Marktberichte

China lässt US-Bonds zittern Wall Street schließt knapp in Rot

Enorme Schulden bei den Chinesen: Peking kontrolliert einen Großteil der US-Staatsanleihen.

Enorme Schulden bei den Chinesen: Peking kontrolliert einen Großteil der US-Staatsanleihen.

(Foto: REUTERS)

Am New Yorker Aktienmarkt ist die Rekordjagd fürs Erste beendet: Am US-Anleihenmarkt kommt Unruhe auf. Will sich der größte Gläubiger der USA künftig zurückhalten? Lange halten die Sorgen nicht an. Beobachter sprechen von einer "Verschnaufpause".

Nach sechs Handelstagen mit neuen Rekorden hat die Wall Street etwas Luft abgelassen. Der Dow-Jones-Index schloss 0,07 Prozent im Minus bei 25.369 Punkten. Der S&P-500 beendete den Mittwochshandel 0,11 Prozent tiefer bei 2748 Zählern. An der Nasdaq verabschiedete sich der Composite-Index 0,14 Prozent im Minus bei 7153 Punkten in den Feierabend.

Für Unruhe sorgte zeitweise Befürchtungen um die Perspektiven am US-Staatsanleihenmarkt. Auslöser war eine Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach China den Kauf von US-Anleihen drosseln oder sogar stoppen könnte. Starker Abgabedruck kam im Aktiengeschäft jedoch nicht auf, vielmehr konnten sich die Indizes bis zum Abend deutlich von den Tagestiefs erholen. Der Dow lugte sogar kurz ins Plus.

Die neuen Bond-Sorgen setzten den Dollar zeitweise sichtlich unter Druck und trieben die Renditen von US-Bonds nach oben. "Für einen Markt, der wohl einen Grund für eine Verschnaufpause sucht, ist es nicht unvernünftig, den heutigen Anstieg der Renditen als Auslöser zu nutzen", sagte Anlagestratege Art Hogan von der Investmentbank B. Riley FBR.

China ist der größte Gläubiger der USA, ein Stopp der Kreditvergabe durch China wäre ein schwerer Schlag für die größte Volkswirtschaft der Welt - zumal in einer Zeit rückläufiger Anleihebestände der US-Notenbank und einer absehbar weiter steigenden US-Staatsverschuldung. Derweil rechnen die Experten von Capital Economics nicht mit einem weiteren substanziellen Renditeanstieg - auch wenn die jüngste Entwicklung zunächst noch weitergehen dürfte.

Kursbewegende Unternehmensnachrichten waren Mitte der Woche noch spärlicher gesät als tags zuvor. Die Aktien von Gopro setzten mit minus 1,9 Prozent ihre Talfahrt vom Wochenbeginn fort. Auslöser waren der Ausstieg des Actionkamera-Herstellers aus dem Drohnen-Geschäft und ein gesenktes Umsatzziel. Zuletzt wurde bekannt, dass ein Investor das Unternehmen verklagt, weil dieses bei einer Analystenkonferenz im November nicht über seine Probleme informiert habe. Zu einem Bericht, wonach Gopro die Bank JPMorgan mit der Prüfung verschiedener Optionen wie einem Verkauf oder einer Partnerschaft beauftragt habe, äußerte sich das Unternehmen nicht.

Derweil ließen Beschuldigungen von US-Kunden gegen den heimischen Autobauer Ford dessen Aktien vergleichsweise kalt: Sie verloren mit knapp 0,4 Prozent weniger als die Anteilsscheine der Konkurrenten General Motors (GM) und Fiat Chrysler. Wie aus einer bei einem Detroiter Gericht eingereichten Klage hervorgeht, werfen Kunden Ford vor, mit illegaler Software bei mindestens 500.000 Diesel-Trucks die Messwerte des Schadstoffs Stickoxid manipuliert zu haben. Hinter dem Verfahren steht die US-Kanzlei Hagens Berman, die bereits ähnliche Sammelklagen gegen Volkswagen, Fiat Chrysler, GM und Daimler eingereicht hat. Bislang kam dies aber nur Volkswagen teuer zu stehen.

Auf der Gewinnerseite standen die Titel der Beteiligungsgesellschaft der Investorenlegende Warren Buffett. Die Aktien von Berkshire Hathaway gewannen 0,5 Prozent, nachdem der 87-jährige Buffett die Weichen für eine Nachfolgeregelung gestellt hatte.

Mit den hohen Renditen am Bond-Markt waren Immobilien- und Versorgerwerte nicht gefragt, Banken- und Finanztitel dagegen schon. Unter den übrigen Sektoren profitierten Fluggesellschaften von optimistischeren Ertragserwartungen der beiden Branchenvertreter United Continental und American Airlines. United Continental gewannen 6,7 Prozent und American Airlines 3,3 Prozent. Die positive Stimmung griff auch auf Delta Air Lines über, deren Kurs um 3,1 Prozent stieg.

Der Kurs des angeschlagenen Kaufhausbetreibers Sears rückte um 5,1 Prozent vor, nachdem sich das Unternehmen frisches Kapital beschafft und günstigere Bedingungen für schon bestehende Verbindlichkeiten ausgehandelt hatte.

Die Aktien von Eastman Kodak haussierten um weitere 57,4 Prozent, nachdem sie am Vortag schon einen Satz um fast 120 Prozent gemacht hatten. Sie wurden erneut davon gestützt, dass der Fotoveteran auf die Blockchain-Technologie setzt und eine eigene Kryptowährung zur Bezahlung von Fotografen vorstellte. Händler wunderten sich über die Marktreaktion und selbst KOdak-Chef Jeff Clarke hielt den Kursanstieg für übertrieben.

Hinweis: Wie der Börsen-Tag in Europa lief, können Sie hier nachlesen.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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