Marktberichte

Alles wieder rosarot - oder nicht? US-BIP befeuert Dax, Dow und Öl

Kursfeuerwerk in China, steigende Notierungen auch wieder an der Wall Street, dazu ein schwacher Euro: Unter diesen Voraussetzungen können die Anleger hierzulande nicht anders, als ihren Käuferstreik zu beenden. Nun melden sich erste Warner zu Wort.

Es geht doch: Am Donnerstag haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt ihren Käuferstreik beendet und die Kurse bei Dax und Co. kräftig steigen lassen. Daneben pushten vor allem die Kursfeuerwerke aus den USA und China. "Aus Asien kommt kein Störfeuer", sagte ein Händler.

Der Dax ging mit einem satten Aufschlag von 3,2 Prozent bei 10.316 Punkten aus dem Handel. Er positionierte sich damit deutlich über der Marke von 10.000 Punkten, die er am "Schwarzen Montag" hergeschenkt und auch am "Turnaround Tuesday" nicht zurückerobern konnte. Der MDax zog 2,7 Prozent auf 19.654 Zähler an. Der TecDax verbesserte sich um 3,1 Prozent auf 1693 Stellen.

An der Wall Street kletterte der Dow-Jones-Index um 2,3 Prozent auf 16.655 Punkte. Der S&P-500 stieg um 2,4 Prozent, der Nasdaq Composite um 2,5 Prozent. Allerdings notiert der Dow-Jones-Index trotz der Gewinne vom Donnerstag noch immer etwa 1.000 Punkte unter seinem Stand von Mitte August, bevor die Abwärtsspirale einsetzte.

Kühler Kopf - Klug Kaufen

"Wir sehen eine weitere technische Erholung", sagte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer zum Dax. "Kühlen Kopf bewahren, selektiv einkaufen", riet Wirtschaftsprofessor Max Otte bei n-tv. Und auch der Chefanlagestratege der Commerzbank, Chris-Oliver Schickentanz, blieb zuversichtlich für den deutschen Aktienmarkt: "Die Ängste sind übertrieben. China fällt nicht ins Bodenlose". Einige Experten warnten aber davor, den jüngsten Kurssturz zu schnell zu vergessen. "Der Frieden ist trügerisch und kann schnell wieder vorbei sein", sagte beispielsweise Chartexperte Franz-Georg Wenner von "Index-Radar".

Dax: Kursgewinne auf breiter Front

Bei den Einzelwerten im Leitindex setzten sich Fresenius in der Spitzengruppe der Dax-Gewinner mit einem Aufschlag von mehr als 6 Prozent fest. "Die Aussagen klingen sehr gut", sagte ein Marktteilnehmer. Fresenius will die Dividende für dieses Jahr um deutlich mehr als die 20 Prozent erhöhen, die Analysten erwarten. Außerdem werden die Mittelfristziele schneller erreicht als erwartet, so Fresenius. Trotz der Unsicherheit an den Finanzmärkten seien die Aussichten auch für 2016 gut. "Nun müssen die Gewinnschätzungen hoch", sagte ein Marktteilnehmer.

Ebenfalls deutliche Kursaufschläge wiesen Chemiewerte, Versorger und Autotitel auf: BASF und RWE zogen fast 5 und mehr als 4 Prozent an. An der Spitze der Gewinner tummelten sich auch Daimler mit rund 4,5 Prozent. Hier meldete sich der chinesische Partner BAIC zu Wort, der an einem Einstieg bei den Stuttgartern interessiert ist.

MDax: RTL mit Fantasie

"Wir werden in unser bestehendes Geschäft und in Akquisitionen investieren", sagte RTL-Finanzvorstand Elmar Heggen. "Wir planen im Schnitt pro Jahr zwischen 150 und 250 Millionen Euro in Zukäufe zu investieren." Vor allem im Internetgeschäft gebe es noch viel zu holen. Am Markt kam das an, die Papiere legten rund 1 Prozent zu.

Noch deutlicher ging es für die Titel von Salzgitter, Dürr, Aurubis, Kuka und Kion nach oben. Die Topverlierer der vergangenen beiden Tage verbesserten sich jeweils um mehr als 5 Prozent.

Bei CTS lieferten die Halbjahreszahlen keinen zusätzlichen Kursimpuls. "Der Umsatz liegt deutlich über den Erwartungen, aber der operative Gewinn hält damit nicht Schritt", sagte ein Händler. Das resultiere in einer schwachen Marge. Der stark gestiegene Umsatz sichere allerdings den Aktienkurs vor Verlusten ab, hieß es. Die Titel gewannen vergleichsweise geringe 0,8 Prozent.

Die deutlich erhöhte Prognose der TLG Immobilien für das Betriebsergebnis in diesem Jahr sorgte für einen Kurssprung von mehr als fünf Prozent. "Die Wachstumsprognose für diese Kennziffer wurde von 10 auf 20 Prozent verdoppelt", sagte ein Händler.

Wall Street: Kauflaune hält an

In den USA sorgte neben den guten Vorgaben auch das Wirtschaftswachstum für ordentlich Schub. Eigentlicher Nutznießer aber war der Ölpreis, der trotz des festeren Dollar rasant zulegte. Das Barrel der Sorte WTI schoss um 10,3 Prozent auf 42,56 Dollar nach oben. Die europäische Sorte Brent legte um 10,2 Prozent auf 47,56 Dollar zu. Die Erholung der Aktienmärkte verbessere die Stimmung auch für Öl, hieß es von Händlern. Viele Teilnehmer, die auf einen fallenden Ölpreis gesetzt hatten, seien auf dem falschen Fuß erwischt worden und zu Short-Eindeckungen gezwungen gewesen, merkten andere Beobachter an. Verglichen mit dem langen Abwärtslauf der vergangenen Monate war der Preissprung dennoch gering. Überdies erfolgte er bei dünnen Umsätzen von weniger als 30 Prozent des Durchschnittsvolumens der vergangenen Tage.

Außerdem dürften die Börsianer schon mit einem halben Auge nach Jackson Hole schielen, wo sich Zentralbanker und Finanzminister aus Ländern rund um den Globus versammeln. Die Veranstaltung beginnt aber erst nach US-Börsenschluss. Selbstredend werden die Investoren vor allem auf Fingerzeige zur US-Geldpolitik achten; aus den USA wird Fed-Vize Stanley Fischer das Wort ergreifen, nicht jedoch Chefin Janet Yellen.

Öl-Papiere gefragt

Aktien des Energiesektors führten dank der Ölpreis-Rally den Markt an: Chevron verzeichneten ein Plus von 6,2 Prozent und ExxonMobil von 3,2 Prozent. Für Halliburton ging es um 10,5 Prozent nach oben.

Amazon legten um 3,5 Prozent zu. Der Online-Einzelhändler will in Japan mit Netflix konkurrieren und dort mit einem eigenen Video-Streaming-Angebot starten. Zudem wird sich das Unternehmen von seiner wenig erfolgreichen Smartphone-Produktion zurückziehen und hat offenbar in den vergangenen Wochen schon Dutzende von Technikern entlassen.

Die Aktie des Cloud-Spezialisten Workday legte um 4,1 Prozent zu, obwohl der SAP-Konkurrent Beobachtern zufolge mit seinem Ausblick auf die Vorbestellungen für das dritte Quartal enttäuschte. Im zweiten Quartal schrieb Workday wie bereits im Vorjahreszeitraum rote Zahlen.

Bericht elektrisiert Tesla

Tesla-Aktien verteuerten sich um 8,1 Prozent. Die Zeitschrift Consumer Reports hatte dem Allradmodell P85D des Model S nach einem Praxistest die Höchstzahl von 100 Punkten gegeben. Die Zeitschrift wird vom Non-Profit-Unternehmen Consumer Reports herausgegeben, das ähnlich wie die deutsche Stiftung Warentest Produkte und Dienstleistungen testet, vergleicht und bewertet.

Apple gewannen 2,9 Prozent. Der Konzern lud für den 9. September zu einer Veranstaltung ein, wie üblich allerdings ohne mitzuteilen, worum es dabei gehen wird. In der Regel stellt Apple im Herbst eine neue Generation seiner beliebten iPhones vor.

Williams-Sonoma verloren 7,7 Prozent. Der Anbieter von Haushaltswaren hat über eine höhere Kostenbelastung als Folge der Streiks in den Häfen an der US-Westküste berichtet. Dollar General gaben um 3,2 Prozent nach. Der Gewinn der Warenhauskette lag zwar über den Erwartungen, doch der Umsatz enttäuschte.

Asien: Schlussspurt in China

An den asiatischen Märkten ging es nach den horrenden Verlusten der vergangenen Tage endlich deutlich aufwärts. Grund waren weitere Maßnahmen der chinesischen Notenbank. Die People's Bank of China (PBoC) hatte zur Wochenmitte nach Börsenschluss 140 Milliarden Yuan (21,8 Milliarden Dollar) über ein kurzfristiges Finanzierungsgeschäft in das Bankensystem gepumpt. Zuvor war eine erneute Zinssenkung fast wirkungslos verpufft.

Der wichtige Shanghai Composite kletterte um 5,4 Prozent auf 3084 Punkte. Der Shenzhen Component legte um 3,6 Prozent auf 10.254 Zähler zu. Der ChiNext für Technologiewerte, der dem Nasdaq in den USA ähnelt, schloss mit einem Plus von 3,7 Prozent bei 1959 Punkten. Am Mittwoch war beim Leitindex in Shanghai ein erster Erholungsversuch noch gescheitert, womit der Index in den vergangenen fünf Sitzungen allein 23 Prozent eingebrochen war. Seit seinem Hoch im Juni beträgt das Minus über 40 Prozent.

Der Tokioter Nikkei-Index verabschiedete sich mit einem Plus von 1,1 Prozent beim Stand von 18.574 Punkten aus dem Handel. Er hatte allerdings zur Wochenmitte bereits Gewinne verzeichnet. Der breiter gefasste Topix verbesserte sich um 1,5 Prozent auf den Schlussstand von 1500 Zählern.

Devisen: Euro unter 1,13

Der Euro bewegte sich nach den klaren Verlusten der beiden vergangenen Handelstage erneut abwärts - und fiel dabei sogar deutlich unter der Marke von 1,13 Dollar. Am Abend lag die Gemeinschaftswährung bei 1,1241 Dollar .Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittag auf 1,1284 Dollar festgesetzt nach 1,1402 am Mittwoch und 1,1506 Dollar am Dienstag. Am Montag war der Euro noch zeitweise über 1,17 Dollar gehandelt worden.

Experten werteten den Höhenflug des Euro zum Wochenauftakt als eine Übertreibung des Marktes. Sie sehen in den jüngsten Kursverlusten eine Normalisierung.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts/DJ

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