Marktberichte

Neue Zuversicht in New York Übernahmeschlachten befeuern US-Börsen

(Foto: REUTERS)

Der Einstieg in die verkürzte Börsenwoche vor "Thanksgiving" lässt sich sehen: An der New Yorker Wall Street verzeichnen Händler einen vorsichtigen Aufwärtstrend. Große Hoffnungen ruhen auf dem anstehenden Start in das konsumstarke Weihnachtsgeschäft.

Die US-Börsen haben den Handel zu Wochenbeginn mit Gewinnen beendet. Anleger hätten sich auch von einem festeren Dollarkurs nicht von ihrer Zuversicht abbringen lassen, hieß es. Bei ruhigem Handel gab es nur recht geringe Kursschwankungen.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss mit einem Plus von 0,31 Prozent bei 23.430,33 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 gewann 0,13 Prozent auf 2582,14 Zähler. An der Technologiebörse Nasdaq ging der Composite-Index mit plus 0,12 Prozent bei 6790,71 Stellen in den Feierabend.

Nach zwei Wochenverlusten in Folge zeichne sich mit den leichten Aufschlägen möglicherweise eine Gegenbewegung ab, meinte ein Beobachter. Allerdings sei das Börsengeschäft angesichts des am Donnerstag anstehenden Erntedankfests ("Thanksgiving") geprägt von sich ausdünnenden Umsätzen am Aktienmarkt.

Im Vordergrund standen unter anderem die Perspektiven des US-Einzelhandels. Ende der Woche beginnt mit dem "Black Friday" - dem Tag nach Thanksgiving - der inoffiziellen Start in die Weihnachtssaison. Große Handelsketten werben an diesem Tag mit teils enormen Rabatten um Kunden, die in der Regel daraufhin deutlich mehr Geld ausgeben als üblich. Positive Impulse kamen zudem von unerwartet starken US-Konjunkturdaten. So war der Sammelindex der wirtschaftlichen Frühindikatoren im Oktober überraschend deutlich gestiegen.

Abgesehen davon hoffen Anleger weiterhin auf positive Effekte der geplanten US-Steuerreform. Das Vorhaben nahm mit der Verabschiedung im Repräsentantenhaus vor dem Wochenende eine erste Hürde. Die Zustimmung des Senats steht allerdings noch aus. Eine Abstimmung wird hier aber erst nach Thanksgiving erwartet.

Auf der Ebene der Einzelwerte stand die Übernahme des Chip-Herstellers Cavium durch Marvell im Blick: Der Kurs der Cavium-Aktien schnellte um fast 11 Prozent in die Höhe, nachdem Konkurrent Marvell Technology eine 6 Milliarden Dollar schwere Kaufofferte vorgelegt hatte. Von den Verwaltungsräten beider Konzerne gab es bereits grünes Licht für das Vorhaben. Die Marvell-Titel stiegen um 6,4 Prozent.

Mit einer solchen Fusion würde den Chipgrößen Intel und Broadcom ein gewichtiger Gegenspieler erwachsen, hieß es. Zuletzt hatte Broadcom ein - inklusive Schuldenübernahme - 130 Milliarden Dollar schweres Angebot für den Chipkonzern Qualcomm vorgelegt, welches dieser aber ablehnt. Auch einige Qualcomm-Großaktionäre sind mit der aktuellen Offerte von 70 Dollar je Aktie unzufrieden. Wie der Finanzdienst Bloomberg berichtet, verlangen sie mindestens 10 Dollar mehr. Qualcomm wiederum strebt die Übernahme des niederländischen Chipspezialisten NXP an. Die Papiere von Broadcom gewannen 1,1 Prozent hinzu, Qualcomm-Titel gaben um 0,4 Prozent nach.

Schlusslicht im Dow waren Merck & Co, die im frühen Handel auf den tiefsten Stand seit rund anderthalb Jahren abgesackt waren und am Ende rund 2 Prozent verloren. Sie büßten damit in den vergangenen vier Wochen bereits mehr als 15 Prozent an Wert ein. Händler verwiesen zur Begründung auf sehr gute Studiendaten des Wettbewerbers Roche für ein Lungenkrebsmittel, was die Aussichten für die konkurrierenden Merck-Medikamente verschlechtere.

Die milliardenschwere Übernahme des US-Medienkonzerns Time Warner durch den Mobilfunkriesen AT&T droht Kreisen zufolge in heftige Turbulenzen zu geraten. Das US-Justizministerium werde wegen kartellrechtlicher Bedenken Klage einreichen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Ursprünglich hatten die Unternehmen geplant, den im Oktober 2016 angekündigten und über 85 Milliarden Dollar (73 Mrd Euro) schweren Deal bis Ende 2017 abzuschließen. Die Time-Warner-Anteilscheine fielen um 1,1 Prozent, während die AT&T-Papiere 0,4 Prozent fester schlossen.

Die Aktien von Alibaba legten im New Yorker Handel um 1,6 Prozent zu. Der Internetgigant will einen 36-Prozentanteil am chinesischen Supermarktbetreiber Sun Art Retail Group übernehmen.

Der Nutzfahrzeugbauer Navistar International hat für Oktober einen aus Sicht vieler Analysten überzeugenden Absatz vermeldet. Das Papier legte um 1,6 Prozent zu. Nach einer Hochstufung durch Bank of America-Merrill Lynch zogen die Titel des Automobilzulieferers Delphi Automotive um 3,5 Prozent an.

Die politische Unsicherheiten rund um die schwierige Regierungsbildung in Deutschland spielte vor allem am Devisenmarkt eine Rolle, wo der Euro gegen den US-Dollar nachgab. Zuletzt kostete der Euro 1,1729 Dollar nach Wechselkursen um 1,1795 am Freitagabend. Mit Meldungen, dass die FDP in Deutschland möglicherweise eine Minderheitsregierung unter Führung von Kanzlerin Merkel stützen könnte, hatte sich die Gemeinschaftswährung zwischenzeitlich erholt.

Doch die herrschende Unsicherheit spreche nicht für den Euro, hieß es mit Blick auf die von Merkel favorisierten Neuwahlen. Der ICE-Dollarindex profitierte von den Vorgängen in Deutschland und kletterte um 0,4 Prozent, der breiter gefasste WSJ-Dollarindex um 0,3 Prozent. Händler verwiesen zudem auf die laufenden Verhandlungen zum nordamerikanischen Freihandelsabkommen, die den Greenback gestützt hätten.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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