe Generale warnen bereits vor einer möglichen Rezession.

Dass der Markt nicht stärker abstürzte, lag wohl auch an der bombenfesten Unterstützung des Dow-Jones-Index bei 25.000 Punkten. Denn die Marke ist nicht nur psychologisch wichtig, hier verläuft auch die viel beachtete 200-Tage-Linie.

Der Dow-Jones-Index verlor 0,9 Prozent auf 25.170 Punkte. Für den S&P-500 ging es um 0,9 Prozent auf 2.706 Punkte nach unten. Der Nasdaq-Composite fiel um 1,2 Prozent auf 7.288 Punkte. Der Umsatz stieg auf 943 (Mittwoch: 792) Millionen Aktien. Dabei standen sich an der Nyse 922( 1.184) Kursgewinner und 2.024 (1.769) -verlierer gegenüber, während 97 (100) Titel unverändert schlossen.

Auch an den Sektoren zeigte sich die Vorsicht der Anleger. Denn am besten schnitten noch die defensiven Branchen ab, wie etwa Versorger (+1 Prozent) oder Lebensmittel (-0,2 Prozent). Abverkauft wurden Halbleiter (-2,7 Prozent) und Energie (-2,4 Prozent). Fiat Chrysler und Twitter enttäuschen

In dem negativen Börsenumfeld wurden die Geschäftsausweise der Unternehmen noch kritischer beäugt. Um gut 12 Prozent brachen die Aktien von Fiat Chrysler an der Nyse nach Vorlage von Geschäftszahlen ein. Hier spiegelt sich das verschärft schlechte Sentiment gegenüber der Branche wider, obwohl Fiat Nettogewinn und Umsatz gesteigert hat. Belastend wirkte jedoch wie bei anderen Aktien die Ankündigung höherer Investitionen, die die Margen belasten und damit die Cashflow-Erwartungen an das laufende Jahr senken. Zudem enttäuscht der Ausblick.

Die Twitter-Aktie reagierte mit einem Absturz von 9,8 Prozent auf den Viertquartalsausweis des Kurznachrichtendiensts. Das Unternehmen hat zwar dank eines Rekordumsatzes im Quartal den ersten Gewinn seiner Geschichte erzielt, Beobachter bemängelten jedoch den Ausblick.

Der Aufwärtstrend beim Mobilfunkanbieter T-Mobile US ist weiterhin ungebrochen. Nach einem starken vierten Quartal und Gesamtjahr 2018 will die US-Tochter der Deutschen Telekom auch in diesem Jahr mehr verdienen und neue Kunden anlocken. Die Aktie stieg um 2 Prozent.

Für Chipotle Mexican Grill ging es 11,4 Prozent nach oben. Die Restaurantkette setzte mehr um und verdiente mehr als erwartet und kündigte zudem einen Aktienrückkauf an. Fortinet wurden 2,3 Prozent niedriger gehandelt, nachdem der Internet-Sicherheitsspezialist die Erwartungen im abgelaufenen Quartal übertroffen hat. Doch auch hier enttäuschte die Unternehmensprognose, die Aufschläge verhindert.
Der Versicherer Metlife verfehlte auf der Einnahmenseite die Konsensprognose, übertraf sie aber beim Gewinn. Die Aktie gab 3,7 Prozent nach. Match Group, der Betreiber von Internet-Partnersuchseiten wie Tinder, kommt mit seinen Geschäftszahlen gut an, der Kurs stieg um 5 Prozent. Die Titel des US-Börsenbetreibers Intercontinental Exchange (ICE) büßten nach Viertquartalszahlen 2,4 Prozent ein.

SunTrust Banks und BB&T wollen sich zur sechstgrößten Bank gemessen an Vermögenswerten und Einlagen zusammenschließen. Die Transaktion hat einen Umfang von 66 Milliarden Dollar. SunTrust zogen um 10 und BB&T um 4 Prozent an. Sichere Häfen gesucht

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Der Dollar wertete auf. Auch hier sprachen Händler von der Flucht in vermeintliche Sicherheit. Der Euro fiel etwas mit der gesenkten Wachstumsprognose für die Eurozone und stand bei 1,1346 Dollar nach Wechselkursen um 1,1365 am Vorabend. Dagegen drehte das britische Pfund sogar ins Plus. Im Devisenhandel wurde auf positive Brexit-Schlagzeilen verwiesen, die das Pfund stützten. Europäische Politiker haben zugestimmt, Großbritannien in einigen Punkten entgegenzukommen.

Trotz der Dollarstärke kauften Anleger Gold, die Feinunze verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 1.310 Dollar. Auch das Edelmetall profitierte als "Krisenwährung" vom Sentiment an den Finanzmärkten, zudem stützten die sinkenden Renditen am Anleihemarkt.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 87,39

Die Wachstumssorgen und Dollarstärke drückten auf die Erdölpreise. Auch Meldungen, wonach Libyen schon bald die Förderung ausdehnen könnte, belasteten den Ölmarkt. Die Regierung erlangte die Kontrolle über das größte Ölfeld des Landes, das seit Ende 2018 nicht mehr in Betrieb ist. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 3,3 Prozent auf 52,22 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent um 1,6 Prozent auf 61,69 Dollar je Fass.

Quelle: ntv.de, jki/DJ

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