Marktberichte

Bislang schwaches Jahr für Dax Türkei hält die Börsenwelt in Atem

(Foto: imago/UIG)

In der Türkei braut sich eine Finanzkrise zusammen, die auch die europäischen Märkte nicht kaltlassen kann. Daneben stehen in der kommenden Woche weitere wichtige Unternehmenszahlen an. Und auch das Thema Handelskrieg ist keineswegs abgehakt.

Sommerlaune dürfte an den Aktienmärkten in der kommenden Woche wohl kaum aufkommen. Zwar haben sich die Nerven beim Thema Handelsstreit zuletzt etwas beruhigt. Aber die Währungskrise in der Türkei sorgt für Unruhe im europäischen Bankensektor und könnte den Investoren in die Parade fahren. "In der Türkei braut sich schon seit einigen Monaten ein explosiver Mix zusammen", sagt Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank.

Die Bankenaufsicht der EZB zeigte sich einem Bericht der "Financial Times" zufolge bereits besorgt über mögliche Ansteckungseffekte. Deswegen gerieten Aktien von Bankhäusern mit größerem Türkei-Engagement wie die spanische BBVA, die italienische UniCredit und die französische BNP Paribas unter Druck. Auch deutsche Bankhäuser konnten sich dem nicht entziehen.

Der Euro wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen und war mit 1,1410 Dollar zeitweise so billig wie zuletzt vor gut einem Jahr. Der Dax schloss mit 12.424 Punkten zwei Prozent tiefer. An der Wall Street Alle gaben die drei großen Indizes rund 0,7 Prozent nach: Der Dow-Jones auf 25.313 Punkte, der S&P-500 auf 2833 Punkte und die Nasdaq auf 7839 Punkte.

Nach Darstellung von Marktteilnehmern besteht in der Türkei akuter Handlungsbedarf. "Nötig wäre eine kräftige Zinserhöhung, die zu erkennen gäbe, dass die Währungshüter am Bosporus gewillt sind, dem Verfall der heimischen Währung nicht tatenlos zuzusehen", sagt Gitzel. Doch nach wiederholten Forderungen nach niedrigeren Zinsen von Präsident Recep Tayyip Erdogan zweifelt der Markt an der Unabhängigkeit der Notenbank.

Je später Erdogan nachgebe, desto größer werde der Schaden, sagte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. Ohne Politikwechsel dürfte sich die Lage weiter verschärfen. "Dann wären auch Kapitalverkehrskontrollen wahrscheinlich."

Viele Unsicherheitsfaktoren

Euro / Dollar
Euro / Dollar 1,07

Auch der Zollstreit der USA mit China verdirbt Anlegern den Appetit auf Aktien, während robuste Konjunkturdaten und gute Firmenbilanzen eher für Kursanstiege sprechen. "Das kurzfristige Renditepotential ist nach oben und unten begrenzt", sagen die Anlagestrategen der Berenberg Bank. "Seit Jahresbeginn tun sich die Aktienmärkte schwer, eine Richtung zu finden, da sich politische Risiken und ein robustes Gewinnwachstum ausgleichen und das Anlageumfeld komplizierter machen", sagt David Lebovitz von der Großbank JP Morgan.

Die bisherige Jahresbilanz des Dax ist mittlerweile mit einem Minus von rund zwei Prozent leicht negativ. "Unsicherheitsfaktoren gibt es zur Genüge und nun hat auch noch die saisonal schwächste Phase begonnen", sagt Markus Reinwand von der Landesbank Helaba. Zwar sei eine kurzfristige Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und der EU zunächst abgewendet, weswegen Investoren relativ gelassen seien. "Vom Tisch ist das Thema aber noch nicht."

Brent Rohöl
Brent Rohöl 87,39

Auch die zu Ende gehende Berichtssaison der Unternehmen habe keine neuen Perspektiven eröffnet. Am Montag werden in Deutschland unter anderem noch Talanx und Salzgitter einen Einblick in ihre Bücher gewähren, gefolgt von RWE am Dienstag und Henkel am Donnerstag. In den USA stehen unter anderem Home Depot (Dienstag), Cisco (Mittwoch) und Nvidia (Donnerstag) an. Anleger werden zudem den Luftfahrtsektor im Auge behalten, nachdem Piloten beim Billigflieger Ryanair für eine höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen gestreikt haben.

Im Konjunkturkalender stehen nur wenige wichtige Daten. Hauptaugenmerk wird auf dem am Dienstag veröffentlichten ZEW-Indikator liegen. Zudem steht das deutsche Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal an. Am Mittwoch werden aus den USA Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion für Juli erwartet. 

Quelle: ntv.de, mbo/rts

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