Marktberichte

Unionsstreit und Trump Störfeuer könnten Dax bremsen

Der Dax beendete die Handelswoche oberhalb der 13.000-Punkte-Marke.

Der Dax beendete die Handelswoche oberhalb der 13.000-Punkte-Marke.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der von US-Präsident Trump angezettelte Handelskonflikt beschäftigt die Anleger weiter. In Frankfurt schaut man besorgt nach Berlin, wo der Flüchtlingsstreit innerhalb der Union tobt. Insgesamt hat der Dax durch die EZB-Nullzinspolitik Rückenwind.

Eigentlich steht einer Fortsetzung der Dax-Rally in der neuen Woche nichts entgegen: Der schwächelnde Euro, durch den sich die Wettbewerbschancen heimischer Firmen auf dem Weltmarkt verbessern, und die anhaltende Nullzinspolitik der EZB sprechen für steigende Kurse. In der abgelaufenen Woche eroberte der deutsche Leitindex die Marke von 13.000 Punkten zurück und legte bis Freitagmittag knapp drei Prozent zu. Rückschläge drohen dennoch, warnen Börsianer - vor allem aufgrund des sich zuspitzenden Handelsstreits und der heraufziehenden Regierungskrise in Berlin.

"Macht Präsident Donald Trump nun seine Drohung wahr und reagiert mit höheren Abgaben auf die Einfuhr von Autos aus der EU, könnte sich die Eskalationsspirale aus Zöllen und Gegenzöllen immer schneller drehen", sagt Vermögensverwalter Thomas Metzger vom Bankhaus Bauer. Dann dürfte auch die Marke von 13.000 Punkten schnell wieder außer Sichtweite geraten.

Die EU-Staaten brachten am Donnerstag Vergeltungszölle im Umfang von 2,8 Milliarden Euro auf US-Waren auf den Weg. Sie reagieren damit auf neue Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumeinfuhren, die Trump jüngst verhängt hatte. Derzeit lässt der Präsident auch Maßnahmen gegen die europäische Autobranche prüfen.

Zerbricht das Unionsbündnis?

Entscheidend für den weiteren Kursverlauf des Dax könnte aber auch die politische Entwicklung in Deutschland sein, sagt Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Sollte sich der aktuelle Asylstreit zu einer Regierungskrise ausweiten, dürfte das die Kurse belasten." Vor allem "den Extremfall mit einem Ende der aktuellen Regierung, Neuwahlen und einer entsprechend langen Hängepartie möchte an der Börse niemand".

CDU und CSU steuern auf ihren schärfsten Konflikt seit Jahrzehnten zu. Bundeskanzlerin Angela Merkel lehnt die von der CSU geforderte Zurückweisung von Flüchtlingen an der Grenze ab, strebt eine europäische Lösung an. Die CSU droht mit einem Alleingang von Bundesinnenminister Horst Seehofer bei der Zurückweisung von Flüchtlingen an den deutschen Grenzen.

In den vergangenen Tagen beherrschte vor allem die künftige Politik der Notenbanken das Marktgeschehen. Während die Fed in den USA ihren Leitzins weiter anheben und damit die Geldpolitik mehr und mehr normalisieren wird, dürfte die EZB ihren ultra-lockeren Kurs trotz des absehbaren Ausstiegs aus dem Anleihen-Kaufprogramm zum Ende 2018 noch länger verfolgen. Die Währungshüter hatten am Donnerstag angekündigt, dass die Leitzinsen frühestens im Herbst 2019 angehoben werden - und damit einen Tick später als manche Experten erwartet hatten. Der Euro ist seit dem EZB-Entscheid deutlich unter die Räder geraten und verlor in der Spitze mehr als zweieinhalb US-Cent. Am Freitag lag er unter 1,16 Dollar.

Am Donnerstag wird sich mit der Bank von England eine weitere Notenbank zu Wort melden: Commerzbank-Analyst Peter Dixon geht davon aus, dass der Leitzins nach den zuletzt durchwachsenen Wirtschaftsdaten nicht angetastet wird. Spannend werden könnte es auch auf der EZB-Konferenz am Dienstag und Mittwoch im portugiesischen Sintra, wo Auftritte verschiedenen Notenbanker, darunter EZB-Präsident Mario Draghi und Fed-Chef Jerome Powell, erwartet werden.

Opec-Treffen im Blick

Bei den Einzelwerten könnte die Deutsche Bank für Gesprächsstoff sorgen. Am Donnerstag veröffentlicht die Fed erste Ergebnisse des diesjährigen Stresstests, dem sich die in den USA aktiven Banken seit der Finanzkrise 2008/09 regelmäßig unterziehen müssen. Der aktuelle Test umfasst die DB USA Corp, eine Holding der Frankfurter mit einer Bilanzsumme von 133 Milliarden Dollar. Gemessen an der Kapitalausstattung sieht es für die Deutsche Bank in den USA nicht schlecht aus. Trotzdem ist fraglich, ob das der Fed reicht.

Am Ölmarkt behalten Investoren das Opec-Treffen in Wien Ende der Woche im Blick. Spekulationen auf eine Lockerung der gemeinsamen Förderbremse der Opec- und Nicht-Opec-Länder hatten den Ölpreis in den vergangenen Wochen gedrückt. Experten gehen davon aus, dass Russland und Saudi-Arabien eine Erhöhung der Produktion durchsetzen werden. Das könnte die Versorgungslage am Ölmarkt kurzfristig entspannen, so Commerzbank-Analystin Barbara Lambrecht. "Da aber im Iran wegen der US-Sanktionen ebenfalls eine geringere Förderung droht, wird der Ölpreis wohl zunächst nicht unter 70 Dollar fallen." Brent notierte am Freitag bei 75,04 Dollar je Fass.

Quelle: ntv.de, Daniela Pegna, rts

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