Marktberichte

Wall Street schließt fester US-Kongresswahl sorgt für massive Gewinne

(Foto: AP)

Der Ausgang der Zwischenwahlen in den USA lief weniger gut für die Republikaner, die Demokraten können sich indes freuen. So oder so: Das Ergebnis scheint die Anleger an den US-Börsen zu beflügeln.

Mit einer schwungvollen Rally haben die Anleger an der Wall Street auf die US-Zwischenwahlen reagiert. Neben der Zufriedenheit über das Ergebnis half wohl auch, dass viele Anleger im Vorfeld zurückhaltend agierten und nun wieder - wie befreit von einem Alb - in den Markt zurückfanden. Die Demokraten haben wie erwartet nun eine Mehrheit im Repräsentantenhaus, während die republikanische Partei von Präsident Donald Trump im Senat weiter die Oberhand behält.

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"Die Märkte können traditionell mit einer Aufteilung von Repräsentantenhaus und Senat gut leben", sagte Investment-Stratege Todd Jablonski von Principal Portfolio Strategies. "Die Investoren sehen darin eine Form von Stabilität und die Aussicht, dass es nicht schnell zu radikalen Veränderungen kommt", sagte der Teilnehmer weiter. An der Wall Street geht sogar als Börsenweisheit um, dass ein "Stillstand" in der Politik für die Märkte positiv sei. So könne es wenigstens nicht zu politischen Maßnahmen kommen, die für die Börsen schädlich sind.

Der Dow-Jones-Index gewann 2,1 Prozent auf 26.180 Punkte. Der S&P-500 stieg ebenfalls um 2,1 Prozent, der Nasdaq-Composite sogar um 2,6 Prozent. Umgesetzt wurden 884 (Dienstag: 813) Millionen Aktien. Auf 2.281 (1.867) Kursgewinner kamen 733 (1.124) -verlierer. Unverändert schlossen 66 (88) Titel.

"Nach einem schwachen Oktober könnte das Wahlergebnis wieder zum Einstieg genutzt werden", so Analyst Jordan Rochester von Nomura. Zwar sei das Ergebnis wie erwartet ausgefallen, doch habe es im Vorfeld eine gewisse Unsicherheit gegeben, nachdem Wahlausgänge in der Vergangenheit schon überrascht hätten, ergänzte der Marktteilnehmer. Auch historisch ist das Börsenjahr nach Zwischenwahlen meistens stark gewesen.

In den Fokus rücke nun auch die Sitzung der US-Notenbank am Donnerstag. Nach bereits drei Zinserhöhungen in diesem Jahr wird mit einer weiteren Anhebung allerdings erst im Dezember gerechnet. Im Fokus stehen daher Aussagen zum weiteren Zinstempo der Fed. Nach Ansicht von John Stopford von Investec Asset Management gibt es für die US-Notenbank keinen Grund, an ihrem Zinskurs etwas zu ändern. Gerade wegen des weiterhin sehr starken US-Arbeitsmarkts dürfte die Fed an ihrem Kurs festhalten.

Zu den Profiteuren der Wahlen gehörten die Aktien von Krankenversicheren und Pharmaunternehmen. Der gespaltene Kongress verminderte Sorgen über politische Eingriffe in den Bereich. Zudem wurde in Kalifornien eine Initiative zur Begrenzung der Gewinne von Dialyse-Dienstleistern von den Wählern zurückgewiesen. Im Dow stiegen Unitedhealth um 4,2 Prozent und Pfizer um 3,2 Prozent. Der Pharmasektor im S&P-500 stieg um 2,8 Prozent.

Energiewerte profitierten von einer Abstimmung in Colorado. Dort lehnten die Wähler neue einschränkende Regulierungen der Öl- und Gas-Industrie ab. Noble Energy gewannen 4,2 Prozent, Anadarko Petroleum 5,7 Prozent und Pioneer Natural Resources 8,9 Prozent.

Auch Technologiewerte wurden gekauft, darunter gerade auch Aktien von Unternehmen, die US-Präsident Trump attackiert hatte. So stiegen beispielsweise Amazon um 6,9 Prozent.
Die Aktien von Rüstungsherstellern blieben nach dem Ergebnis der US-Zwischenwahlen etwas hinter dem Markt zurück. Die Investoren erwarten nun verstärkte Diskussionen zwischen den Republikanern und den Demokraten über den Rüstungsetat. So könnte es in den Haushaltsverhandlungen zu möglichen Budgetkürzungen kommen, die auch den Rüstungsbereich betreffen könnten, so Analysten. Die Aktien von Lockheed Martin legten bei einem sehr festen Gesamtmarkt nur um 1 Prozent zu. Die Papiere von Boeing lagen 1,5 Prozent im Plus.
 

Dagegen trat die US-Berichtssaison etwas in den Hintergrund. Unter den Einzelwerten brachen Infinera um 33 Prozent ein, nachdem der Technologiekonzern einen Umsatzrückgang vermeldet hat.

Der IT-Dienstleisters DXC Technology hatte nach Börsenschluss Geschäftszahlen zum zweiten Quartal vorgelegt. Der Umsatz des Unternehmens lag unter den Markterwartungen und fiel im zweiten Quartal auf 5,01 Milliarden Dollar gegenüber 5,45 Milliarden Dollar im Vorjahr. Der Marktkonsens hatte bei 5,3 Milliarden Dollar gelegen. Die Aktie verlor 12 Prozent.

Michael Kors sanken um 15 Prozent. Das Modeunternehmen enttäuschte die Erwartungen beim Umsatz. Coty sausten um 22,5 Prozent nach unten, weil der Hersteller von Kosmetikprodukten im ersten Geschäftsquartal in die Verlustzone gerutscht ist.

Die Restaurantkette Papa John's verzeichnete im dritten Quartal den vierten Umsatzrückgang in Folge. In Nordamerika ging der Umsatz um 9,8 Prozent zurück. Die Markterwartungen hatten derweil aber bei einem Schwund um 10,8 Prozent gelegen. Für die Titel ging es um 5,5 Prozent nach oben.

Office Depot rückten um 24 Prozent vor, weil Umsatz und Ergebnis im dritten Quartal die Erwartungen übertrafen. Der Büroartikel-Einzelhändler hat die Jahresprognosen erhöht.
Nach der Schlussglocke wird noch der Chiphersteller Qualcomm seine Ergebnisse für das vierte Quartal vorlegen. Im Vorfeld fiel die Aktie um 0,7 Prozent.

Verlierer des US-Wahlergebnisses war zunächst der Dollar: Der Euro stieg im Gegenzug in der Spitze an die Marke von 1,15 Dollar, gab dann allerdings wieder etwas nach. Im späten Geschäft ging er mit 1,1440 Dollar um. "Bisher war die Politik für den Dollar ideal", sagt Devisenanalyst Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Er habe von fiskalpolitischen Wachstumsimpulsen profitiert als auch von der inflationstreibenden protektionistischen Handelspolitik. Dies hatte die US-Notenbank auf ihrem Zinserhöhungskurs bestärkt. "Nun wird es mit fiskalpolitischen Impulsen für die Trump-Regierung schwieriger", sagt Leuchtmann. Dies könne auch Zinserhöhungen der US-Notenbank bremsen. Kurzfristig könnte der Euro Richtung 1,16 Dollar steigen, erwartet der Analyst.

Die Ölpreise rutschten im Tagesverlauf ins Minus. Anlass waren die wöchentlichen Lagerdaten, die einen kräftigen Aufbau bei Rohöl ausgewiesen hatten. Dagegen geriet in den Hintergrund, dass Saudi-Arabien und Russland offenbar über Fördersenkungen im kommenden Jahr sprechen wollen. Klarheit könnte bereits das Opec-Treffen am Wochenende liefern. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel zum Settlement um 0,9 Prozent auf 61,67 Dollar. Für Brent ging es um 0,2 Prozent auf 71,99 Dollar nach unten.

Der Goldpreis zeigte knapp behauptet bei 1.226 Dollar je Feinunze. Teilnehmern zufolge stehen die Chancen aber gut für einen Preisanstieg, weil der schwache Dollar und die fallenden Renditen in den USA für Auftrieb sorgen sollten. "Wenn die Unze die Marke von 1.236 Dollar überwindet, besteht Luft bis 1.242 und potenziell sogar bis 1.265 Dollar", sagte Carlo Alberto de Casa, Chefanalyst von ActivTrades.

Quelle: ntv.de, kpi/DJ/rts

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