Marktberichte

Kaum Bewegung an der Wall Street Verunsicherung bremst US-Aktienmärkte

Kurzlebige Kursgewinne: Mitte der Woche konnte der Dax noch deutlich zulegen.

Kurzlebige Kursgewinne: Mitte der Woche konnte der Dax noch deutlich zulegen.

(Foto: REUTERS)

Trotz Berichtssaison bleibt es eher ruhig an den US-Märkten. Anders in Deutschland: Der Aktienmarkt endet der mit teils kräftigen Kursverlusten. Schwergewichte wie Daimler und Deutsche Bank können sich von ihren Kursverlusten erholen.

Die negativ aufgenommenen Geschäftsergebnisse von Daimler und Deutscher Bank haben die Stimmung im deutschen Börsengeschehen im Tagesverlauf schwer belastet. Der Dax kann sich im Verlauf nur kurzzeitig aus dem Abwärtssog befreien. Nach dem schwächeren Handelsstart an der Wall Street rettet sich der Leitindex mit einem Minus von 0,27 Prozent auf 11.627,95 Punkte in den Abend. Das Tageshoch aus dem Verlauf liegt bei 11.675,98 Zählern.

Etwas freundlicher stellt sich das Bild bei den Nebenwerten dar: Der MDax legt um knapp 0,20 Prozent zu auf 22.621,40 Punkte. Der Technologiewerteindex TecDax hält sich 0,41 Prozent im Plus bei 1857,78 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx50 schließt 0,16 Prozent schwächer bei 3253,61 Punkten. Der Pariser Leitindex CAC 40 bewegte sich kaum vom Fleck, während der britische FTSE 100 moderat zulegte. Der Dow-Jones-Index gab zum Handelsschluss in Europa leicht nach. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,20 Prozent am Vortag auf 0,19 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,05 Prozent auf 141,54 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,32 Prozent auf 162,37 Punkte.

Schwer auf die Stimmung drückte - abgesehen vom Euro-Anstieg - vor allem der am Morgen vorgelegte milliardenschwere Verlust der Deutschen Bank. Die Aktien des im Dax notierten Indexschwergewichts büßten am Tag der Zahlenvorlage 5,2 Prozent ein auf 18,18 Euro. Am Morgen hatte die Aktie in Reaktion auf die Zahlen zeitweise fast 7 Prozent eingebüßt. Unter dem Strich hat die Deutsche Bank im zurückliegenden Jahr mit 1,4 Milliarden Euro deutlich mehr Geld verloren als erwartet.

Allein im vierten Quartal fuhr die Bank nach der Einigung im US-Hypothekenstreit einen Verlust von rund 1,9 Milliarden Euro ein, während der Analystenkonsens lediglich von 1,2 Milliarden ausgegangen war. Die Erträge legten zwar zu, blieben aber ebenfalls unter der Erwartung.  Keine Stütze kommt von der verbesserten Kapitalausstattung. Zwar lindert die Stärkung des Kernkapitals die Sorge um einen mögliche Kapitalerhöhung, schwerer wiegt aber die Verwunderung über den Verlust.

Wenig begeistert zeigten sich Anleger auch von den Geschäftsergebnissen von Daimler. Der Autobauer fuhr im vierten Quartal und im Gesamtjahr 2016 etwas weniger ein als von Analysten prognostiziert. Die Daimler-Aktie gibt um 2,7 Prozent nach auf 68,10 Euro. Der Stuttgarter Autobauer konnte ersten Einschätzung aus dem Handel zufolge beim Umsatz zwar liefern, beim Gewinn allerdings die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Enttäuschend sei für einige die mit 3,25 Euro Dividende auf Vorjahresniveau. Hier habe der Markt mit einer leichten Erhöhung gerechnet.

Deutsche Bank
Deutsche Bank 14,58

Kauflaune verbreitete dagegen Infineon: Der Chiphersteller konnte Analysten mit seinen Zahlen überzeugen. Die Titel zogen an der Indexspitze um 2,3 Prozent an auf 17,55 Euro. Glänzende Geschäfte mit der Autoindustrie hatten dem Dax-Konzern einen überraschend guten Start ins neue Geschäftsjahr beschert. "Die Wachstumsstory ist intakt", kommentierte ein Marktteilnehmer die Infineon-Zahlen. Dank eines starken Automotive-Geschäfts hat der Chipkonzern Umsatz und Ergebnis im ersten Quartal des Geschäftsjahres gesteigert.

Besonderes Augenmerk richten Anleger auch auf die Aktien der Deutschen Börse selbst. Der Marktbetreiber sieht sich mit peinlichen Ermittlungen gegen die eigene Konzernspitze konfrontiert. Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter soll wenige Wochen vor der Bekanntgabe der Fusionspläne mit der Londoner Börse in größerem Umfang Aktien des eigenen Hauses gekauft haben. Im Raum steht der Verdacht auf Insiderhandel.

"Die Insider-Käufe sind bereits seit langem bekannt", meinte ein Aktienhändler dazu. Ein Sprecher der Deutschen Börse nannte den Vorgang eine Routineuntersuchung. Die Aktien der Deutschen Börse geben 1,4 Prozent nach auf 84,42 Euro.

Im Blickfeld der Anleger standen zudem auch einige Werte aus der zweiten Reihe: Bei Hannover Rück beflügelten überraschend gute Vertragsabschlüsse die Gewinnhoffnungen für 2017 und ließen die Papiere im MDax um rund 2 Prozent anziehen.

Salzgitter führten dort allerdings die Gewinnerliste mit einem Plus von rund 4 Prozent an. Analyst Eugene King von der US-Bank Goldman Sachs erwartet, dass sich die überdurchschnittliche Kursentwicklung der europäischen Stahlaktien aus dem vergangenen Jahr fortsetzt.

Neben der anhaltenden Bilanzflut stehen im Tagesverlauf weitere US-Konjunkturdaten auf der Agenda. Vom Arbeitsmarkt-Wochenbericht und der Entwicklung der Produktivität im vierten Quartal 2016 erhoffen sich die Anleger Rückschlüsse auf das Tempo der erwarteten weiteren US-Zinserhöhungen.

Daneben richteten sich die Blicke auch nach London: Dort hat die britische Regierung ihre Pläne für den Austritt aus der Europäischen Union vorgelegt. Im Wesentlichen wurden in dem 77 Seiten umfassenden "Weißbuch" die zwölf Punkte bekräftigt, die Premierministerin Theresa May bereits Mitte Januar dargelegt hat. Demzufolge strebt sie einen harten Brexit an, bei dem das Königreich aus dem Binnenmarkt und der Zollunion austritt und ein neues Freihandelsabkommen mit der EU vereinbart.

USA: Dow startet im Minus

An der New Yorker Wall Street endet der Börsentag mit geringen Kursänderungen. Der Dow-Jones-Index landet kaum verändert bei 19.885 Punkten - ein Minus von 0,03 Prozent. Zur Wochenmitte hatte der US-Leitindex nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed ein knappes Plus ins Ziel gerettet. Die Währungshüter hatten wie erwartet nichts an ihrer Geldpolitik geändert. Der S&P-500-Index legte um 0,06 Prozent zu auf 2281 Zähler. An der Technologiebörse Nasdaq geht es mit dem Composite-Index um 0,1 Prozent nach unten auf 5148 Punkte.

Nachdem sich die Kaufbereitschaft der Anleger bereits am Vortag trotz einer Reihe guter Konjunkturdaten in Grenzen gehalten hat, hatten Beobachter auch für den Donnerstagshandel mit wenig Bewegung gerechnet - und damit richtig gelegen. Auf die Stimmung der Anleger scheint derzeit vor allem die Unsicherheit darüber zu drücken, was von US-Präsident Donald Trump noch zu erwarten ist. Mit seinen ersten Maßnahmen hat er längst nicht nur international für Unbehagen gesorgt.

In diesem Umfeld kann auch die US-Notenbank die Anleger nicht aus der Reserve locken. Die Währungshüter vermieden in ihrem Statement am Vorabend jeglichen Hinweis auf eine mögliche nächste Zinserhöhung im März. Im Dezember hatte die Fed für 2017 insgesamt drei Zinserhöhungen in den Raum gestellt. In Reaktion darauf tendiert der Dollar auf breiter Front zu leichter Schwäche.

Am Aktienmarkt dominiert weiter die Berichtssaison das Geschehen: Der Kurs von Philip Morris legte drei Prozent zu. Der Zigarettenhersteller überzeugte die Investoren mit seinem Quartalsbericht. Die Aktie von Mead Johnson schoss 21,4 Prozent in die Höhe. Der Babynahrungshersteller soll für 16,7 Milliarden Dollar vom britischen Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser übernommen werden.

Die Modemarke Ralph Lauren verlor dagegen 12,3 Prozent an Börsenwert. Konzernchef Stefan Larsson wird nach einem Streit mit Firmengründer Ralph Lauren seinen Posten räumen. Amazon machte zum Jahresende mehr Gewinn als erwartet, trotzdem reagierten Anleger enttäuscht. Der Überschuss legte im vierten Quartal im Jahresvergleich von 482 auf 749 Millionen Dollar. Die Prognosen der Analysten wurden damit übertroffen. Dennoch fiel die Aktie nachbörslich zunächst um vier Prozent.

Devisen: Euro steigt über 1,08

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,08

Der Euro gewinnt weiter an Stärke. Im Tageshoch kostete die Gemeinschaftswährung 1,0829 US-Dollar und damit so viel wie zuletzt Anfang Dezember. Am späten Nachmittag liegt der Kurs bei 1,0815 Dollar. Der Dollar verliert dagegen auf breiter Front an Boden.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0808 (Mittwoch: 1,0790) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9252 (0,9268) Euro.  Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86068 (0,85418) britische Pfund, 121,40 (122,25) japanische Yen und 1,0690 (1,0680) Schweizer Franken fest.

Grund der jüngsten Euro-Gewinne ist eine breit angelegte Dollar-Schwäche. Der Dollar-Index, der die US-Währung ins Verhältnis zu anderen wichtigen Währungen setzt, fiel auf den tiefsten Stand seit Mitte November. Auslöser der Verluste sind Äußerungen aus den Reihen der neuen US-Regierung, die den Dollar in den vergangenen Tagen deutlich geschwächt hatten. Präsidentenberater Peter Navarro hatte Deutschland vorgehalten, den schwachen Euro als Exporthilfe auszunutzen. US-Präsident Donald Trump hieb in dieselbe Kerbe und hielt Japan und China Ähnliches vor.

Zusätzliche Belastung kam von der amerikanischen Geldpolitik. Am Mittwochabend hatte die US-Notenbank Fed ihren Leitzins zwar wie erwartet konstant gehalten. Allerdings gab sie keine Hinweise, wann in diesem Jahr eine Zinsanhebung anstehen könnte. Ende 2016 hatte sie gleich drei Zinsanhebungen für 2017 signalisiert. Sollte die Fed ihre Zinswende - wie gegenwärtig erwartet - tatsächlich erst zur Jahresmitte fortsetzen, würde die Zeit für zwei weitere Anhebungen im laufenden Jahr knapp.

Das Pfund Sterling gibt nach der Zinsentscheidung der Bank of England nach. Die britische Währung fällt auf ein Tagestief von knapp unter 1,26 Dollar von zuvor 1,2672 Dollar. Inmitten der Brexit-Vorbereitungen Großbritanniens hielt die Notenbank den Umfang ihres Anleihen-Kaufprogramms konstant und tastete den historisch niedrigen Leitzins erwartungsgemäß nicht an.

Spekulationen auf steigende Zinsen hätten durch die Äußerungen der Zentralbank einen Dämpfer erhalten, sagten Marktteilnehmer. "Insgesamt macht der Notenbankrat nicht den Eindruck, als wäre er bereit für Änderungen der geldpolitischen Linie", sagte Investec-Ökonom Philip Shaw.

Die Wachstumsprognosen für 2017 hoben die Währungshüter an. Zudem rechnen sie damit, dass die Inflation binnen Jahresfrist auf 2,72 Prozent ansteigen und im zweiten Quartal 2018 mit 2,75 Prozent ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen wird. Damit wäre der Preisauftrieb weit stärker als von der Notenbank erwünscht. Seit dem Brexit-Referendum von Ende Juni 2016 ist das Pfund auf Talfahrt gegangen und hat über teurere Importe - etwa bei Stahl und Öl - für einen Preisauftrieb gesorgt.

Asien: Trump bewegt die Märkte

Die Börsen in Fernost haben mehrheitlich Verluste verzeichnet. Derzeit herrsche Verunsicherung über den weiteren Kurs der USA unter Präsident Donald Trump, sagten Händler. Die Märkte reagierten stark auf Äußerungen Trumps, sagte HSBC-Stratege Shuji Shirota. Da etliche Minister in den USA, darunter Finanzminister Steven Mnuchin, noch immer nicht vereidigt seien, blieben Trumps gelegentliche Bemerkungen und Twitter-Mitteilungen die einzige Orientierung.

Nikkei
Nikkei 40.168,07

In Tokio ging der 225 Werte umfassende Nikkei-Index mit einem Minus von 1,2 Prozent bei 18.914 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste Topix-Index zeigte sich mit 1510 Zählern 1,1 Prozent schwächer.

Zu den größten Verlierern zählten Exporttitel wie Toyota, die ein Minus von 1,7 Prozent verzeichneten. Mitsubishi-Electric-Aktien gaben 4,8 Prozent nach, nachdem das Unternehmen mit seinen Geschäftsprognosen die Märkte enttäuschte. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans trat auf der Stelle. In Hongkong tendierte der Leitindex mit 0,6 Prozent im Minus, in Südkorea  lag der Verlust bei 0,4 Prozent.

Rohstoffe: Ölpreise legen zu

Trotz der Dollar-Schwäche gaben die Ölpreise ihre Gewinne ab. US-Leichtöl der Sorte WTI ermäßigte sich um 0,6 Prozent auf 53,54 Dollar, Brent sank um 0,4 Prozent auf 56,56 Dollar. Im Handel war von einer strikten Einhaltung der Opec-Förderdrosselung die Rede, die tendenziell stützte. Zudem gebe es eine kräftige Nachfrage aus Asien. Dem standen aber Befürchtungen gegenüber, dass es in den USA wieder zu einem Überangebot kommen könnte, nachdem dort zuletzt wieder mehr Öl gefördert worden war.

Dollar-Schwäche und Trump-Verunsicherung trieben derweil den Goldpreis auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Monaten. In der Spitze kostete die Feinunze 1.225 Dollar. Zum Settlement notierte das Edelmetall Feinunze 0,9 Prozent höher bei 1.219,40 Dollar.

Quelle: ntv.de, mmo/bad/DJ/dpa/rts

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