Marktberichte

Nach Trumps Steuerreform Wall Street mit leichten Abgaben

Wall Street

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(Foto: Andrew Gombert)

Trumps Steuerreform hat auch Auswirkungen auf das Börsengeschehen in New York. An der Wall Street gehen die Kurse leicht in die Defensive.

Nach der endgültigen Verabschiedung der US-Steuerreform haben sich die Indizes an der Wall Street zur Wochenmitte mit einem kleinen Minus gezeigt. Nach dem Senat stimmte auch das Repräsentantenhaus abschließend der Reform zu. Damit setzt US-Präsident Donald Trump eines seiner zentralen Wahlkampfversprechen um. Jedoch könnte sich das Inkrafttreten der Reform noch verzögern: Ein Berater des Präsidenten teilte mit, dass dieser das Gesetz möglicherweise erst im Januar unterzeichnen werde.

Marktteilnehmer waren sich allerdings uneins, inwieweit die Reform an den Finanzmärkten schon eingepreist ist und welche Folgen sie für die Wirtschaft haben wird. Schließlich war es vor allem die Erwartung, dass die Steuersenkungen den Unternehmen zu deutlich höheren Gewinnen verhelfen, die in den zurückliegenden Monaten die Aktienkurse in den USA auf Rekordstände getrieben hatten. "Die Aktienmärkte haben seit der Wahl von Trump um 25 Prozent zugelegt, vor allem auch mit Blick auf die Steuerreform, die nun weitgehend eingepreist sein dürfte", so Markt-Analyst Craig Erlam von Oanda. "Es wird nun interessant sein zu beobachten, ob sich die Rally noch bis Jahresende fortsetzt, oder ob die Investoren Gewinne realisieren", führte der Marktteilnehmer weiter aus.

"Der Aktienmarkt wird weiter von guten fundamentalen Rahmenbedingungen gestützt", sagte Diane Jaffee, Portfolio-Managerin bei TCW. "So haben zum Beispiel die Ergebnisse von Fedex gezeigt, dass die Konsumausgaben weiterhin auf einem gesunden Niveau liegen", ergänzte die Teilnehmerin. Die Investoren dürften nun damit beginnen, den Markt in "Gewinner" und "Verlierer" der Steuerreform zu unterteilen.

Der Dow-Jones-Index reduzierte sich um 0,1 Prozent auf 24.727 Punkte. Der S&P-500 fiel um 0,1 Prozent auf 2.679 Punkte. Für den Nasdaq-Composite stand ein Minus von 3 Punkten auf 6.961 Punkte zu Buche.

Überzeugende Konjunkturdaten

Die Konjunkturdaten des Tages konnten überzeugen. Die Verkäufe bestehender Häuser in den USA sind im November, wie zuletzt die Neubauverkäufe, stärker als erwartet gestiegen. Der Anstieg sei der stärkste seit Dezember 2006, teilte der Branchenverband NAR mit.

Unter den Einzelwerten legten Blackberry um 12 Prozent zu. Die Geschäftszahlen haben positiv überrascht. Entgegen den Erwartungen des Marktes erzielte das Unternehmen im dritten Quartal einen Gewinn, während Analysten lediglich mit einem ausgeglichenen Ergebnis gerechnet hatten. Der Umsatz lag ebenfalls über den Erwartungen. Den Ausblick bestätigte das Unternehmen.

Auch Fedex und Micron haben mit ihren Zahlen positiv überrascht. Fedex sieht sich dank des boomenden Online-Handels auf Kurs zu einem Rekord-Weihnachtsgeschäft. Der Konzern erhöhte nach einem starken zweiten Quartal seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Sie könnte weiter steigen, wenn die US-Steuerreform Gesetz werde. Die Aktie sprang um 3,5 Prozent nach oben.

Der Halbleiterhersteller Micron hat von einer höheren Nachfrage nach Chips für mobile Geräte, Server und SSD-Speichern profitiert. Umsatz und Gewinn kletterten im ersten Geschäftsquartal deutlich und übertrafen die Markterwartungen. Die Aktie, die ihren Wert in diesem Jahr bereits mehr als verdoppelt hat, stieg um weitere 4,0 Prozent. 

Boeing will mit Steuerersparnissen Mitarbeiter stärken

Der US-Flugzeughersteller Boeing will einen Teil seines im Zuge der Steuerreform sinkenden Steueraufkommens in mitarbeiterbezogene Bereiche investieren. Es gehe dabei um einen Betrag von 300 Millionen Dollar. Die Mittel sollen sich zu gleichen Teilen auf Ausbildung, die Modernisierung von Belegschaftseinrichtungen und die Unterstützung karitativer Spendenprogramme verteilen. Es wird erwartet, dass Boeing einer der größten Nutznießer der US-Steuerreform sein wird. Die Aktie legte um 0,2 Prozent auf 297,90 Dollar zu. Im Verlauf wurde zudem ein neues Allzeithoch bei 299,33 Dollar markiert.

Unmittelbar nach der Unterzeichnung der Steuerreform durch US-Präsident Trump plant AT&T eine Anhebung der Investitionsausgaben und eine Bonuszahlung an die Mitarbeiter. Demnach sollen die Ausgaben für Investitionen um 1 Milliarde Dollar angehoben werden. Zusätzlich sei eine einmalige Zahlung für jeden der über 200.000 Mitarbeiter in den USA in Höhe von 1.000 Dollar geplant. Die Aktie stieg um 1,3 Prozent. 

Dollar schwächelt - Euro kurzzeitig über 1,19 Dollar

Der Dollar schwächelte zur Wochenmitte. Im Gegenzug kletterte der Euro im Verlauf knapp über die Marke von 1,19 Dollar. Im späten US-Handel ging die Gemeinschaftswährung mit 1,1878 Dollar um. Der Dollar habe nach der Verabschiedung der Steuerreform eine Richtung gesucht, so ein Händler.  Ein möglicher positiver Katalysator für die US-Währung könnte sein, wenn Unternehmen Bargeld aus dem Ausland wieder in die USA bringen. Im Rahmen der Reform zahlen US-Unternehmen eine einmalige Steuer von bis zu 15,5 Prozent auf die Gewinne, die sie im Ausland angesammelt haben, was die Nachfrage nach dem Dollar ankurbeln könnte.

Der Goldpreis stieg zum US-Settlement um 0,4 Prozent auf 1.264 Dollar je Feinunze. Der Preis für das Edelmetall profitiere von dem weiter schwächelnden Dollar. Auf der anderen Seite bremste der jüngste Anstieg der US-Anleiherenditen, wie Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst der Commerzbank, anmerkte. Gold verliere dadurch an Attraktivität als alternatives Investment. Politische Risiken dürften den Goldpreis jedoch auch im neuen Jahr stützen, erwartet Fritsch. Obwohl mit der Unterzeichnung des Gesetzes zur Steuerreform durch US-Präsident Trump ein Unsicherheitsfaktor beseitigt werde, der den Goldpreis bislang gestützt habe, dürfte auch das zweite Jahr der Amtszeit Trumps keineswegs ruhig verlaufen. Damit dürfte eine solide Nachfrage nach Gold gewährleistet bleiben.

Die Ölpreise legten zu, nachdem die wöchentlichen US-Lagerdaten deutlich stärker gesunken sind als erwartet. Diese fielen nach Angaben der staatlichen Energy Information Administration (EIA) um 6,5 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche. Analysten hatten nur einen Rückgang um 3,2 Millionen Barrel erwartet. Bereits die zuvor veröffentlichten Daten des American Petroleum Institute hatten eine kräftigere Abnahme verzeichnet. Allerdings geht aus den EIA-Daten auch hervor, dass die US-Ölproduktion bereits die neunte Woche in Folge gestiegen ist und aktuell auf dem höchsten Stand seit 1983 liegt. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI kletterte zum US-Settlement um 0,9 Prozent auf 58,09 Dollar, Brent erhöhte sich um 1,2 Prozent auf 64,56 Dollar.

Quelle: ntv.de, bdk/DJ

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