Marktberichte

Dow Jones im Plus Wall Street reagiert gelassen auf Einfuhrzölle

Der Dow Jones konnte heute leicht zulegen.

Der Dow Jones konnte heute leicht zulegen.

(Foto: AP)

In den USA besiegelt Präsident Trump die bereits angekündigten Zölle auf importierten Stahl und Aluminium. Die US-Finanzmärkte bleiben jedoch gelassen. Aufregung gibt es dennoch genug - etwa um eine milliardenschwere Übernahme im Gesundheitssektor.

Die Wall Street hat im Bann der Strafzölle der US-Regierung gestanden. Im späten Geschäft machte US-Präsident Donald Trump tatsächlich Ernst und kündigte die Einführung der bereits bekannten Strafzölle an. Es werden Zölle von 25 Prozent auf importierten Stahl und 10 Prozent auf Aluminium erlassen. Kanada und Mexiko werden vorläufig ausgeschlossen, da die USA das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta mit beiden Ländern aktuell verhandelt. Bei den Zöllen kann es individuelle Abweichungen und Änderungen für jedes einzelne Land geben. Die Zölle treten in 15 Tagen in Kraft.

Die US-Finanzmärkte reagierten erstaunlich gelassen auf die Ankündigung. Im Handel hieß es, es habe keine Überraschungen gegenüber den jüngsten Aussagen gegeben und die frühere Rhetorik habe eher Schlimmeres befürchten lassen. Dass ausgerechnet die Nachbarn Kanada und Mexiko davonkamen, sorgte an der Wall Street für etwas Erleichterung. Der Dow-Jones-Index gewann 0,4 Prozent auf 24.895 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite stiegen jeweils um ebenfalls 0,4 Prozent.

Im Gespräch mit Bloomberg-TV sagte CEO Jamie Dimon von der Großbank JP Morgan, Zölle seien "der falsche Weg", die Handelsprobleme anzugehen. "Die Zölle treiben kurzfristig die Volatilität, aber es scheint, als ob es mehr um Politik als um eine grundlegende Änderung der Strategie geht, wenn man bedenkt, dass Mexiko und Kanada von der Steuer befreit werden. Wir denken, dass die Wahrscheinlichkeit eines umfassenden Handelskrieges gering ist und jeder Rücksetzer eine Kaufgelegenheit darstellt", sagte Investmentstratege Abe Sheikh vom Vermögensverwalter Cougar Global.

Wenig Interesse an Arbeitsmarktdaten

In der trügerischen und zugleich angespannten Ruhe vor Verhängung der Strafzölle widerfuhren den wöchentlichen Arbeitsmarktdaten nur wenig Aufmerksamkeit. In den USA waren in der Woche zum 3. März mehr Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe als erwartet gestellt worden, allerdings war eine Woche zuvor das tiefste Niveau seit 1969 verbucht worden. Insofern bewegten sich die Daten weiterhin auf einem sehr niedrigen Stand. Die Blicke der Investoren waren ohnehin schon auf den offiziellen US-Arbeitsmarktbericht für Februar am Freitag gerichtet.

Draghi stützt den Euro zunächst

Am Devisenmarkt lieferte nicht Trump, sondern die Europäische Zentralbank (EZB) die Impulse. EZB-Präsident Mario Draghi hatte im Anschluss an die Bestätigung der bisherigen Geldpolitik auf die wichtige Aussage verzichtet, das Wertpapierkaufprogramm falls nötig zu verlängern oder zu erweitern. Damit stimmte der Italiener die Märkte überraschend auf das nahende Ende der Anleihekäufe ein - Analysten tippten auf Herbst. Draghi nahm zugleich die Wachstumsprognose hoch-, die Inflationsprojektionen für das kommende Jahr aber herunter. "Das dämpft die Zinsängste", sagte ein Devisenhändler.

Der Euro schoss zunächst bis auf das Tageshoch von 1,2446 Dollar empor, nur um dann mit den wachsweichen Inflationsaussagen auf zuletzt 1,2311 Dollar zu fallen nach Wechselkursen um 1,2411 am Vorabend. Der US-Protektionismus stützte den Dollar aber insgesamt, der ICE-Dollarindex legte um 0,5 Prozent zu.

Die Verunsicherung über die Auswirkungen der Strafzölle trieb Anleger in den vermeintlich sicheren Rentenhafen. Zölle und damit höhere Preise heizten die Inflation an und machten Zinserhöhungen wahrscheinlicher, hieß es. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel um zwei Basispunkte auf 2,86 Prozent. Allerdings wurden die Notierungen auch von den gesenkten EZB-Inflationsprojektionen gestützt, wie es hieß.

Die Aussicht auf weiter niedrige Zinsen - zumindest in Europa - belastete den Goldpreis. Die Feinunze verbilligte sich auch dank des steigenden Dollarkurses um 0,3 Prozent auf 1.322 Dollar.

Ölpreise gehen weiter bergab

Bei den Ölpreisen gab es nach der Talfahrt des Vortages weiterhin kein Halten, die erneut auf Rekordhoch gestiegene US-Förderung drückte weiter auf Sentiment und Preise. Die Regierungsbehörden in den USA rechnen mit einem weiteren Anstieg der Ölförderung in den USA. Vor allem im Bereich Schieferöl steige die Fördermenge immer weiter an, hieß es. Des Weiteren fürchteten Ölanleger eine sinkende Nachfrage, sollte ein Handelskrieg das Konjunkturwachstum bremsen. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI fiel um 1,7 Prozent auf 60,12 Dollar und damit auf ein Dreiwochentief. Brent lag bei 63,61 Dollar und war damit 1,1 Prozent günstiger zu haben.

Stahl- und Aluminiumwerte unter Druck

Die Zölle auf Stahl und Aluminium belasteten die entsprechenden Sektorwerte. Letztlich seien die Maßnahmen weniger scharf ausgefallen, als es die frühere Rhetorik von Trump habe vermuten lassen, hieß es: Steel Corp verloren 2,9 Prozent, AK Steel Holding 4,0 Prozent, Nucor 2,7 Prozent, Steel Dynamics 2,8 Prozent und Commercial Metals 3,6 Prozent. Unter den Aluminiumtiteln sanken Alcoa um 0,9 Prozent, Century Aluminum um 7,5 Prozent und Kaiser Aluminum drehten 0,4 Prozent ins Plus.

Aktionäre des Unterhaltungskonzerns Walt Disney hatten sich überraschend gegen einen Vergütungsplan für Chairman und CEO Robert Iger gestellt. Auf der Hauptversammlung lehnten sie den Plan ab, der Iger 142 Millionen US-Dollar in Aktien zugestanden hätte. Die Papiere des Unterhaltungskonzerns legten um 0,4 Prozent zu.

Cigna kauft Konkurrenten Express Scripts

Für Aufregung sorgte der Kauf von Express Scripts durch den US-Krankenversicherer Cigna. Das Unternehmen fungiert als Mittler, der für Krankenversicherer Rabatte mit den Pharmakonzernen aushandelt, und wird für 67 Milliarden Dollar inklusive Verbindlichkeiten übernommen. Die Cigna-Aktie brach um 11,5 Prozent ein, während die Papiere von Express Scripts um 8,6 Prozent nach oben schossen.

Die Snap-Aktie sank um 2,1 Prozent. Das Soziale Medium will offenbar ein Zehntel der Softwareentwickler entlassen. Informierte Personen sagten, dass der neuerliche Jobabbau des Snapchat-Betreibers der bisher umfangreichste seit dem Börsengang 2017 sei. Dem Unternehmen macht ein zunehmend langsameres Nutzerwachstum zu schaffen.

Für die Aktien von Costco Wholesale ging es um 0,9 Prozent nach unten, obwohl der Umsatz im zweiten Geschäftsquartal über den Erwartungen gelegen hatte. Möglicherweise störten sich Anleger an den Plänen des Großhändlers, die Steuerersparnis zu nutzen, um die Mitarbeitergehälter dauerhaft zu erhöhen und die Preise zu senken.

Die Titel des Supermarktbetreibers Kroger stürzten um 12,4 Prozent ab. Investitionen ins Digitalgeschäft nagten an der Marge. Rent-A-Center plant Entlassungen und prüft strategische Optionen, der Kurs des Mietkaufspezialisen legte um 10,3 Prozent zu. Die Verlagespapiere von Tronc verbilligten sich nach schwachen Geschäftszahlen um 24,1 Prozent.

Quelle: ntv.de, hul/DJ

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