Marktberichte

Konjunkturangst vs. Zinshoffnung Wall Street schließt zum fünften Mal im Minus

Alarmierende Meldungen zur Konjunktur schrecken die Anleger. Einerseits. Andererseits wecken die Zentralbanken Hoffnungen, dass die Ära des billigen Geldes länger anhalten wird. Nachdem an der Wall Street zunächst die Sorgen überwiegen, wächst zum Ende des Handels die Zuversicht.

Die ohnehin schon kursierenden Wachstumssorgen haben an der Wall Street zunächst neue Nahrung bekommen und die Börsianer zu Verkäufen getrieben. Allerdings erholten sich die Indizes im späten Geschäft und schlossen nur noch leicht im Minus und auf Tageshoch. Teilnehmer sagten, dass das Thema Wachtumssorgen möglicherweise bereits ausgespielt sei. Möglicherweise rücke auch wieder die zu erwartende zeitlich ausgedehnte Niedrigzinspolitik in den Blick.

Zu Handelsbeginn im Fokus stand ein schwacher US-Arbeitsmarktbericht, der einen regelrechten Einbruch beim Stellenaufbau verzeichnte. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Arbeitgeber mit zunehmender Straffung des Arbeitsmarktes Schwierigkeiten haben, geeignete Arbeitskräfte zu finden. Untermauert wurde diese Sicht durch Stundenlöhne, die deutlicher als prognostiziert anzogen.

Am Vortag hatten gesenkte Wachstumsprognosen der Europäischen Zentralbank (EZB) Sorgen geweckt, flankiert von einer ähnlichen Diskussion in den USA. Für die zeichnete Fed-Gouverneurin Lael Brainard, die eigentlich als Falke gilt, verantwortlich. Denn die US-Notenbankerin äußerte sich betont taubenhaft.

Fünftes Minus in Folge

Der Dow-Jones-Index sank um 0,1 Prozent auf 25.450 Punkte, der S&P-500 gab 0,2 Prozent nach und der Nasdaq-Composite verlor ebenfalls 0,2 Prozent.

Trotz der Erholung im späten Geschäft verzeichnete der Markt die fünfte Sitzung mit Abgaben in Folge. Bereits zuvor hatte es aus verschiedenen Richtungen reduzierte globale Wachstumsschätzungen gehagelt. Nun blieben die chinesischen Exportdaten klar unter den Erwartungen. Die Börse in Schanghai erlebte den schwärzesten Tag seit fünf Monaten.

Dazu gesellte sich ein Bericht, wonach sich beide Seiten im US-chinesischen Handelsdisput weitgehend einig seien, Peking aber zu den finalen Details noch Einwände vorbringe. Laut US-Botschafter in China, Terry Branstad, steht ein Gipfel mit den Präsidenten Xi Jinping und Donald Trump zum Thema Handel nicht unmittelbar bevor. 

Gold profitiert von Sorgen

Gold in USD
Gold in USD 2.327,96

Der Goldpreis zählte zu den Gewinnern der negativen Konjunkturentwicklung. Die Feinunze kostete mit 1.300 Dollar 1,1 Prozent mehr als am Vorabend. Damit endete die rund zweiwöchige Schwächephase des Goldpreises.

Der US-Dollar gab mit den Daten nach. Der breit aufgestellte WSJ-Dollarindex gab 0,2 Prozent nach. Der Euro stieg auf 1,1234 Dollar nach Wechselkursen unter 1,12 am Vorabend, nachdem die Gemeinschaftswährung am Vortag nach den EZB-Aussagen massiv unter Druck geraten war. Der japanische Yen legte mit den schwachen US-Daten zu und wurde damit ähnlich wie Gold seinem Ruf als vermeintlich sicherer Hafen in schwierigen Zeiten gerecht.

WTI Oil
WTI Oil 83,87

Erdöl verbilligte sich: US-Leichtöl der Sorte WTI verlor zum Settlement 1 Prozent auf 56,07 Dollar je Fass, europäisches Referenzöl der Sorte Brent 0,7 Prozent auf 65,82 Dollar. Belastet wurde der Ölmarkt von den schwachen China-Daten, die auf ein Abflauen der Nachfrage deuten.

Waffenhersteller rutscht ins Minus

Unter den Einzelaktien fielen Marvell Technology um 2,6 Prozent. Für Enttäuschung sorgte die Ankündigung des Chipherstellers, in den nächsten Monaten mit einem schwierigen Geschäftsverlauf zu rechnen. Entsprechend verfehlten Umsatz- und Gewinnprognose die kursierenden Erwartungen. Mit den vorgelegten Viertquartalszahlen hatte Marvell derweil die Analysten-Prognosen getroffen.

Einen überraschenden Verlust meldete American Outdoor Brands (ehemals Smith & Wesson) für ihr drittes Quartal. Nach einem Gewinn vor Jahresfrist schrieb der Waffenhersteller diesmal rot. Der Umsatz erfüllte mit einem Plus von 3 Prozent die Erwartungen. Der Kurs verlor 12,4 Prozent. Cowen stufte die Titel von Exxon Mobil runter, der Kurs des Ölmultis sank um 1,4 Prozent - auch belastet vom Ölpreisverfall.

Um 3,4 Prozent südwärts ging es für Okta. Der Spezialist für Identitätserfassung enttäuschte mit seinem Gewinnausblick die Analystenschätzungen. Die ebenfalls präsentierten Viertquartalszahlen hatten gewinnseitig ebenfalls enttäuscht.

Eventbrite brechen um ein Viertel ein

Einen Kurseinbruch um 25 Prozent erlebten Eventbrite. Der Online-Ticketvermarkter übertraf mit seinem Quartalsumsatz zwar die Erwartungen, wies aber zugleich einen höher als erwartet ausgefallenen Nettoverlust aus. Costco Wholesale wartete mit guten Geschäftszahlen auf, die gut aufgenommen wurden und die Markterwartungen geschlagen hatten. Der Nettogewinn der Großhandelskette stieg im Berichtsquartal, die Titel zogen um 5,1 Prozent an.

Eine Gewinnenttäuschung des Getränkeherstellers National Beverage wurde bei dessen Aktie mit einem Absturz von knapp 15 Prozent quittiert. Big Lots stiegen um 13,6 Prozent, der Einzelhändler überraschte mit seinen Quartalszahlen positiv.

Quelle: ntv.de, mbo/DJ

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