Marktberichte

Schwarzer Montag wirkt nach Wall Street kehrt aus Schock-Starre zurück

Entspannung sieht doch anders aus: An der Wall Street blieben die Anleger nach der Panik vorsichtig.

Entspannung sieht doch anders aus: An der Wall Street blieben die Anleger nach der Panik vorsichtig.

(Foto: REUTERS)

Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos: Nach der Kursralley vom Vortag kehren die Anleger in den US-Aktienmarkt zurück. Im Handelsstreit mit China sehen die Investoren Bewegung und auch der Dollar gibt wieder Lebenszeichen von sich.

In einer Erholungsbewegung haben die US-Börsen einen Teil der massiven Vortagesverluste aufgeholt. Nach dem schwärzesten Tag der Wall Street seit Anfang Januar mit nahezu panikartigen Verkäufen sah die Börsenwelt nun wieder ein wenig freundlicher aus. Neben den gesunkenen Kursen ermutigten auch leichte Entspannungssignale im US-chinesischen Handelskonflikt zu Käufen. Dass die Anleger aber immer noch vorsichtig agieren, zeigte sich in der Schlussauktion, als ein Teil der Gewinne abschmolz.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,8 Prozent auf 25.532 Punkte. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite stiegen um 0,8 bzw. 1,1 Prozent. Umgesetzt wurden an der Nyse 751 (Montag: 909) Millionen Aktien. Dabei standen den 2.243 (492) Kursgewinnern 717 (2.492) -verlierer gegenüber. Unverändert gingen 74 (56) Titel aus dem Handel.

Das Thema Handelsstreit dürfte Anleger noch eine ganze Weile in Atem halten, hieß es im Handel. Immerhin hoben konziliantere Töne von US-Präsident Donald Trump ein wenig die Stimmung. Er verbreitete Optimismus, dass die Handelsgespräche zwischen China und den USA letztlich erfolgreich enden werden. Er nannte einen Zeitraum von drei bis vier Wochen für eine Beurteilung. Zudem sei noch keine Entscheidung darüber gefallen, ob nun auch die restlichen chinesischen Importe in die USA von 325 Milliarden Dollar mit Zöllen belegt werden sollen. Am Vortag hatte er deren Vorbereitung angekündigt.

"Der nächste Schlüssel besteht darin, ob Xi und Trump zu einem bestimmten Zeitpunkt telefonieren und versuchen, die Gespräche wieder voranzubringen. Unsere Sorge besteht darin, dass erst Stress an den Finanzmärkten von Nöten sein wird, um den nötigen Druck für den Abschluss eines Abkommens zu schaffen", heißt es bei den Analysten der Danske Bank. Trump hatte ein Treffen mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping während des G20-Gipfels in Japan Ende Juni angekündigt.

Zinssenkungsfantasien greifen um sich

Wie sehr der Handelsstreit die Konjunkturerwartungen in Mitleidenschaft zieht, lässt sich an verstärkten Zinssenkungsfantasien ablesen. Laut Blackrock ist am Zinsterminmarkt nun eine 43-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Senkung bis Jahresende eingepreist, gut 18 Prozent Wahrscheinlichkeit sogar für zwei Zinsschritte nach unten. Der Optimismus zur US-Wirtschaft trübe sich ein, so Blackrock-Anlagestratege Martin Lück. Niedriger als erwartet ausgefallene Importpreise für April liefern ein zusätzliches Argument für fallende Zinsen.

Am Vortag hatte diese Einschätzung auch bei der Rally am US-Rentenmarkt eine Rolle gespielt. Nun aber kamen die Kurse leicht zurück und die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen erholte sich etwas um 1,0 Basispunkte auf 2,41 Prozent. Damit blieb das Renditeniveau übergeordnet aber weiter abwärtsgerichtet und untermauert die Zinslockerungsspekulationen.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Nach vier Tagen mit Verlusten zeigte auch der US-Dollar ein Lebenszeichen. Der ICE-Dollarindex erholte sich um 0,2 Prozent. Dabei zeigte der Greenback vor allem zum Yen Stärke, gegen den hatte er am Vortag in einer Fluchtbewegung in vermeintliche Sicherheit aber auch deutlich abgewertet. Der Euro fiel auf 1,1208 nach einem Tageshoch bei 1,1244 Dollar. Die Industrieproduktion in der Eurozone ist weiter rückläufig und aus Deutschland kam ein ZEW-Index mit einer sehr schwachen Konjunkturerwartungskomponente.

Ölpreis von Angriffen gestützt

Gold in USD
Gold in USD 2.332,42

Der Ölpreis zog derweil an: US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich je Fass um 1,1 Prozent auf 61,71 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent um 1,3 Prozent auf 71,15 Dollar. Gestützt wurde der Ölpreis von Schlagzeilen aus Saudi-Arabien. Dort sind erneut Öleinrichtungen des Landes angegriffen worden. Drohnen sollen laut Berichten zwei Ölpumpstationen des staatlichen Ölkonzerns Aramco attackiert haben. Laut dem saudischen Energieminister Khalid al-Falih hat Aramco die Ostwest-Pipeline zunächst außer Betrieb genommen, bis der Schaden untersucht sei. Produktion und Exporte liefen aber störungsfrei, hieß es weiter. Am Vortag waren zwei saudische Tanker beschädigt worden. Zudem zeigten die US-Sanktionen gegen den Iran Wirkung: Die Ölproduktion ist dort im April stark gesunken, wie aus dem monatlichen Ölmarktbericht des Erdölkartells Opec hervorgeht.

Nach der Vortagesrally kam der Goldpreis etwas zurück, die Feinunze verbilligte sich um 0,2 Prozent auf 1.297 Dollar. Die leichte Dollarstärke animiere zu Gewinnmitnahmen, hieß es im Handel.

Unter den Einzelaktien verloren Take-Two Interactive Software 3,5 Prozent, nachdem der Hersteller von Videospielen enttäuschende Quartalszahlen vorgelegt hatte. Zudem fiel auch der Ausblick wenig inspirierend aus. Tencent Music Entertainment Group übertraf zwar mit ihren Geschäftszahlen die Erwartungen der Wall Street, zugleich kündigte die China-basierte Online-Musikplattform Änderungen in der Führungsspitze an. Diese kamen nicht gut an. Der Kurs sank um 6,5 Prozent.

General Electric
General Electric 160,53

Ralph Lauren fielen um 3,7 Prozent, das Modeunternehmen hat zwar die Markterwartungen übertroffen, gleichwohl aber einen Gewinneinbruch um 23 Prozent im abgelaufenen Quartal verbucht. CyberArk Software stiegen um 1,5 Prozent. Der Anbieter von Sicherheitstechnologie im Informationsbereich hat positive Quartalszahlen abgeliefert.
Navistar verteuerten sich um 9,1 Prozent. Sie profitierten von den IPO-Plänen von VW, die ihre Lkw-Tochter Traton an den Markt bringen will. Es wird damit gerechnet dass Traton nach einem Börsengang Navistar übernehmen will.

General Electric hat laut einem Medienbericht im ersten Quartal bei den Aufträgen für neue Gaskraftwerke die Konkurrenten Mitsubishi Hitachi Power Systems und Siemens hinter sich gelassen. Für die Aktie ging es um 4,6 Prozent nach oben.

Quelle: ntv.de, mau/dj/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen