Marktberichte

Neue Rekorde in New York Wall-Street geht euphorisch ins Wochenende

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(Foto: REUTERS)

An der Wall Street ist die Stimmung bestens. Die Händler gehen derart gut gelaunt in ein langes Wochenende, dass sie ansonsten übliche Vorsichtsmaßnahmen beiseite lassen. Das hat auch mit neuen Rekordhochs zu tun.

Die Wall Street knüpft nahtlos an die Allzeithochs des Vortages an: Alle drei wichtigen Börsenindizes sind auf neue Rekordstände gesprungen - auch der Kleinwerteindex Russell 2000 markierte ein frisches Allzeithoch. Selbst wenig inspirierende Quartalsausweise der beiden Großbanken JP Morgan und Wells Fargo hinderten den Markt ebensowenig am Anstieg wie steigende Zinsfantasien. "Der Anstieg ist nicht mehr fundamentaler Natur", sagte Investmentstratege Jason Browne von FundX Investment und sprach einfach von "Euphorie". "Wenn wir Rücksetzer sehen, halten wir nicht daran fest. Das Umfeld drängt Anleger dazu, bei Rücksetzern zu kaufen. Wird das ewig so bleiben? Natürlich nicht! Man muss hoffen, dass Investoren realistisch sind", mahnte Browne.

Der Dow-Jones-Index stieg um 0,9 Prozent auf 25.803 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite zeigten sich jeweils 0,7 Prozent höher. Umgesetzt wurden an der NYSE 873 (Donnerstag: 827) Millionen Aktien. 1.587 (2.292) Kursgewinnern standen 1.371 (684) -verlierer gegenüber, unverändert schlossen 109 (92) Titel. Das bevorstehende lange Wochenende mit dem Martin-Luther-King-Feiertag am Montag zeigte, wie groß die Euphorie zu sein schien. Denn häufig fahren Anleger ihre Risiken und damit ihre Aktienpositionen vor längeren Handelspausen zurück, weil sie während dieser nicht auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren können. Doch ließen sich Anleger diesmal nicht vom langen Wochenende abschrecken.

Wie sich der Dax geschlagen hat, lesen Sie hier.

Zinsspekulationen schießen ins Kraut

Während die US-Einzelhandelsumsatz im Dezember wie erwartet gestiegen waren, lieferten neue Inflationsdaten mehr Gesprächsstoff. Zwar stiegen die Verbraucherpreise insgesamt und moderat wie vorhergesehen im Dezember. Doch die wichtigere Kernrate ohne Preise für Nahrungsmittel und Energie kletterte deutlicher als prognostiziert und machte den höchsten Satz seit Januar 2017. Auf Jahressicht zog die US-Kernteuerung auf 1,8 (November: 1,7) Prozent an und näherte sich damit dem Zweiprozentziel der US-Notenbank. Die Analysten der BayernLB rechneten daraufhin für 2018 mit vier Zinserhöhungen, die Federal Reserve bislang nur mit drei.

Trotz der Zinsfantasien zeigte sich der Dollar zum Euro schwach. Die Gemeinschaftswährung war am Vormittag über die Marke von 1,21 Dollar und damit auf ein Dreijahreshoch gestiegen, nachdem sich in Deutschland die Parteien CDU/CSU und SPD in ihren Sondierungsgesprächen auf Koalitionsverhandlungen geeinigt hatten. Schon am Vortag hatte der Euro Auftrieb vom Protokoll der jüngsten EZB-Sitzung erhalten, aus dem falkenhafte Töne herauszuhören waren. Der Euro wurde zuletzt bei 1,2190 Dollar gehandelt nach Wechselkursen um 1,2038 am Vorabend. Auch der ICE-Dollarindex verlor 0,8 Prozent, auch der breiter gefasste WSJ-Dollarindex zeigten sich mit Abgaben.

Renditen steigen mit Zinsfantasien

Etwas stärker fiel die Reaktion auf die Inflationsdaten zunächst am Rentenmarkt aus. Dort fielen die Notierungen zunächst mit den Zinserhöhungsfantasien recht deutlich, anschließend erholten sich die Kurse aber wieder. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg im späten Handel um einen Basispunkt auf 2,55 Prozent. Am kurzen Ende des Marktes kletterten die Renditen deutlicher, die Rendite zweijähriger US-Titel stieg erstmals seit der Finanzkrise 2008 über die Marke von 2,0 Prozent.

Der schwächere Dollar und die anziehende Inflation hievten den Goldpreis auf ein neues Viermonatshoch. Die Feinunze verteuerte sich im späten Geschäft um 1,2 Prozent auf 1.338 Dollar. Steigende Inflationsraten sind ein zweischneidiges Schwert für das Edelmetall. Einerseits steigert Geldentwertung die Attraktivität von Gold, andererseits könnten Zinsfantasien aber auch belasten. Anleger glaubten hier offensichtlich nicht an eine härtere Gangart der Fed. Gold verbuchte mit einem Plus von rund 1,0 Prozent den fünften Wochenaufschlag in Folge.

Die Ölpreise drehten im Verlauf ins Plus - auch sie wurden von der Dollarschwäche gestützt. Zudem halfen die steigende Konjunkturzuversicht. Weder konnten geringere Ölimporte nach China, noch eine steigende Anzahl in den USA aktiver Ölförderanlagen die Preise dauerhaft drücken.

Zudem verlängerte die US-Regierung die Sanktionsaussetzung gemäß des Nuklearabkommens mit dem Iran für mehrere Monate, so dass kurzfristig nicht mit einem geringeren Ölangebot aus dem Iran zu rechnen ist. Allerdings gab es Berichte, wonach die Golf-Staaten ihren Ölausstoß im ersten Quartal unter das Vorjahresniveau drücken wollen. Das Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 64,30 Dollar, Brentöl um 0,9 Prozent auf 69,87 Dollar.

Facebook fielen um 4,5 Prozent und verbuchten den höchsten Tagesverlust seit September. CEO Mark Zuckerberg hatte angekündigt, dass das soziale Netzwerk künftig persönlichen Eintragungen von Familienmitgliedern und Freunden Vorrang vor geschäftlichen oder Nachrichten-Posts einräumen wird, auch wenn dies den Gewinn des Unternehmens schmälern werde.

Quelle: ntv.de, vpe/DJ

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