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Nasdaq weitet Verluste aus Tech-Ausverkauf belastet Wall Street

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(Foto: picture alliance / dpa)

Was als Korrektur bei einigen US-Tech-Werten begann, zieht am Montag nicht nur den Dax tief ins Minus. An der Wall Street geht die Talfahrt in die zweite Runde. Es gibt allerdings auch Lichtblicke an diesem Handelstag.

Der Einbruch der großen US-Technologieaktien an Wall Street setzt die europäischen Börsen unter Druck. Der Dax schließt 1,0 Prozent im Minus bei 12.690 Punkten. Der MDax verliert ebenfalls 1,0 Prozent auf 25.148 Puntke.Schlimmer erwischt es den TecDax der 2,7 Przent einbüßt und bei 2.247 Zählern schließt.

Die US-Technologiegiganten hatten schon am Freitag 100 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung verloren. Allerdings hatten sie zuvor seit der Wahl von US-Präsident Donald Trump über 700 Milliarden Dollar gewonnen. Zudem hatten Amazon und Alphabet-Google die 1.000-Dollar-Marke erreicht, "ein guter Anlass, einmal Geld vom Tisch zu nehmen", wie ein Marktteilnehmer sagt.

Abverkauft werden in Europa vor allem Chip-Werte. Dialog Semiconductor etwa um 6,6 Prozent und Infineon um 4,7 Prozent. Im TecDAX verlieren Siltronic 4,7 Prozent, der Index selbst gibt um 2,7 Prozent nach. Selbst nur entfernt als Technologiewerte einzuordnende Aktien wie Logitech verlieren 6,3 Prozent. Für die Softwarefirma SAP geht es 3,5 Prozent nach unten. 

Goldman Sachs warnt vor Blase bei Tech-Riesen

Hintergrund für den Ausverkauf ist ein Medienbericht über Apple, wonach der Konzern mit seinem neuen iPhone im Vergleich zu Rivalen technisch ins Hintertreffen geraten könnte. Doch nicht nur bei Apple bekommen Anleger Zweifel. Die FAAMG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Microsoft und Alphabet) waren es laut Goldman Sachs, die die im Wesentlichen im bisherigen Jahresverlauf sowohl den S&P-500 als auch den Nasdaq-100 in Rekord-Höhen trieben. Die stark marktüberdurchschnittliche Entwicklung der FAAMG-Aktien habe derweil zu Verzerrungen geführt wie extremen Positionierungen, während zugleich die Volatilität der FAAMG-Aktien unter jener von Massenkonsumgüter- und Versorgeraktien liege, schreiben die Analysten des Investmentbank. Daraus erwachse die Frage, ob FAAMG die neuen Massenkonsumgütertitel seien.

Die fünf FAAMG-Werte hätten insgesamt im bisherigen Jahresverlauf 600 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung hinzugewonnen. Dies entspreche dem BIP von Südafrika und Hongkong zusammengenommen. Es sei eine Bewertungsblase entstanden mit Parallelen zur "NiftyFifty"-Phase oder 1999-2000, wobei die risikobereinigte FAAMG-Entwicklung noch ausgeprägter sei.

Gewinnmitnahmen bei Nebenwerten

Doch nicht nur die Großen der Branche auch die Nebenwerte werden im Laufe des Mittags und frühen Nachmittags von kräftigen Gewinnmitnahmen heimgesucht. Händler hatten diese Bewegung schon erwartet. "Nun trifft es endlich auch diese ganzen SDax-Werte und Micro Caps mit ihren aufgeblasenen Bewertungen, wo wir schon die ganze Zeit auf eine Korrektur gewartet hatten", sagt ein Händler. Die Kursverluste seien höher als bei Standardwerten, da die Verkäufe hier auf die übliche dünne Liquidität dieser Werte träfen.

So brechen Bet-at-home um 11,3 Prozent ein, die ein aktuelles KGV von rund 31 aufwiesen. Auch die Top-Performer der vergangenen Wochen geben im Schnitt um über 5 Prozent nach, so Hypoport, Isra Vision, Viscom, Adva und Scout24.

Sieg von En Marche kann Pariser Börse nicht stützen

Für keine erkennbare Bewegung an der Börse sorgt der Wahlsieg der Partei von Präsident Emmanuel Macron in der ersten Runde bei der Parlamentswahl in Frankreich. Der Cac-40-Index gibt mehr als ein  Prozent nach und liegt damit auf Linie mit den meisten Börsen Europas. "Das war so nicht anders erwartet worden", sagt ein Händler. Auch wenn es sich um ein historisches Ereignis für das Land handele, habe die Börse die Wahl immer nur unter dem Aspekt "marktfreundlich und europafreundlich" gewertet. Hier gebe es seit der Präsidentenwahl keine neuen Erkenntnisse.

Geld fließt in die Hersteller von Düngemitteln. K+S steigen um 4,0 Prozent. Die Konkurrenten Uralkali und Belarus wollen laut Presseberichten am Dienstag über eine Wiederaufnahme der Zusammenarbeit sprechen. Das könnte die Preise stabilisieren und damit die Kurse in der gesamten Branche stützen.

Wall Street schließt im Minus

An der Wall Street hat sich der Ausverkauf bei Technologieaktien zu Wochenbeginn fortgesetzt. "Wir stellen allmählich die Bewertungen von Technologiewerten auf dem aktuellen Niveau infrage", sagte Andre Bakhos, Geschäftsführer des Anlageberaters Janlyn Capital. Nach der Kursrally in den vergangenen Monaten hatten bereits am Freitag deutliche Gewinnmitnahmen in der Branche eingesetzt.

Auslöser war unter anderem ein Medienbericht, in dem von Problemen mit einem Chip im neuen iPhone von Apple die Rede war. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging 0,2 Prozent tiefer auf 21.235 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P-500 sank 0,1 Prozent auf 2429 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verringerte sich um 0,5 Prozent auf 6175 Punkte.

Apple-Papiere gaben weitere 2,5 Prozent nach. Auch bei anderen Technologie-Schwergewichten ging es anhaltend bergab: Microsoft-Titel rutschten 0,8 Prozent ab, die Aktien von Facebook 0,7 Prozent und die der Google-Mutter Alphabet 0,9 Prozent.

Auf der Gewinnerseite standen dagegen die Anteilsscheine von General Electric (GE) mit einem Kursplus von 3,6 Prozent. Der Siemens-Rivale kündigte einen Führungswechsel an. Demnach wird der langjährige GE-Chef Jeff Immelt im August vom bisherigen Leiter der Medizintechniksparte, John Flannery, abgelöst.

Asien: Anleger setzten auf Pandababy

Die Geburt eines Pandababys im Tokioter Zoo euphorisiert sogar die Börse. Die Nachricht von dem seltenen Nachwuchs hat den Aktien örtlicher Restaurantbetreiber am Montag zu kräftigen Gewinnen verholfen. Offenbar spekulierten Anleger darauf, dass das Neugeborene nicht nur dem Ueno Zoo, sondern auch den Gastronomen in der unmittelbaren Umgebung zusätzliche Besucher beschert. Die Papiere der Restaurant-Kette Totenko stiegen um bis zu 38 Prozent auf ein Zehn-Jahres-Hoch von 290 Yen. Die Titel des Konkurrenten KK Seiyoken gewannen in der Spitze gut elf Prozent und waren mit 978 Yen so teuer wie zuletzt vor dreieinhalb Jahren.

Nikkei
Nikkei 38.460,08

Darüber hinaus konnte am Montag allerdings auch das Pandababy die Stimmung an den asiatischen Märkten nicht aufhellen: Der Ausverkauf amerikanischer Technologie-Aktien zog die Börsen in der Region ins Minus. Händlern zufolge hielten sich die Käufer außerdem wegen der erwarteten Leitzinserhöhung in den USA zurück. Der 225 Werte umfassende japanische Leitindex Nikkei schloss 0,5 Prozent niedriger bei 19.908 Punkten. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans gab 0,7 Prozent nach. Die Börse in Shanghai tendierte 0,6 Prozent schwächer. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen verlor 0,2 Prozent.

In Tokio notierten Halbleiter-Hersteller und Apple-Zulieferer im Minus. Tokyo Electron verloren drei Prozent, Advantest 3,3 Prozent. Toshiba-Aktien verteuerten sich dagegen um neun Prozent. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag, der US-Konzern Western Digital plane, seine Offerte für die Chip-Sparte des angeschlagenen japanischen Unternehmens auf umgerechnet rund 16 Milliarden Euro oder mehr aufzustocken.

In Süd-Korea gaben die Akten des Technologie-Giganten Samsung 1,8 Prozent nach. Der dortige Leitindex Kospi tendierte ein Prozent im Minus. "Der Nasdaq-Rückgang scheint überall durchzuschlagen", sagte Yoshinori Shigemi, Marktstratege bei JPMorgan Asset Management: "Allerdings war der Tech-Sektor stark gelaufen und wohl bereit für Gewinnmitnahmen."

Devisen: Euro bewegt sich kaum

Der Kurs des Euro hat sich wenig verändert. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,12 US-Dollar gehandelt und damit etwa zum gleichen Kurs wie am Freitagabend. Nur zeitweise konnte der Euro zulegen und erreichte gegen Mittag ein Tageshoch bei 1,1232 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1221 (Freitag: 1,1176) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8912 (0,8948) Euro.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Gestützt wurde der Euro durch Wahlergebnisse in den wichtigen Euroländern Frankreich und Italien. In Italien musste die populistische Fünf-Sterne-Bewegung in einigen Städten einen herben Rückschlag bei Kommunalwahlen einstecken. In Frankreich errang die Partei des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in der ersten Runde der Parlamentswahlen einen Erdrutschsieg.

Rohstoffe: USA schließen bei Ölförderung zu Saudis auf

Spekulationen auf eine technische Erholung stützen die Ölpreise. Nordseeöl der Sorte Brent verteuert sich um 1,2 Prozent auf 48,76 Dollar je Barrel. US-Leichtöl WTI kostet mit 46,35 Dollar 0,9 Prozent mehr. Händler sprechen von einer spekulativen Bewegung, die vom Terminmarkt herrühre.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 87,79

Seit der Opec-Sitzung am 25. Mai haben die Ölpreise rund zehn Prozent eingebüßt. Anleger hatten sich enttäuscht über die Beschlüsse des Kartells geäußert, das die Förderbremse zwar verlängert, dabei aber das Kürzungsvolumen beibehalten hatte. Eine technische Erholung sei durchaus überfällig, sagte ein Händler. Zudem stehe nun der Beginn des zweiten Halbjahres vor der Tür, das saisonal in der westlichen Hemisphäre einen stärkeren Verbrauch mit sich bringe. Einige Anleger vermuteten, dass der Boden der Preisentwicklung erreicht sei.

Solche Spekulationen könnten sich aber angesichts des US-Schieferölbooms als verfrüht herausstellen. Denn am Überangebot an Öl habe sich nichts geändert, warnte ein anderer Händler. Dies hänge nicht zuletzt damit zusammen, dass in den USA die Zahl der Bohranlagen dem Öldienstleister Baker Hughes zufolge in der Woche zum 9. Juni erneut um neun gestiegen sei.

Derzeit werden in den USA täglich etwa 9,3 Millionen Barrel Öl gefördert. Das US-Energieministerium rechnet damit, dass im nächsten Jahr in den USA mehr als zehn Millionen Fässer täglich produziert werden - etwa so viel wie in Saudi-Arabien.

Der Goldpreis kann sich von seiner jüngsten Schwächephase nicht erholen. Er tendiert gegenüber dem späten Freitag wenig verändert bei 1.2668 Dollar je Feinunze. Bei Gold wie bei Anleihen belastet womöglich auch die erwartete Zinserhöhung der Fed.

Quelle: ntv.de, mbo/bdk/DJ/rts/dpa

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