Marktberichte

Rekordschwache Startwoche im Dax Wall Street taucht ins Minus

64856864.jpg

(Foto: picture alliance / dpa)

Der versöhnliche Feierabend liegt im Dax zum Greifen nahe. Doch die Wirkung überraschend starker US-Daten verpufft. Am Ende geht der deutsche Leitindex mit einer verheerenden Wochenbilanz aus dem Handel. Auch in New York geht es am Abend abwärts.

Mit einer desolaten Siebentagesbilanz verabschiedet sich der Dax aus der ersten Handelswoche des Jahres: Seit dem letzten Handelstag im Dezember hat der Index mehr als acht Prozent an Wert eingebüßt. Zum Wochenausklang ging es zwar "nur" 1,3 Prozent nach unten auf 9849 Punkte. Dennoch war es der schwächst Start des deutschen Leitindex in seiner Geschichte. Grund dafür waren die abstürzenden China-Börsen und der schwache Ölpreis.

Einer Börsenregel zufolge gibt die Kursentwicklung in den ersten fünf Handelstagen die Richtung des Index für das gesamte Börsenjahr vor. In der knapp 30-jährigen Geschichte des Dax traf diese Regel in fast drei Viertel der Fälle zu. In zwei Dritteln der Fälle startet der Dax mit Gewinnen ins Jahr.

Auch überraschend starke Jobdaten aus den USA konnten keine nachhaltig positiven Akzente setzen. Die US-Wirtschaft hat im Dezember 292.000 neue Stellen geschaffen. Erwartet worden war ein Plus von 210.000. Die Helaba spricht von "robusten" Zahlen. "Da die Stundenlöhne (...) nicht gestiegen sind und auch weiterhin kein Preisdruck auszumachen ist, dürfte sich die Erwartung eines graduellen Zinserhöhungspfades im Markt halten", hieß es.

Zunächst hatten die Schlagzeilen aus China gestützt. Die chinesischen Behörden hatten am Vortag eine Aussetzung des umstrittenen Handelsaussetzungsmechanismus angekündigt. Dieser gilt als einer Gründe für die zuletzt starken Verwerfungen an Chinas Börsen. Auch hat die chinesische Notenbank erstmals seit acht Tagen den Yuan wieder höher gefixt.

"Letztlich geht es um China und nicht um die USA", sagte ein Händler. Und hier blieben die Wachstumssorgen erhalten. Es sei unklar, inwieweit der Einbruch des Ölpreises Überkapazitäten und Wachstumssorgen der Anleger geschuldet sei. Die Börsen dürften mithin noch nicht über den Berg sein. Im Handel stellt man sich denn auch auf eine Fortsetzung der hohen Volatilitäten an den Finanzmärkten ein.

Frankfurt: Auto-Aktien erholen sich wieder

Der Dax schloss am Ende satte 1,3 Prozent leichter und fiel auf 9849 Punkte. Der MDax büßte 1,1 Prozent ein und sank auf 19.322 Zähler. Ein Abschlag von 1,2 Prozent zeigte sich beim TecDax, der sich auf 1725 Punkte verschlechterte. Beim Euro-Stoxx-50 stand am Ende ein Minus von 1,6 Prozent. Der Eurozonen-Index fiel auf 3037 Punkte.

Von den Kursgewinnen der Autobauer war am Ende nicht mehr viel übrig. Lediglich Volkswagen hielten sich bis zum Schluss in der Spitzengruppe und konnten noch um 0,1 Prozent zulegen. BMW jedoch zählten mit einem Minus von 2,3 Prozent zu den größten Verlierern im Dax. Am Vortag hatten die Autoaktien wegen Spekulationen auf eine schwächelnde Nachfrage auf dem wichtigen Absatzmarkt China jeweils mehr als drei Prozent verloren.

Die Aussicht auf geringere Umsätze bei zwei Apple-Zulieferern hatte Aktionäre von Dialog Semiconductor aufgeschreckt. Die Aktien des Chip-Designers, für den der iPhone-Anbieter ebenfalls ein wichtiger Kunde ist, verloren 2,1 Prozent.

Die Aixtron-Aktie brach gleich um 8,5 Prozent ein. "Es sind dieselben alten Belastungsfaktoren und beim Kurs ist die letzte Unterstützung gebrochen worden", sagte ein Händler. Aixtron seien weiter seit ihrer Gewinnwarnung und dem Verlust eines Großkundens aus China ein attraktives Ziel von Short-Sellern, hieß es weiter.

USA: Minimale Gewinne an der Wall Street

Die Beruhigung an Chinas Aktienmärkten hat den US-Börsen am Freitag nicht geholfen. Nachdem der am Morgen (Ortszeit US-Ostküste) vorgelegte Monatsbericht zur Lage am US-Arbeitsmarkt den Notierungen nur kurzfristig Schub verleihen konnte, beendete die Wall Street den letzten Handelstag der Woche tief in der Verlustzone.

Im Verlauf pendelte der Dow-Jones-Index lange um seinen Schlussstand vom Donnerstag, bevor es im späten Handel endgültig bergab ging. Am Ende des Börsentages schloss der Dow Jones Industrial Average mit seinen 30 Schwergewichten 1,02 Prozent im Minus bei 16.346,45 Punkten. Der Wochenverlust für den US-Leitindex summiert sich damit auf 6,19 Prozent - es ist der größte seit dem September 2011. Der marktbreite S&P-500-Index gab vor dem Wochenende um 1,08 Prozent auf 1922,03 Punkte nach. Der technologielastige Nasdaq-100-Index verlor 0,81 Prozent auf 4270,78 Punkte.

Verantwortlich für die strammen Kursverluste seien die Schockwellen aus China, die seit dem Jahresauftakt die Finanzmärkte weltweit erschüttert haben. Die Begeisterung der Anleger über unerwartet gute Nachrichten vom heimischen Arbeitsmarkt hielt sich in Grenzen.

Die anfängliche Erholung von den Vortagesverlusten verpuffte rasch. Über den Finanzmärkten hänge wie eine dunkle Gewitterwolke die Frage, wie es mit China weitergehen wird, erklärte ein Beobachter. Und nicht zuletzt lastete der neuerliche Rückgang des Ölpreises auf den Aktienkursen. Das Umsatzvolumen war in New York mit 1,13 (Donnerstag: 1,17) Milliarden Aktien erneut überdurchschnittlich hoch. Auf 998 Kursgewinner kamen 2.157 -verlierer, während 70 Titel unverändert schlossen.

Auf der Ebene der Einzelwerte zeigten die Spekulationen um angebliche Produktionskürzungen bei Apple Folgen. Zwei Zulieferer des iPhone-Herstellers, die Chiphersteller Qorvo und Cirrus Logic, schraubten ihre Umsatzerwartungen zurück. Das scheint Annahmen zu untermauern, dass sich die neuen iPhone-Modelle nicht gut verkaufen.

Die Analysten der RBC befürchten, dass auch andere Apple-Zulieferer Gewinnwarnungen ausgeben werden, namentlich Analog Devices, Jabil und Avago. Analog Devices verbilligten sich um 0,9 Prozent, Avago um 0,7 Prozent und Jabil um 2,4 Prozent. Qorvo fielen um 2,5 Prozent, Cirrus gewannen dagegen 3,7 Prozent. Die Apple-Aktie erholte sich unterdessen von den Verlusten der vergangenen Tage und legt um 0,5 Prozent zu. Die Marke von 100 Dollar hat sie aber noch nicht zurückerobert.

Der Kurs des Aluminiumkonzerns Alcoa sank um 2,4 Prozent. Das Unternehmen, das als eine Art Konjunkturbarometer gilt und mit seinen Geschäftszahlen am kommenden Montag den traditionellen Startschuss zur US-Bilanzsaison abgibt, schließt ein Werk in Indiana und baut Raffineriekapazitäten in Texas ab.

Bed Bath & Beyond legten um 0,3 Prozent zu, obwohl die Einrichtungskette mit dem Quartalsumsatz die Erwartungen verfehlt hatte. Das Ergebnis deckte sich allerdings mit dem Analystenkonsens. Ein Umsatzrückgang im Dezember ließ die Aktie von Gap um 14,3 Prozent einbrechen. FedEx profitierten mit einem Plus von 0,1 Prozent davon, dass die EU-Wettbewerbsbehörde dem Logistikkonzern die Übernahme des niederländischen Wettbewerbers TNT Express genehmigt hat.

Asien: Märkte atmen auf

Shanghai Composite
Shanghai Composite 2.993,14

Merklich ruhiger als am Donnerstag ging es an den asiatischen Märkten zu. Nach dem Börsen-Beben hat China erstmals seit Tagen seine Währung nicht mehr weiter abgewertet und damit für steigende Kurse an den Märkten in Fernost gesorgt. Nach Einschätzung von Händlern kam den Börsen auch zugute, dass die Handelsplätze in Shenzen und Shanghai die erst zu Wochenbeginn eingeführten "Notbremsen" zur Verhinderung drastischer Kursverluste wieder auf Eis gelegt haben, nachdem sie sich nicht bewährt haben.

Nachdem die chinesische Notenbank (PBOC) den Yuan acht Tage in Folge abgewertet und damit Sorgen vor einem Handelskrieg ausgelöst hatte, gab sie nun eine minimale Aufwertung bekannt. Sie legte den Mittelwert des Yuan zum Dollar auf 6,5636 Yuan nach 6,5646 am Vortag fest.

Nikkei
Nikkei 40.168,07

An der Börse in Tokio hatte der Nikkei nach der Mitteilung binnen Minuten zunächst mehr als 450 Punkte gewonnen und sich dann bei 17.840 Zählern eingependelt. Zum Handelsende hin gab der japanische Leitindex allerdings seine Gewinne ab und schloss um 0,4 Prozent niedriger bei 17.698 Zählern.

In Shenzen notierte der Leitindex CSI300 2,4 Prozent fester, der SSEC in Shanghai schloss um 2,0 Prozent höher. An beiden Handelsplätzen war es am Montag und am Donnerstag zu Kursverlusten von jeweils sieben Prozent gekommen, was zur Folge hatte, dass der Handel beendet wurde. Dieser "Circuit Breaker" war erst zu Jahresbeginn eingeführt worden und sollte für Entspannung bei heftigen Kursschwankungen sorgen. Nach Einschätzung von Investoren bewirkte er aber das Gegenteil.

Rohstoffe: Ölpreise drehen am Nachmittag ins Minus

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 85,62

Öl-Anleger werden die Sorge vor einer schwächelnden Nachfrage Chinas nicht los. Der Ölpreis nahm seine Talfahrt nach kurzer Verschnaufpause wieder auf. Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um bis zu 85 Cent auf 32,90 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Preis für das US-Öl WTI rutschte um 57 Cent auf 32,70 Dollar je Fass ab.

Die Stabilisierung an den China-Börsen hatte die Preise am Vormittag noch nach oben getrieben, nachdem sie am Vortag auf ein Zwölf-Jahres-Tief gestürzt waren. Am Nachmittag keimte an den Börsen aber wieder die Angst vor erneuten Kurseinbrüchen auf. Ein stärkerer Dollar in Folge überraschend positiver US-Arbeitsmarktdaten lastete am Freitag zusätzlich auf den Preisen.

Die Aussicht auf ein anhaltendes Überangebot macht dem Ölpreis seit Monaten zu schaffen. Wegen der weltweiten Überproduktion und des Kampfs der Förderländer um Marktanteile hat sich Rohöl seit Mitte 2014 um etwa zwei Drittel verbilligt.

Devisen: Euro etwas leichter

Der Euro hat nach besser als erwartet ausgefallenen Arbeitsmarktdaten in den USA nachgegeben. Die Gemeinschaftswährung fiel am Nachmittag bis an die Marke von 1,08 US-Dollar, konnte sich dann aber wieder auf 1,0895 Dollar erholen. Das ist immer noch etwa ein halber Cent weniger als am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,0861 (Donnerstag: 1,0868) US-Dollar festgesetzt.

Am Nachmittag erhielt der Euro nach der Veröffentlichung von US-Konjunkturdaten einen deutlichen Dämpfer. In den USA hatte sich der Arbeitsmarkt im Dezember überraschend robust gezeigt. Die US-Notenbank hat bei ihren geldpolitischen Entscheidungen auch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Blick.

Quelle: ntv.de, kst/wne/DJ/rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen