Marktberichte

"America first": Alltimehigh! Trump befeuert Dow, aber den Dax nicht

Kurz lugt der Dax über die obere Begrenzung seines Seitwärtstrends bei 11.700 Punkten. Dann dreht die Stimmung wieder, die Gewinne schrumpfen. Ein ganz anderes Bild zeigt erneut die Wall Street. Das hat einen Grund.

Am deutschen Aktienmarkt hat auch zum Wochenschluss kein nachhaltiger Richtungswechsel stattgefunden. Der Dax kletterte am Vormittag bis auf ein Tageshoch von 11.712 Punkten. Als Kurstreiber erwies sich dabei eine Ankündigung von US-Präsident Donald Trump zu etwaigen Steuersenkungen. Am Mittag schmolz der Gewinn des Leitindex' bereits ab, am Nachmittag stand sogar ein Minus. "Der Fokus liegt auf Amerika", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel.

Der Dax schloss 0,2 Prozent fester bei 11.667 Punkten. Am Montag hatte er deutliche Verluste erlitten, die er am Donnerstag aber fast wieder ausgleichen konnte. Der MDax schob sich 0,8 Prozent auf 23.032 Zähler nach oben. Der TecDax gewann 0,7 Prozent auf 1871 Stellen.

Wenn Trump twittert ...

Trump hatte am Donnerstagabend die Fantasie der Anleger geweckt: "Wir werden in den nächsten zwei bis drei Wochen Phänomenales zum Thema Steuern ankündigen", sagte Trump via Twitter. Im Wahlkampf hatte er weitreichende Steuersenkungen versprochen. Der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, sagte später, der Plan ziele sowohl auf die Wirtschaft als auch auf individuelle Steuerzahler.

Trump löste nun erneut einen Kaufrausch an der Wall Street aus. Dow, S&P, und Co. waren auf neue Rekordstände geklettert. Der S&P-500-Index schaffte den Ausbruch aus seiner Seitwärtsspanne nach oben.

Dax "nur" zweiter Sieger

Der Dax konnte da bei weitem nicht mithalten. Händler verwiesen auf die kräftigen Widerstände unter der 11.700er-Marke. Dort verläuft die obere charttechnische Begrenzung des jüngsten Seitwärtstrends.

"'America First' hat Donald Trump befohlen und am Aktienmarkt wirkt das Versprechen schon", kommentierte Daniel Saurenz von Feingold Research. "Die Hoffnung auf erfolgreiche Trumponomics kombiniert mit einem starken Arbeitsmarkt treibt die Investoren Richtung USA. Der Dax ist 2017 bisher only second, während die US-Börsen neue Rekorde feiern."

Devisen: Dollar im Aufwind

Der Devisenmarkt lieferte ein Abbild des Aktienmarktes. Auch hier stieg der US-Dollar noch ein Stück weiter nach den Kommentaren Trumps zur Steuerpolitik. Geringere Steuern würden die US-Unternehmensgewinne noch weiter erhöhen und US-Aktien damit attraktiver machen. Der Euro fiel auf 1,0637 Dollar nach 1,0655 Dollar am späten Donnerstag.

Insgesamt bleibe der Handel durch große Verunsicherung geprägt, so ein Marktteilnehmer. In der Eurozone sorgen vor allem Diskussionen um weitere Hilfszahlungen an Griechenland sowie der anstehende Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich für Verunsicherung. Ein Wahlsieg der Kandidatin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, könnte für heftige Turbulenzen sorgen, da sie einen Austritt aus dem Euro fordert.

USA: Höher, immer höher

Die wiederaufgeflammte Trump-Rally setzte sich zum Wochenschluss fort. Die Dynamik erreichte aber nicht das Vortagesniveau. Die Aufschläge reichten dennoch für neue Rekordstände. "Wir gehen davon aus, dass die Aufwärtsbewegung auch in den nächsten Tagen noch anhalten wird, denn das Thema Steuern und Fiskalreform steht nun wieder auf dem Radar des Marktes und die Erwartungen steigen", sagte Analyst Charalambos Pissouros von IronFX.

Für freundliche Stimmung sorgte überdies das Treffen zwischen Trump und dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe. Im Vorfeld war befürchtet worden, dass Trump der Exportnation Japan mit protektionistischer Abschottung drohen oder den Vorwurf der Währungsmanipulation erneuern könnte. Stattdessen dominierten freundliche Töne. Trump sprach von Handelsbeziehungen, die "frei, fair und auf Gegenseitigkeit beruhend" seien und bekannte sich auch zu dem traditionellen US-Engagement für Japans Sicherheit.

Der Dow Jones stieg um 0,5 Prozent auf 20.269 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 kletterte um 0,4 Prozent auf 2316 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 0,3 Prozent auf 5734 Stellen.

Schon seit sehr langer Zeit wird an der Börse darauf gesetzt, dass Walt Disney den Vergnügungspark Euro Disney vor den Toren von Paris erwirbt. Nun ist es soweit. Während Euro Disney in Paris um 67 Prozent haussierten, gaben die Papiere des US-Konzerns 0,1 Prozent nach.

Nvidia drehten nach Gewinnen im Frühgeschäft ins Minus und gaben 2,4 Prozent ab. Der Entwickler von Grafikprozessoren hatte für das vierte Quartal einen Anstieg der Einnahmen um 55 Prozent auf einen Rekordwert vermeldet. Der bereinigte Gewinn je Aktie stieg deutlich stärker als vorhergesagt. Teilnehmer sagten aber, die Aktie sei schon zu heißgelaufen.

Yelp brachen um 13,6 Prozent ein. Mit den Geschäftszahlen für das abgelaufene Quartal konnte das Internet-Unternehmen überzeugen, doch der Umsatzausblick auf das laufende Quartal blieb hinter den Erwartungen der Analysten zurück.

Mead Johnson Nutrition zogen um 5,6 Prozent an. Die britische Reckitt Benckiser will den Hersteller von Kleinkindnahrung schlucken. Die Aktien des Einzelhändlers Sear Holdings sprangen um 30 Prozent nach oben, nachdem das Unternehmen über das vierte Quartal und seine Umbaupläne berichtet hatte.

Der Autokonzern Ford will den Technolgiesprung zu selbsfahrenden Fahrzeugen nicht verpassen und hat eine Mehrheit an dem in der Branche tätigen Startup-Unternehmen Argo AI erworben. Ford will eine Milliarde Dollar investieren. Für die Ford-Aktie ging es 1,1 Prozent nach oben.

Die News-Corp-Aktie gewann 7,3 Prozent nach oben. Der Medienkonzern, zu dem auch diese Nachrichtenagentur gehört, übertraf beim bereinigten Gewinn etwas die Prognosen. Zudem sind die Umsätze ungeachtet des schwierigen Werbegeschäfts währungsbereinigt relativ stabil geblieben.

Die Twitter-Aktie baute die zweistelligen Verluste vom Vortag um weitere 5 Prozent aus. Auf schwache Zahlen und enttäuschenden Ausblick folgten nun insgesamt sieben Abstufungen von Analysehäusern.

Dax: Von Daimler bis VW

Bei den Einzelwerten im Dax standen die Autotitel im Blick. Daimler schlossen 0,2 Prozent leichter. Zwischen "überraschend" und "war zu erwarten" rangierten die Aussagen von Händlern zum möglichen Abgang des Chefs der Lkw-Sparte von Daimler, Wolfgang Bernhard. Von Ruland Research hieß es, es sei zuletzt zu hören gewesen, dass Bernhards Karten für einen Wechsel auf den Vorstandschefposten im Konzern eher schlecht gewesen seien. Bernhard habe mit der Lkw-Sparte ein schwieriges Geschäft leiten müssen.

Und eines ist für Arndt Ellinghorst, Analyst bei EvercoreISI, sicher: Bei VW werden gute Leute gesucht. So könnte Bernhard möglicherweise als Vorstandschef eine der VW-Marken führen. Bei VW sorgte zudem weiter der Abgasskandal für Wirbel. So soll Ferdinand Piëch vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages aussagen, lautet eine Forderung aus der Politik. Piëch hatte jüngst die Aufsichtsratsspitze verbal angegriffen. VW-Titel zogen 1,5 Prozent an.

BMW gewannen nach einem "Rekordstart in 2017" 0,5 Prozent. Der Autokonzern blieb zwar deutlich hinter den Verkaufszahlen des Hauptkonkurrenten Daimler zurück, vor allem das China-Geschäft konnte aber überzeugen. In den USA ging der Absatz im Januar leicht zurück.

TecDax: CZ Meditec über den Erwartungen

Evotec verabschiedeten sich mehr als 7 Prozent fester aus dem Handel, nachdem der dänische Investor Novo A/S über eine Kapitalerhöhung von rund 13 Millionen neuen Evotec-Aktien bei dem Biotech-Unternehmen einsteigt. Die Dänen erhalten die Evotec-Aktien ohne einen Abschlag zum Xetra-Schlusskurs von 6,87 Euro.

Carl Zeiss Meditec gewannen rund 2,5 Prozent. Das Unternehmen war gut in das Geschäftsjahr 2016/17 gestartet. "Die Zahlen liegen durch die Bank leicht oberhalb der Markterwartung", lautete eine Einschätzung eines Marktteilnehmers. Der Gewinn vor Steuern profitierte von den gestiegenen Umsätzen und einer Margenausweitung.

RIB Software stiegen nach den Ergebnissen für 2016 fast 6 Prozent. "In der Kurskorrektur von Ende November bis Ende Januar wurden die Markterwartungen für das vierte Quartal gesenkt. Aber das Unternehmen hat im vierten Quartal gut abgeschnitten", sagte ein Händler. Vor allem das EBITDA habe im Gesamtjahr mit 33 Millionen Euro die Konsensprognose von 25 Millionen Euro deutlich überboten. Der Umsatz habe diese mit 98 Millionen Euro erfüllt.

Europa: Renault kommt in Fahrt

Renault verbesserten sich mehr als 2 Prozent an. Händler sahen den Grund dafür in der jüngsten Kurskorrektur. Nun böten sich wieder Kaufgelegenheiten, heißt es. Der operative Gewinn im vergangenen Jahr liege mit 3,3 Milliarden Euro über der Konsensprognose von 3,1 Milliarden Euro. Die operative Marge habe mit 6,4 Prozent die Konsensprognose um 30 Basispunkte übertroffen. "Das vierte Quartal war stark", sagte der Händler.

Rohstoffe: Geringeres Angebot? Höherer Ölpreis!

Die Erdölpreise zogen deutlich an. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 1,6 Prozent auf 53,86 Dollar pro Fass, Nordseeöl. Die Internationale Energie-Agentur hat mitgeteilt, dass das Erdölkartell Opec 90 Prozent seiner vereinbarten Förderkürzungen bereits erreicht haben. Offenbar halten auch Nicht-Mitglieder ihre Zusagen zur Förderbegrenzung ein.

Die Erwartung eines sinkenden Angebots am Ölmarkt aufgrund von Förderkürzungen durch das Ölkartell Opec und weiterer Förderländer halte die Preise auf relativ hohem Niveau, hieß es aus dem Handel. Experten von Goldman Sachs gehen einer aktuellen Prognose zufolge davon aus, dass es bereits im ersten Halbjahr zu einem Angebotsdefizit an Rohöl auf dem Weltmarkt kommen wird. Zwar waren die Rohöllagerbestände in den USA laut Zahlen vom Mittwoch in der vergangenen Woche überraschend stark gestiegen, was auf ein hohes Angebot hindeutet. Die Benzinbestände fielen jedoch entgegen den Erwartungen von Analysten, was den Ölpreisen zusätzlichen Auftrieb gab.

Asien: Deutliche Aufschläge

Die möglichen deutlichen US-Steuersenkungen ließen die Fernostbörsen zum Teil Kurssprünge vollführen. Die Ankündigung Trumps ermutigte die Anleger zu Käufen, hieß es. Im Blick hatten die Investoren zudem den Besuch des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe in Washington, wo er im Tagesverlauf mit Trump zusammenkommen sollte. Zu den Gesprächsthemen dürften die Handels-, Währungs- und Verteidigungspolitik gehören.

Der Tokioter Nikkei schloss 2,5 Prozent höher bei 19.378 Punkten. Auf Wochensicht ergibt sich damit ein Plus von 2,4 Prozent, so viel wie seit Anfang Dezember nicht mehr. Der S&P/ASX200 in Sydney kletterte 1 Prozent nach oben, das ist der größte Eintagesgewinn in diesem Jahr. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans legte 0,5 Prozent zu und erreichte so den höchsten Wert seit 18 Monaten. Hier kamen die wichtigsten Impulse von den unerwartet soliden Handelsdaten aus Peking: Chinas Exporte legten demnach binnen Jahresfrist um 7,9 Prozent zu. Analysten hatten lediglich mit einem Plus von 3,3 Prozent gerechnet.

In Tokio profitierten Exportwerte von einem schwächeren Yen. So stiegen die Aktien des Autobauers Toyota 3 Prozent. Die Titel des Elektronikkonzerns Panasonic  zogen sogar fast 4 Prozent an. Zu den Gewinnern in Sydney gehörten einmal mehr die Bankenwerte, so legten Westpac 1,3 Prozent zu. Auch die meisten Aktien aus dem Energie- und Minensektor verteuerten sich, so stiegen BHP Billiton 1,8 und Rio Tinto 1,1 Prozent.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts

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