Marktberichte

Protektionismus und Handelskrieg Trump schwächt Dollar - und den Dax

Die Vorschusslorbeeren für Donald Trump sind verbraucht. Die Jahresendrally findet am deutschen Aktienmarkt keine Fortsetzung. Der Dax testet nach unter die 11.500. An der Wall Street schließt der Dow Jones etwas leichter.

Die leichten Dax-Gewinne vom Freitag haben sich zum Start in die neue Handelswoche bereits wieder in Luft aufgelöst. Ein Grund für die fallenden Kurse war laut Börsianern die enttäuschende Antrittsrede von US-Präsident Donald Trump. Die wirkte sich vor allem negativ auf den Dollar aus, der Euro zog an - und bremste den Dax früh aus. "Die Bäume wachsen nicht in den Himmel", kommentierte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer.

Der Dax verlor 0,7 Prozent auf 11.546 Punkte. Das Tagestief lag bei 11.509 Stellen und damit nur knapp über der psychologisch wichtigen 11.500er Marke. Am Freitag hatte der deutsche Börsenleitindex mit leichten Gewinnen geschlossen. Der MDax gab 0,3 Prozent auf 22.568 Zähler ab. Der TecDax büßte 0,3 Prozent auf 1830 Stellen ein. Der SDax konnte dagegen 0,2 Prozent auf 9736 Punkte zulegen.

Trump, Trump, Trump

Nach Einschätzung von Michael Hewson, Chef-Marktanalyst für Großbritannien beim Online-Broker CMC Markets, steuerten die Börsen auf unruhiges Fahrwasser zu. "Mit seinem eindeutigen Mangel an politischem Können bei offenbar klarer Visionen für seine Amtszeit stehen wir offenbar vor einer Achterbahnfahrt."

Dank Spekulationen auf einen US-Wirtschaftsboom unter dem neuen Präsidenten hatte der Dax seit Trumps Wahlsieg Anfang November rund elf Prozent zugelegt. In den vergangenen Wochen wuchsen aber die Zweifel an den "Trumponomics". So bezeichnete es Harm Bandholz, Chef-Analyst für die USA bei der Unicredit, angesichts des demografischen Wandels als unmöglich, dass Trump in der kommenden Dekade wie angekündigt 25 Millionen neue Jobs schafft.

Devisen: Euro im Aufwind

Die protektionistischen Aussagen des US-Präsidenten in seiner Rede zur Amtseinführung belasteten vor allem den Greenback: Der Dollar gab nicht nur zum Euro, sondern auf breiter Front nach. "Um den Jahreswechsel wurden im Dollar ein deutlicheres Wachstum und steigende Renditen eingepreist. Nun schwingt das Pendel Richtung Handelskrieg und geringeres Wachstum", sagte Devisenanalyst Sean Callow von Westpac mit Blick auf Trump.

Der Euro notierte am späten Abend bei 1,0744 Dollar und damit 0,4 Prozent höher als noch am Freitagabend. Das Tageshoch lag sogar bei 1,0755 Dollar. Für die Gemeinschaftswährung war das der höchste Stand seit Anfang Dezember. Vom Jahrestief bei 1,0340 Dollar hat der Euro mittlerweile um 4 US-Cent aufgewertet. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0715 Dollar fest nach 1,0632 Dollar am Freitagnachmittag.

Und die US-Währung könnte weiter nachgeben: Bislang habe sich Trump als "Elefant im Porzellanladen" erwiesen, kommentierte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank die Aussagen des neuen Präsidenten. Er habe mit oftmals knappen, aber umso harscheren Äußerungen nahezu alle Handels- und Vertragspartner vor den Kopf gestoßen. Andere Themen als Trump gebe es momentan kaum, hieß es von den Devisenexperten der Commerzbank.

Rohstoffe: Gold-Anstieg ausgebremst

Der Preis für Gold stieg, stieß aber bei 1220 Dollar je Feinunze auf Widerstand. Am Morgen hatte er die Marke angesteuert, aber nicht überwinden können. "Sollte sich der Dollar weiter abschwächen, sind weitere Tests wahrscheinlich", sagte ein Händler. Bei einem Überwinden des Widerstands seien Anschlussgewinne bis 1250 Dollar möglich. Am Abend lag die Feinunze noch 0,4 Prozent im Plus bei 1215,40 Dollar.

Dax: Allianz und Generali?

Bei den Einzelwerten hierzulande blickten die Anleger im Dax vor allem auf Allianz, die Aktien verloren rund 1,5 Prozent. Die italienische Zeitung "La Stampa" hatte berichtet, der Versicherer und der Finanzkonzern Intesa Sanpaolo könnten gemeinsam den Versicherer Generali übernehmen. Händler halten das aber für unwahrscheinlich, vor allem aus kartellrechtlichen Bedenken.

"Das klingt ambitioniert", sagte ein Marktteilnehmer zu den Commerzbank-Zielen im Firmenkundengeschäft. Das Finanzinstitut will hier 10.000 neue Kunden gewinnen, wie Vorstandsmitglied Michael Reuther der "Börsen-Zeitung" sagte. "Commerzbank ist bei kleineren und mittleren Firmenkunden bereits Marktführer", so der Händler. Coba-Titel gaben dann auch etwa 2 Prozent ab.

Merck KGaA soll sich auf einer Konferenz in San Francisco verhalten zu den Absatzprognosen für zwei Medikamente geäußert haben. Das bremse den zuletzt stark gestiegenen Aktienkurs, sagten Marktteilnehmer. Merck verloren rund 1,8 Prozent.

Eine Empfehlung von Goldman Sachs sorgte bei VW für Fantasie. Die Anteilsscheine zogen etwa 3 Prozent an. JP Morgan wiederum hatte Deutsche Telekom von "Neutral" auf "Übergewichten" erhöht. Es ging aber 0,6 Prozent nach unten.

MDax: Osram schielt auf Philips Lighting

Osram schlossen 0,6 Prozent leichter. Konkurrent Philips Lighting hatte Geschäftszahlen vorgelegt. "Die Zahlen sind durchwachsen, aber die Marge ist klar besser", kommentierte ein Händler. Der Markt habe nicht mit einem so deutlichen Anstieg auf 9,1 Prozent bei der operativen Gewinnmarge gerechnet. Im Vorjahr lag sie noch bei 7,3 Prozent.

TecDax: Siltronic gesucht

Siltronic zogen rund 6 Prozent an. "Der gute Umsatz stimmt zuversichtlich", sagte ein Händler. Weiterhin schürt vor allem die Konsolidierungsfantasie in der Branche das Interesse an der Aktie. Zwar soll der als Interessent genannte chinesische Konzern National Silicon Industry Group im Dezember abgewunken haben, eine Übernahme sei zu teuer gewesen. Andererseits sei Wacker Chemie als Hauptaktionär aber an einem möglichst hohen Kurs für den Fall eines Verkaufs interessiert.

SDax: Analysten urteilen über Puma

Positiv reagierten Marktteilnehmer auf die Hochstufungen von Puma, die Titel sprangen mehr als 5 Prozent an. "Möglicherweise wird die Aktie auch für einen Ausstieg von Kering hübsch gemacht", sagte ein eher skeptischer Marktteilnehmer. Der Kurs sei bereits stark gestiegen und habe sich der 270er Marke angenähert, hier liege ein Widerstand. Die Deutsche Bank hatte die Aktie mit einem 300er Kursziel auf die Kaufliste genommen. JP Morgen hatte sie auf "Neutral" hochgenommen.

USA: Wall Street mit leichten Verlusten

An der Wall Street verdarb Trump mit seinen ersten Amtshandlungen den Anlegern am Aktienmarkt die Kauflaune. Die Investoren hätten vor allem auf weniger Regulierungen, ein Konjunkturprogramm und Steuersenkungen unter Trump gesetzt, sagte ein Händler. "Und nun schüren seine ersten Amtshandlungen die Sorge vor einem protektionistischen Amerika", sagte ein Händler.

Mit einem Paket von Maßnahmen will Trump die Industrieproduktion in den USA ankurbeln. Per Erlass ordnete er den Austritt aus dem gerade erst verhandelten Freihandelsabkommen mit einigen Pazifik-Staaten (TPP) an. Zudem will er die Neuverhandlung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta in Angriff nehmen. Details zu Steuersenkungen und Infrastrukturmaßnahmen gibt es weiter nicht.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab um 0,1 Prozent nach und schloss bei 19.800 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 sank 0,3 Prozent auf 2265 Zähler. Der Nasdaq Composite ging kaum verändert mit 5553 Punkten aus dem Handel. Die Börsen hatten seit der Wahl Trumps rund zehn Prozent zugelegt.

"Potenzielle Investoren stochern weiter in Sachen konkreter Trump-Politik im Nebel", sagte CMC-Markets-Analyst Jochen Stanzl und fügte mit Blick auf mögliche Handelsbeschränkungen hinzu: "Das mulmige Gefühl, dass hier einiges auf die Wirtschaft und damit die Börsen zukommen wird, ist deutlich spürbar."

Bei den Einzelwerten zählten die Titel von McDonald's mit einem Abschlag von 0,7 Prozent zu den Verlierern. Die weltgrößte Schnellimbisskette machte im vierten Quartal erneut weniger Umsatz.

Abwärts ging es mit General Electric mit einem Abschlag von 2,8 Prozent. Der Siemens -Rivale hatte am vergangenen Freitag die Anleger mit seiner Bilanz enttäuscht. Einige Analysten senkten ihre Kursziele etwas.

Die Anteilsscheine des Krankenversicherers Aetna ließen 2,5 Prozent Federn. Ein US-Bundesgericht untersagte das milliardenschwere Fusionsvorhaben der beiden Rivalen Aetna und Humana. Ein Zusammenschluss würde dem Wettbewerb schaden, begründete der zuständige Richter sein Urteil. Aetna wollte Humana für 34 Milliarden Dollar übernehmen.

Zu den größten Verlierern gehörten auch die Anteilsscheine von Qualcomm mit einem Abschlag von 12,4 Prozent. Apple verklagt seinen Chiplieferanten auf eine Milliarde Dollar Schadenersatz. Der iPhone-Hersteller wirft Qualcomm in einer Klageschrift vor, für seine Speicherchips zu viel Geld verlangt zu haben. Zudem beschuldigt Apple den Zulieferer, Rabatte im Volumen von rund einer Milliarde Dollar zurückgehalten zu haben. Qualcomm wies die Vorwürfe zurück.

Rohstoffe: Ölpreis ohne klare Richtung

Die Aussicht auf eine steigende US-Ölproduktion bestimmte die Kürzungen anderer Exportländer am Montag. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent fiel zu US-Handelsschluss um 0,3 Prozent auf 55,33 Dollar. Die US-Sorte WTI verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 52,83 Dollar. Das Plus bei den US-Bohrungen schüre die Furcht, dass der Anstieg der dortigen Fördermengen die Kürzungen der Opec-Staaten aufwiegt, sagte Analystin Ashley Kelty von der Investmentbank Cenkos.

Dem Ölindustrie-Dienstleister Baker Hughes zufolge nahmen US-Firmen in der abgelaufenen Woche 29 weitere Bohrlöcher in Betrieb. Das war das größte Plus seit fast vier Jahren. Die US-Ölproduktion ist inzwischen wieder auf dem Niveau von 2014, als der Preisrutsch dieses Rohstoffs begann. Das weltweite Überangebot drückte den Brent-Preis binnen eineinhalb Jahren auf rund 27 von mehr als 115 Dollar. Am Wochenende hatten Vertreter der Opec und einiger anderer wichtiger Exportländer mitgeteilt, dass von den vereinbarten Kürzungen von knapp 1,8 Millionen Barrel pro Tag (bpd) bereits 1,5 Millionen erreicht worden seien.

Asien: Uneinheitlicher Wochenstart

Auch nach der Amtseinführung Trumps blieb die Unsicherheit an den Finanzmärkten in Ostasien zum Wochenstart spürbar. Aus Angst vor einer protektionistischen Handelspolitik der Vereinigten Staaten trennten sich Anleger am Montag vom Dollar. Die Kursgewinne des Yen belasteten Exportwerte in Japan und drückten den Tokioter Leitindex Nikkei 1,3 Prozent tiefer auf 18.891 Punkte. Der Shanghai Composite verabschiedete sich 0,4 Prozent höher mit 3137 Zählern. Der MSCI-Index für Aktien der Region Asien-Pazifik ohne Japan tendierte 0,2 Prozent höher.

"Weil Trump sein 'America first' so oft wiederholt, bleiben Investoren in Japan in der Defensive", sagte Marktstratege Hiroyuki Nakai vom Tokai Tokyo Research Center. Kollege Masahiro Ichikawa vom Vermögensverwalter Sumitomo Mitsui Asset Management ergänzte: "Seine Rede klang protektionistisch."

In Tokio standen Aktien exportabhängiger Unternehmen unter Druck, denen ein festerer Yen besonders stark zu schaffen macht. Toyota gaben 1,3 Prozent nach, Hitachi 1,2 Prozent. Zu den Kursgewinnern zählten hingegen Toshiba, die 7,8 Prozent nach oben schossen. Der angeschlagene Industriekonzern bereitet Insidern zufolge einen Teilverkauf seiner wichtigen Chipsparte vor, der dem Unternehmen finanziell Erleichterung bringen würde. Aktien des japanischen Airbagherstellers Takata brachen den dritten Tag in Folge ein. Investoren sorgen sich, dass der Konzern kurz vor einem Insolvenzantrag stehen könnte. Takata hatte wegen des Rückrufs fehlerhafter Airbags möglicherweise mehrere Milliarden Dollar zu zahlen.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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