Marktberichte

Unsichere Kurse in New York US-Börsen wanken nach dem Crash

Wenn es am Hals plötzlich eng wird: Der Kursrutsch vom Vortag hat viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt.

Wenn es am Hals plötzlich eng wird: Der Kursrutsch vom Vortag hat viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt.

(Foto: REUTERS)

Am Tag nach dem Kurssturz in New York flaut die Nervosität an der Wall Street nur langsam ab: Unter den bangen Blicken der Händler setzen die US-Börsen kurz vor Handelsschluss zu einer kräftigen Erholung an. Der Dow schließt mehr als zwei Prozent im Plus.

Nach dem heftigen Börsenbeben vom Wochenauftakt haben die US-Aktienmärkte einen bewegten Handelstag verzeichnet. Die großen Kursbarometer an der Wall Street legten nach einem äußerst nervösen Auf und Ab, das sich fast über den gesamten Handelsverlauf erstreckte, vor allem in der letzten Börsenstunde wieder kräftig zu.

Der Dow-Jones-Index, der zum Start noch unter die Marke von 24.000 Punkten gefallen war, ging am Ende 2,33 Prozent fester bei knapp 24.912,77 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P 500 erholte sich mit plus 1,74 Prozent auf 2695,14 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 2,62 Prozent auf 6665,98 Punkte. Der Nasdaq-Composite schloss 2,13 Prozent im Plus bei 7115,88 Punkten.

Am Vorabend war der Dow zeitweise um fast 1600 Punkte in die Tiefe gefallen und hatte den Montag 4,6 Prozent im Minus beendet. Auslöser für die Panik waren laut Marktbeobachtern vor allem Sorgen um schneller als erwartet steigende Zinsen gewesen. Dies hatte schon am Freitag auf die Kurse gedrückt, nachdem im monatlichen US-Arbeitsmarktbericht auch Hinweise auf einen überraschend starken Anstieg der Löhne und Gehälter erthalten waren.

Am Tag nach dem Kurssturz stecke den Anlegern noch der Schrecken über den fast fünfprozentigen Absturz in den Knochen, meinte ein Händler. US-Währungshüter James Bullard warnte die nervösen Anleger allerdings vor voreiligen Schlüssen: Gute Nachrichten vom Arbeitsmarkt müssten sich nicht direkt in einer höheren Inflation niederschlagen, sagte das Fed-Mitglied.

Vola-Fonds vom Handel ausgesetzt

Die US-Börsen hatten den Handel mit börsennotierten Fonds, die auf eine Verringerung der Volatilität setzen, ausgesetzt, um die Lage etwas zu beruhigen. Deren Papiere waren am Vortag mit der steigenden Volatilität massiv unter die Räder geraten. Die Sorge vor einem globalen Ende der lockeren Geldpolitik mit steigenden Zinsen als Auslöser für den Vortagesabsturz hielten Händler zwar für maßlos übertrieben, andere Motive konnten sie gleichwohl auch kaum nennen. Allerdings machten diverse Gerüchte am Markt die Runde über angebliche Megaverkäufe aus dem arabischen Raum.

Der Chef der Börsenaufsicht SEC, Jay Clayton, räumte ein, er kenne den Grund für den Absturz am Montag noch nicht. Alles deute aber darauf hin, dass die Finanzmärkte normal funktionierten. Beobachter hatten nach dem steilen Kurseinbruch vermutet, automatische Handelssysteme könnten auf den Bruch von Stopp-Marken reagiert haben und dadurch den Ausverkauf massiv beschleunigt haben. US-Finanzminister Steven Mnuchin erklärte, die Schwankungen seien nicht groß genug, um den Markt in seinen Fundamenten zu erschüttern. Mit einer Korrektur haben viele Experten zwar schon länger gerechnet. Allerdings waren Anleger zuletzt von den geringen Schwankungen an den Aktienmärkten verwöhnt gewesen.

Seit Anfang 2009 ist der Dow Jones mit nur kleinen Unterbrechungen wie im August 2015 auf dem Weg nach oben - bis auf 26.616 Punkte Ende Januar. Vor allem seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten scheint die Wall Street eine Einbahnstraße in Richtung Gewinnzone zu sein. Denn Anleger in den USA setzten vor allem auf die Wirkung der Steuersenkungen, die Trump inzwischen für die Unternehmen durchgesetzt hat. Auch nach dem Kursrutsch vom Montag lag der S&P500 noch mehr als 20 Prozent höher als vor dem Wahlsieg Trumps im November 2016.

Bei den Einzelwerten ragte General Motors (GM) aus der Masse der Kursgewinner hervor. Die GM-Aktien stiegen um 5,9 Prozent auf 41,86 Dollar. Die Quartalszahlen des Autobauers fielen - ohne Berücksichtigung der Einmaleffekte aus der Steuerreform - besser aus als erwartet. Auch Apple waren gefragt: Die Papiere des iPhone-Anbieters verteuerten sich an der Nasdaq um 4,2 Prozent auf 163,03 Dollar. In den vergangenen fünf Handelstagen hatten sie bis Montagabend fast sieben Prozent eingebüßt.

Die Aktien von Allergan zogen um 2,0 Prozent an. Der Pharmakonzern übertraf im vierten Quartal die Markterwartungen. Zudem lieferte der Botox-Hersteller positive Medikamentenstudien. Micron Technology schnellten um 11,4 Prozent empor. Der Chiphersteller hatte seinen Ausblick angehoben und außerdem einen neuen Finanzchef vorgestellt.

Der Motorradhersteller Harley Davidson konnte seine Aktionäre nach dem Kurseinbruch in Reaktion auf den Quartalsbericht in der Vorwoche etwas besänftigen mit der Ankündigung, die Dividende leicht zu erhöhen und 15 Millionen Aktien zusätzlich zurückzukaufen. Der Kurs der Motorradlegende stieg um 4,8 Prozent.

Die Aktie von Archer Daniels Midland (ADM) kletterte um 3,4 Prozent, nachdem der Agrarkonzern im vierten Quartal die Markterwartungen übertroffen hatte. Das Unternehmen will zudem in Südafrika und Asien stärker wachsen.

Auch in Europa hatte die Angst vor einem Ende der Versorgung mit billigem Notenbankgeld die Aktienanleger in Unruhe versetzt. Bei ungewöhnlich hohem Umsatz ging der Dax mit einem Minus von 2,3 Prozent bei einem Fünf-Monats-Tief von 12.392 Zählern aus dem Handel. Der Eurostoxx50 fiel 2,4 Prozent auf 3394 Zähler.

Wie der Börsen-Tag in Europa lief, können Sie hier nachlesen.

Mit den etwas nachlassenden Zinserwartungen in den USA wegen der Bullard-Aussagen kam auch der zuvor recht feste Dollar zurück. Der Euro erholte sich im späten Handel auf 1,2373 Dollar und zeigte sich damit praktisch auf dem Niveau des Vorabends.

Der WSJ-Dollarindex verlor 0,2 Prozent. Die nachlassende Flucht in vermeintlich sichere Häfen ließen den Goldpreis zurückkommen, die Feinunze Gold verbilligte sich im späten Geschäft um 1,3 Prozent auf 1328 Dollar.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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