Marktberichte

Ernüchterung über Steuerreform Wall Street setzt Talfahrt fort

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(Foto: AP)

Die US-Börsen müssen erneut Federn lassen. Der Tech-Sektor stabilisiert sich war etwas, doch die Euphorie über Trumps große Steuerpläne scheint endgültig verflogen.

Die Wall Street hat die Abwärtsbewegung aus dem späten Vortagesgeschäft fortgesetzt. Die am Montag gebeutelten Technologiewerte stabilisierten sich allerdings, nachdem Investoren zu Wochenbeginn einmal mehr aus dem hoch bewerteten Technologiesektor ausgestiegen waren und Gewinne eingestrichen hatten. Die Sektorrotation zu Lasten der Technologiewerte lässt sich bereits seit geraumer Zeit beobachten. "Investoren haben einen Sinn dafür, dass sich auf fundamentaler Ebene der Technologiesektor weiterhin in guter Verfassung befindet", sagte Analyst Mike Bailey von FBB Capital Partners. Sein Unternehmen werde die jüngste Schwäche zur Positionserweiterung nutzen.

Der Dow-Jones-Index verlor 0,5 Prozent auf 24.181 Punkte, der S&P-500 büßte 0,4 Prozent ein. Der technologielastige Nasdaq-Composite gab 0,2 Prozent ab. Noch am Vortag war es für den Index um 1 Prozent nach unten gegangen.

Wie der Dax abgeschnitten hat, lesen Sie hier.

Nachdem die auf den Weg gebrachte Steuerreform bereits am Vortag nur temporär gefeiert worden war, kehrte nun endgültig Ernüchterung ein. "Es mehren sich die Zweifel, wie die Steuerreform die aktuell starke Wirtschaft in den USA und die nahezu herrschende Vollbeschäftigung noch antreiben soll", fragte sich Marktanalystin Fiona Cincotta von City Index. Zudem dürften die Steuersenkungen längst eingepreist sein, hieß es weiter. Die Analysten von JP Morgan sahen dagegen noch Kurspotenzial, die Steuersenkungen sind ihrer Meinung nach nur zu rund 50 Prozent eingepreist.  Suche nach Kaufgründen ergebnislos

Eingepreist war auch die Neubesetzung auf dem Chefposten der US-Notenbank. Der Bankenaussschuss des US-Senats hatte die Berufung von Jerome Powell zum nächsten Präsidenten der Federal Reserve mit nur einer Gegenstimme gebilligt. Seine Bestellung sei keine Überraschung, hieß es im Handel.

Keine Kauflaune entfachten die Daten des Tages. So war das Defizit der US-Handelsbilanz im Oktober stärker als erwartet auf ein Neunmonatshoch gestiegen, da die Exporte stagnierten und die Importe zulegten. An den Finanz- und Devisenmärkten wird der Fehlbetrag mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. US-Präsident Donald Trump hatte geschworen, das Defizit in der Handelsbilanz radikal zu senken. Zudem haben die US-Dienstleister im November stärker an Dynamik verloren als erwartet. Der ISM-Index sank deutlicher als vorhergesagt. Auch der entsprechende Index von IHS Markit wurde in zweiter Lesung stärker nach unten revidiert. 

Dollar bleibt weiter stark - Pfund gerät unter Druck

Der Dollar baute seine jüngsten Gewinne im Zuge der Steuerreform und der anrollenden US-Zinserhöhung aus. Gestützt habe angesichts des Handelsbilanzdefizits die Spekulation auf protektionistische Schritte Trumps, hieß es. Der Euro notierte im späten Handel bei 1,1826 Dollar nach Wechselkursen um 1,1860 am Vorabend. Dagegen fiel das britische Pfund mit den stockenden Brexit-Gesprächen auf ein Einwochentief, erholte sich dann aber wieder etwas. Die britische Ministerpräsidentin Theresa May und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatten sich bei wichtigen Fragen nicht einigen können.

Mit den im Verlauf gefallenen Aktienkursen und den mauen US-Daten drehten die US-Renten ins Plus. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sank um 2 Basispunkte auf 2,35 Prozent. Der Goldpreis blieb ein "Opfer" des festen Dollar und fiel auf den tiefsten Stand seit rund vier Monaten. Einige Marktteilnehmer verwiesen auf den anhaltenden Bitcoin-Hype, der zu Lasten des Edelmetalls gehe. Der Preis für die Feinunze ermäßigte sich im späten Handel um 0,7 Prozent auf 1.267 Dollar.

Mit leichten Aufschlägen zeigten sich die Ölpreise. Der Fokus der Anleger liege nun nicht mehr auf der Förderbegrenzung des Erdölkartells Opec im Verbund mit Nichtmitgliedern, sondern auf der US-Förderung, so ein Teilnehmer. "Die Verlängerung der Begrenzung der Fördermenge war komplett eingepreist", so Rohstoffstratege Ole Hansen von der Saxo Bank. So rücken nun die wöchentlichen US-Produktionsdaten am Mittwoch in den Blick. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 57,62 Dollar. Für Nordseeöl der Sorte Brent ging es um 0,7 Prozent auf 62,86 Dollar nach oben.  Pharma-Kooperation treibt Collegium Pharmaceutical

Unter den Einzelwerten kletterten Amazon um 0,7 Prozent. Der Online-Einzelhändler vertreibt sein Sortiment nun auch komplett in Australien. Collegium Pharmaceutical stiegen um 4,7 Prozent. Das Unternehmen hatte mit Depomed eine Vereinbarung zum Vertrieb des Schmerzmittels Nucynta getroffen. Depomed gewannen 9,9 Prozent. Die Aktie von Autozone stieg um 0,4 Prozent. Der Kfz-Ersatzteilhändler sprach von einer sich beschleunigenden Nachfrage auf dem heimischen Markt.

JP Morgan (JPM) und Bank of America leiden im laufenden Quartal nach eigenen Aussagen unter rückläufigen Handelsumsätzen. Die Titel fielen um 1,2 bzw. 0,4 Prozent. Sehr schwach präsentierten sich die Titel von Hausbauern, nachdem Toll Brothers mit schwachen Geschäftszahlen negativ überrascht hatte. Die Aktie brach um 7,4 Prozent ein, PulteGroup, D.R. Horton und Lennar verloren 2,7 Prozent, 0,7 und 1,5 Prozent. Mastercard stiegen um 1,2 Prozent, der Kreditkartenanbieter erfreute Anleger mit einem Aktienrückkauf und einer verbesserten Dividende. G-III Apparel schnellten nach Geschäftszahlen des Modeunternehmens über Markterwartung um 13,8 Prozent empor. Regal Entertainment legten um 9,4 Prozent zu, nachdem der britische Kinobetreiber Cineworld zugestimmt hatte, den Wettbewerber für 3,6 Milliarden Dollar zu übernehmen.

Quelle: ntv.de, mbo/DJ

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