Marktberichte

Krim-Krise "Ausrede" oder "Weckruf"? Wall Street taumelt nur

Was läuft da auf der Krim? Und was bedeutete das für die Weltwirtschaft?

Was läuft da auf der Krim? Und was bedeutete das für die Weltwirtschaft?

(Foto: REUTERS)

Nach der jüngsten Rally fallen die Kurse an der Wall Street. "Wer eine Ausrede zum Verkaufen braucht, hat jetzt eine gute", sat ein Marktteilnehmer und verweist auf die Krim-Krise. Die Abschläge fallen deutlich geringer aus als an den europäischen Börsen.

Zu Wochenbeginn belasten Kriegsängste Anleger und Börsianer an der Wall Street. Aus Sorge vor einer Eskalation der Krise um die ukrainische Halbinsel Krim strichen US-Anleger Gewinne ein und investierten lieber in sichere Anlagen wie Gold. Die Ukraine fürchtet einen Krieg mit Russland, nachdem das Nachbarland die Krim unter seine Kontrolle gebracht hat. Nach Angaben der Ukraine verstärkte Russland seine Truppen auf der Halbinsel Krim weiter. Die EU berief einen Gipfel zur Lage in der Ukraine am 6. März ein. Aus dem US-Präsidialamt hieß es, US-Vizepräsident Joe Biden habe Russlands Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew gesagt, Russland müsse mit einer zunehmenden politischen und wirtschaftlichen Isolation rechnen, wenn die Krise nicht beigelegt werde. Viele Anleger zogen am Montag ihre Gelder aus Russland ab.

Auch in New York gingen die Kurse nach Frankfurt und London auf Talfahrt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 1,0 Prozent auf 16.167 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 gab 0,7 Prozent auf 1845 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq fiel ebenfalls 0,7 Prozent auf 4277 Stellen. Der Dax ging mit einem Minus von 3,4 Prozent auf 9258 Punkte aus dem Handel.

"Es hat zuletzt eine starke Kursrally gegeben", sagte Rick Meckler vom Investmenthaus LibertyView Capital Management - und ergänzte unter Anspielung auf die Krim-Krise: "Wer eine Ausrede zum Verkaufen braucht, hat jetzt eine gute." Vor allem Energiewerte könnten stark in Mitleidenschaft gezogen werden, sofern russische Lieferungen boykottiert werden sollten. Einige Anleger hätten die Verluste zum Kauf genutzt und damit das Minus der Indizes im späten Handel verringert, hieß es.

Vielleicht bewahrheitet sich die alte Börsenweisheit, dass politische Börsen kurze Beine haben. Jeff Kleintop, Leitender Marktstratege bei LPL Financial, zog Parallelen zum Bürgerkrieg in Syrien, der im vergangenen September das Geschehen an den Börsen überschattete. "Das Problem wird zwar nicht verschwinden, aber sein Einfluss auf die Märkte wird nachlassen", prognostizierte er.

Konjunkturdaten gehen unter

Durchaus positive Konjunkturdaten, die auf ein Anziehen der US-Wirtschaft hinweisen, gerieten angesichts der Krim-Krise in den Hintergrund. Die US-Verbraucher gaben im Januar mehr aus als erwartet. Das dürfte wegen des kalten Winters aber vor allem an höheren Heizkosten gelegen haben. Auch die US-Industrie nahm wieder mehr Tempo auf.

Zu den größten Verlierern an der New Yorker Börse gehörten Werte von in Russland ansässigen Unternehmen. So brachen die Aktien der größten russischen Suchmaschine Yandex um über 14 Prozent ein. Die Papiere des Mobilfunkunternehmens Mobile Telesys gaben 8 Prozent nach und die des Konkurrenten Vimpelcom um 7 Prozent.

Abseits der Ukraine-Krise büßten die Aktien von Hertz 3,3 Prozent ein, weil der Autovermieter mehr Zeit braucht, um seine Jahresbilanz fertigzustellen. Man habe "gewissen Anpassungsbedarf für Vorperioden identifiziert. Nun sieht sich das Unternehmen gezwungen, einige ältere Abschlüsse zu überarbeiten. Das dürfte zwar keine größeren Auswirkungen haben, verzögert aber die Bekanntgabe von Viertquartalsergebnis und Jahresbericht auf den 18. März oder früher.

Autos, Düngemittel und Co.

Nach der Veröffentlichung von Verkaufszahlen für den Monat Februar büßten die Aktien von Ford 1,2 Prozent ein, während die Papiere von General Motors (GM) kaum verändert schlossen. Beide Unternehmen hatten einen Absatzrückgang gemeldet, doch war dieser bei GM geringer als bei Ford.

Spekulationen auf Wirtschaftssanktionen gegen Russland gaben Aktien von Düngemittelherstellern Auftrieb. Das russisch-weißrussische Düngerkartell decke 43 Prozent des weltweiten Bedarfs, sagte Newedge-Stratege Robbert van Batenburg. Wenn der Westen Sanktionen verhänge, dürfte das den nicht-russischen Anbietern zugute kommen. Potash stiegen um 0,6 Prozent und Mosaic um 0,2 Prozent.

Ein Zeitungsbericht brachte unterdessen Übernahmefantasie in den Tabaksektor. Laut "Financial Times" will Reynolds American, die unter anderem Zigaretten der Marke Camel herstellt, Wettbewerber Lorillard übernehmen. Lorillard könnte über 20 Milliarden Dollar wert sein, schrieb die Zeitung. Das trieb die Lorillard-Aktie um 9,3 Prozent nach oben, der Kurs von Reynolds stieg um 4,9 Prozent.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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