Marktberichte

Starke Reaktionen auf US-Wahl US-Dollar gerät unter Druck

Massiv zunehmende Volatilität: In der Wahlnacht starren Devisenhändler in Tokio auf die Kurse.

Massiv zunehmende Volatilität: In der Wahlnacht starren Devisenhändler in Tokio auf die Kurse.

(Foto: dpa)

Die Reaktionen an den Märkten fallen eindeutig aus: Die Aussichten auf einen Wahlsieg von Donald Trump erschüttern den Devisenhandel. Die US-Währung und der Peso geraten teils dramatisch unter Druck. Der Euro zieht kräftig an.

Klares Votum an den Märkten: Das sich abzeichnende Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl hat den Devisenhandel rund um den Globus durcheinandergewirbelt. Der US-Dollar zeigt sich deutlich geschwächt, der Euro legt im Gegenzug kräftig zu.

Nach Einschätzung der Commerzbank sind die Verluste im Dollar gerechtfertigt. Der Euro steigt zeitweise um mehr als 2 Prozent auf 1,1265 Dollar. Der Yen wertet ähnlich stark auf. Analyst Ulrich Leuchtmann stellt sich auf eine längere Phase der Unsicherheit ein, die über Wochen, möglicherweise sogar über Monate andauern könnte. Solange dürfte es dauern, bis die politische Agenda Trumps schärfere Umrisse annehme.

Der mexikanische Peso fällt dagegen auf ein Rekordtief. Auch andere Schwellenländerwährungen wie der südafrikanische Rand oder die türkische Lira geben in ersten Reaktionen deutlich nach. Unter deutlichem Druck steht auch der südkoreanische Won. Im Aufwind sind dagegen der japanische Yen und der Schweizer Franken, die als sichere Häfen in unsicheren Zeiten gelten.

Starke Kursschwankungen

Verzweifelt versuchen Investoren, sich auf das neue, unerwartete Szenario mit Donald Trump an der Spitze der weltgrößten Volkswirtschaft einzustellen. An den Finanzmärkten wird ein Wahlsieg Trumps wegen dessen Unberechenbarkeit in vielerlei Hinsicht mit der Erwartung massiv zunehmender Volatilität verbunden.

Beobachter sprechen von einer regelrechten "Flucht in vermeintliche Sicherheit": Der US-Dollar bricht im asiatisch geprägten Geschäft auf breiter Front massiv ein, nur noch überboten von Verlusten von über 10 Prozent beim mexikanischen Peso.

Zum Yen sackt der Dollar um bis zu 3,8 Prozent ab. Ein Dollar kostete zwischenzeitlich nur noch 101,20 Yen. Im Tief notierte der Dollar sogar bei 101,19 nach Ständen zuvor von rund 105 Yen. Da sich die Kurse im Devisenhandel üblicherweise in engen Spannen bewegen, werten Beobachter die aktuellen Abschläge als dramatisch und als Ausdruck sprunghaft angestiegener Sorgen.

Wie reagiert die Fed?

Gegenwind bekommt der Dollar davon, dass die Wahrscheinlichkeit auf eine US-Zinserhöhung im Dezember massiv fällt. Bislang preisten Experten den Zinsschritt nach oben mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 85 Prozent ein. Aktuell liegt die Prognose nur noch bei 63 Prozent. Devisenhändler berichten, dass eine US-Leitzinserhöhung im Dezember weitgehend ausgepreist werde.

Die Überlegung dahinter ist, dass wegen der Unsicherheiten über die politische und wirtschaftliche Ausrichtung der USA nach einem Trump-Sieg die US-Notenbanker zunächst noch zögern könnten, die Leitzinsen im Dezember zu erhöhen. An den Finanzmärkten wird spekuliert, die Federal Reserve (Fed) könnte im Fall eines Trump-Siegs bei ihrem geldpolitischen Kurs besondere Vorsicht walten lassen, mithin von einer Zinserhöhung im Dezember absehen.

Der Euro legt zwischenzeitlich um 2,5 Prozent bis auf 1,1300 Dollar zu. Diese Schwelle wurde zuletzt am 8. September erreicht und überschritten. Am Morgen liegt der Euro bei 1,1230 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1038 (Montag: 1,1062) Dollar festgesetzt.

Mexikos Peso sackt ab

Noch dramatischer fallen die Reaktionen beim Peso aus: Die mexikanische Währung verlor im Verhältnis zum Dollar bis zu 13 Prozent an Wert und fiel damit auf ein Rekordtief. Ein Dollar kostet damit bis zu 20,7818 Peso. Damit ist der Peso so schwach wie nie zuvor. Zuletzt legte die Währung wieder etwas zu.

Der mexikanische Peso galt im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen an den Finanzmärkten als "Trump-o-Meter". Weil Trump Mexiko mit einem Handelskrieg und mit dem Bau einer Mauer an der Landesgrenze gedroht hatte, galt: Je höher die Chancen Donald Trumps auf einen Wahlsieg schienen, desto höher war der Druck auf den Peso.

Die mexikanische Währung reagiert auch besonders sensibel, weil Trump unter anderem auch angekündigt hat,die Einwanderung in die USA zu beschränken. Auch will Trump neue Zölle einführen. Die Kursreaktionen beim Peso sind damit auch Ausdruck der Sorge, dass die USA die wirtschaftlichen Beziehungen zu Mexiko auf den Prüfstand stellen wollen.

Auch Währungen anderer Schwellenländer standen unter Druck. Der südafrikanische Rand gab zwischenzeitlich um fast fünf Prozent nach, die türkische Lira um eineinhalb Prozent. Beide Währungen erholten sich zuletzt wieder etwas.

Gefragt sind dagegen sichere Häfen wie etwa der Schweizer Franken. Steigt das Sicherheitsbedürfnis der Anleger, legt die Währung meistens zu. Im Verhältnis zum US-Dollar gewann der Franken zwischenzeitlich um über zwei Prozent an Wert. Gegenüber dem Euro hielt sich der Franken aber recht stabil. Zuletzt kostete ein Euro 1,0803 Franken.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa

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