Marktberichte

Trump, Dollar, Bonds und die Fed US-Börsen geben kräftig nach

Minuszeichen im US-Handel: Der Vorschlag von Buffett, Bezos und Dimon könnte das US-Gesundheitssystem revolutionieren.

Minuszeichen im US-Handel: Der Vorschlag von Buffett, Bezos und Dimon könnte das US-Gesundheitssystem revolutionieren.

(Foto: AP)

Ungewohnte Bewegungen an der Wall Street: In New York verzeichnen Händler die größten Kursverluste seit acht Monaten. Schwergewichte wie Apple und die Versicherer zieht es in die Tiefe. Nervös warten Anleger auf Trumps Auftritt im US-Kongress.

Die Rekordlaune ist verfolgen: In den USA setzt die aufkeimende Nervosität vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank (Fed) Anlegern an den New Yorker Börsen kräftig zu. Investoren seien in Sorge, dass die Fed bei ihrem Zinserhöhungskurs aggressiver vorgehen könnte, meinten Analysten. Zudem blieben viele Börsianer vor der Kongressrede von Präsident Donald Trump zur Lage der Nation vorsorglich in Deckung. Daneben drückte der Ausverkauf bei den Krankversicherern auf die Stimmung an der Wall Street. Auslöser war die Ankündigung des weltgrößten Internethändlers Amazon, der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway der Investorenlegende Warren Buffett und der US-Großbank JPMorgan, eine unabhängige Non-Profit-Krankenversicherung für ihre US-Mitarbeiter gründen zu wollen.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging mit einem Minus von 1,4 Prozent bei 26.076 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P-500 gab 1,1 Prozent auf 2822 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,9 Prozent auf 7402 Punkte.

Anleihen gewinnen Anziehungskraft

"Es ist nicht verwunderlich, dass Investoren jetzt lieber Geld vom Tisch nehmen", sagte Aktienhändler Markus Huber vom Broker City of London mit Blick auf Trumps anstehende "State of the Union"-Rede. Für Unsicherheit sorgte auch der Anstieg der Renditen an den Anleihemärkten. "Die große Angst im Markt ist, dass sich die US-Notenbank morgen etwas restriktiver präsentieren wird", konstatierte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Onlinebroker CMC Markets.

Eine Zinserhöhung durch die Notenbanker um Janet Yellen am Mittwoch wird im Markt zwar generell nicht erwartet. Ihre letzte geldpolitische Sitzung könnte die scheidende Fed-Chefin aber nutzen, um stärkere Signale für eine Straffung zu setzen, hieß es. Dies könnte laut Börsianern vor allem der Fall sein, wenn Trump in seiner Rede zur Lage der Nation vor beiden Kammern des US-Kongresses den Dollar mit protektionistischen Äußerungen schwächen sollte.

Was wird Trump sagen?

Der Euro stieg im Vorfeld der Rede zeitweise um gut einen halben US-Cent auf 1,2440 Dollar und pendelte am Abend um die Marke bei 1,24 Dollar. Damit blieb er in Sichtweite seines in der vergangenen Woche erreichten Drei-Jahres-Hochs von 1,2536 Dollar. Für Europas Exporteure ist der hohe Wechselkurs eine herbe Absatzbremse - für US-Unternehmen ergeben sich vorteilhaftere Perspektiven.

Bei den Einzelwerten in New York fielen die Papiere des größten US-Krankenversicherers UnitedHealth um 4,0 Prozent zurück. Anlass war die Ankündigung von Amazon, JPMorgan und Berkshire Hathaway, ein gemeinsames Unternehmen zu gründen, um die Gesundheitskosten für ihre Beschäftigten zu senken. Die Pläne befänden sich aber noch in einer frühen Phase, hieß es. Dennoch rissen Berichte über das Vorhaben auch die Papiere der UnitedHealth-Konkurrenten Anthem und Cigna in die Tiefe.

Auch die Aktien von Drogerie- und Apothekenketten wie CVS und Walgreens Boots sowie von Pharmahändlern wie Cardinal Health und McKesson ließen kräftig Federn. Amazon-Aktien stiegen dagegen um 1,3 Prozent.

Ebenfalls weiter auf Talfahrt befinden sich die Aktien von Apple, die erneut 0,0 Prozent einbüßten. Schon zu Wochenbeginn hatte ein Bericht über Absatzprobleme beim neuen iPhone X die Aktien belastet.

Ausgerechnet am schwärzesten Tag der Wall Street seit acht Monaten steigen Twitter-Aktien erstmals seit über zwei Jahren über ihren Ausgabepreis von 26 Dollar. Bei Handelsschluss lagen die Titel des Kurznachrichtendienstes noch um 2,0 Prozent im Plus bei 25,69 US-Dollar.

Anfang November 2013 war der Dienst an die Börse gegangen und anfänglich stieg der Wert. Doch 2015 begann der Absturz im Zuge eines schwachen Nutzerwachstums. Mitte 2016 kostete die Aktie nur noch rund 14 Dollar.

Im vergangenen Oktober räumte Twitter ein, dass die Nutzerzahlen der vergangenen drei Jahre zu hoch angesetzt gewesen seien, gleichzeitig meldete das Unternehmen jedoch ein moderates Wachstum der Nutzerzahlen für das dritte Quartal. Das Sentiment für die lange geschmähte Aktie ändert sich. Die Citron-Analysten halten den Titel für unterbewertet. Andrew Left, Herausgeber eines Börsenbriefes und Leerverkäufer, erwartet innerhalb der nächsten zwölf Monate einen starken Kursanstieg um 47 Prozent bis auf 35 Dollar.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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