Marktberichte

Rekordhoch beim S&P 500 US-Berichtssaison begeistert Anleger

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(Foto: AP)

Vor den Sitzungen der Fed halten Anleger sich gewöhnlich zurück. Mit unerwartet guten Quartalszahlen treiben die US-Konzerne die Aktienindizes derzeit jedoch auf neue Höchststände - oder zumindest in deren Nähe.

Gut ausgefallene Quartalsergebnisse wichtiger US-Unternehmen und steigende Rohstoffpreise haben am Dienstag für gute Stimmung an den US-Börsen gesorgt. Hinzu kamen positive Konjunkturdaten in Gestalt eines unerwartet gut ausgefallenen Verbrauchervertrauens im Juli.

Der Dow-Jones-Index ging nach dem kleinen Minus am Vortag mit einem Plus von 0,5 Prozent und 21.613 Punkten aus dem Tag. Er ist damit noch rund 65 Punkte von seinem Allzeithoch entfernt. Beim S&P-500 reichte es dagegen bereits für ein neues Rekordhoch mit im Tageshoch 2.481 Punkten. Am Ende lag er bei 2.477, 0,3 Prozent über dem Vortagesschluss. Nach seinem Rekordhoch vom Vortag tendierte der Nasdaq-Composite dagegen kaum verändert seitwärts.

"In fast jeder Hinsicht ist das eine Bilanzsaison, die auf der Oberseite überrascht und das ist der Treiber am Aktienmarkt", sagte Terry Sandmen, Aktienstratege bei U.S. Bank Wealth Management. Zugleich rückte die begonnene und am Mittwoch endende Sitzung der US-Notenbank stärker ins Bewusstsein der Akteure. "Zwar werden bei der Geldpolitik zunächst keine Änderungen erwartet, aber am Markt geht man davon aus, dass die Federal Reserve Maßnahmen zur Bilanzreduzierung ab September vorbereiten wird (...)", sagte Marktanalyst Craig Erlam von Oanda.

Bei ihrer geldpolitischen Debatte dürften die Notenbanker auch das stark ausgefallene Verbrauchervertrauen im Blick haben, zumal der private Konsum als entscheidende Säule für Wachstum und BIP in den USA gilt. Die Daten sprechen eher für eine Beibehaltung des Tempos auf dem eingeschlagenen Zinserhöhungspfad. Mehr Gewicht werden aber die am Freitag erst nach dem Notenbanktreffen anstehenden BIP-Daten haben.

Alphabet enttäuscht

Am Aktienmarkt führten erneut die Bankenaktien die Gewinnerliste mit an. Ihr S&P-500-Branchenindex stieg um 1,8 Prozent. Unternehmen aus dem Finanzsektor gelten als mutmaßlich größere Profiteure eines anziehenden Zinsniveaus. Weit vorne lagen auch die Energiewerte vor dem Hintergrund stark anziehender Ölpreise. 

Alphabet
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Der Kurs der Google-Mutter Alphabet gab um 2,9 Prozent nach. Alphabet erzielte zwar mit netto 3,5 Milliarden Dollar einen überraschend hohen Quartalsgewinn, Beobachter bemängelten jedoch die Qualität der Geschäftszahlen sowie die Strafzahlungen an die europäischen Regulierungsbehörden. Dass die Werbung auf mobilen Geräten und über Youtube weniger lukrativ sei als die über Desktops, drücke die Profitabilität von Alphabet, hieß es.

McDonald's verzeichnete in seinem Berichtsquartal in allen Segmenten steigende Gästezahlen. Wegen Veränderungen unter den Lizenznehmern gab der Gesamtumsatz zwar nach, dennoch stand ein um 28 Prozent höherer Nettogewinn zu Buche, der zudem höher ausfiel als von Analysten in Aussicht gestellt worden war. Der Kurs zog um 4,8 Prozent an.

Für Optimismus sorgte vor allem Caterpillar. Der Baumaschinenhersteller, der als eine Art Konjunkturbarometer gilt, hob nach einem überraschend starken zweiten Quartal den Ausblick für das Gesamtjahr sowohl für den Gewinn als auch für den Umsatz an. Die Aktie verteuerte sich um 5,9 Prozent auf ein Fünfjahreshoch. Gute Geschäfte in China und ein wieder besseres Umfeld im Öl- und Bergbaubereich sorgten bei Caterpillar für einen Gewinnsprung auf 802 Millionen Dollar.

Opelverkauf belastet GM

General Motors (GM) legte beim bereinigten Gewinn im zweiten Quartal zwar zu, der Nettogewinn sank aber wegen Sonderbelastungen unter anderem aus dem Verkauf von Opel an Peugeot auf 1,7 von 2,9 Milliarden Dollar. Die Aktie gab um 0,7 Prozent nach.

Bei United Technologies war den Anlegern gut offenbar nicht gut genug. Das Unternehmen ist nach dem ersten Halbjahr etwas optimistischer für das Gesamtjahr geworden, sowohl für Umsatz wie auch Gewinn. Nach einem vorbörslichen Plus nehmen Anleger Gewinne mit, die Aktie verlor 2,2 Prozent.

Ein ähnliches Bild zeigte sich bei Dupont. Nach anfänglichen Gewinnen fiel der Kurs um 0,8 Prozent zurück. Der Chemiekonzern hatte im zweiten Quartal wie United Technologies die Erwartungen übertroffen.

Der Mischkonzern 3M steigerte seinen Gewinn zwar kräftig, hier störten sich die Anleger aber am Umsatz, der nicht so stark zulegte wie erhofft. 3M verloren 5,1 Prozent und waren klarer Verlierer im Dow.

Citigroup erlebten ihren besten Handelstag im laufenden Jahr, der Kurs legte um 2,9 Prozent zu und lag mit 68,11 Dollar nur knapp unter seinem höchsten Stand seit 2009. Die Bank hielt ihren ersten Kapitalmarkttag seit 2008 ab und legte dort den Weg für höhere Gewinne und Erträge bis 2020 dar. Unter anderem kündigte CFO John Gerspach Einsparungen von 1 Milliarde Dollar an, unter anderem durch einen Wechsel in die Cloud, eine stärkere Nutzung von mobiler Computer statt Desktop-Geräten und durch Automatisierungsmaßnahmen.

Im Pharmasektor verloren Eli Lilly 3 Prozent. Das Unternehmen wartete eigentlich mit überzeugenden Geschäftszahlen auf, allerdings gibt es bei einem wichtigen Medikament Verzögerungen im Zulassungsprozess. Der Modekonzern Michael Kors übernimmt den britischen Kultschuhanbieter Jimmy Choo für 896 Millionen britische Pfund. Michael Kors zogen darauf um 0,1 Prozent an. 

Rally am Ölmarkt - Brentöl wieder bei 50 Dollar

 Die Ölpreise profitierten weiter von den jüngsten Maßnahmen zur Preisstabilisierung und erreichten Siebenwochenhochs. Saudi-Arabien und Nigeria hatten auf einer Konferenz von Opec-Mitgliedern und -Nichtmitgliedern zugesichert, Ölfördermenge und -exporte zu beschränken. Mit derart weitreichenden Zugeständnissen habe kaum jemand gerechnet, sagte Jingyi Pan, Analyst bei IG Group. Zudem würden US-Sanktionen gegen Venezuela immer wahrscheinlicher, wodurch auch die Ölexporte des Krisenlandes betroffen wären.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 87,07

Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI stieg um 3,3 Prozent auf 47,84 Dollar - europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 3,3 Prozent auf zuletzt 50,17 Dollar.

Steil aufwärts ging es auch mit dem Kupferpreis. Hier habe sich die erhöhte Wachstumsprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) für China, aber auch die Erwartung einer anziehenden europäischen Konjunktur positiv bemerkbar gemacht, sagten Marktteilnehmer. 45 Prozent der globalen Kupfernachfrage komme aus China. An der New Yorker Warenterminbörse zog der Kupferpreis um 4  Prozent an auf den höchsten Stand seit fünf Monaten.

Dollar Verlauf erholt

Der Dollar neigte nach einer kurzen Erholungsphase am Vortag zunächst wieder zur Schwäche, erholte dann aber. Händler sprachen zunächst von einer Euro-Stärke, nachdem in Deutschland der Ifo-Geschäftsklimaindex überraschend erneut auf ein Rekordniveau gesprungen war. Zudem stieß die erste Griechenland-Anleihe seit 2014 auf lebhaftes Interesse und stützte den Euro zusätzlich. Mit den  guten US-Konjunkturdaten berappelte sich der Dollar allerdings.

Der Euro ging zuletzt mit 1,1647 Dollar um, im Tageshoch hatte er über 1,17 gelegen. Sollte die Fed am Mittwoch nicht in die Reduzierung ihrer aufgeblähten Bilanz einsteigen, könne der Greenback aber schnell wieder schwächeln, heißt es im Devisenhandel.

Der Goldpreis fiel mit der Aussicht auf steigende Zinsen um 0,4 Prozent auf 1.250 Dollar. Der starke Ifo-Index lasse geldpolitische Straffungen auch in Europa wahrscheinlicher werden, hieß es außerdem. Das mache das Gold weniger attraktiv. Charttechnisch befinde sich der Preis des Edelmetalls zudem über 1.250 Dollar in einer schwierigen Region.

Quelle: ntv.de

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