Marktberichte

Rubel steigt wieder an Euro sinkt auf Elf-Jahres-Tief

Mit einer heftigen Kursbewegung nach unten reagiert der Euro auf eine überraschende Ankündigung der Schweizer Nationalbank, den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken aufgeben zu wollen. Nach einer kurzen Erholung geht es am Abend dann wieder bergab.

Der Kurs des Euro ist kurzzeitig auf den tiefsten Stand seit über elf Jahren gefallen. Die Kehrtwende in der Wechselkurspolitik der Schweiz brachte den Euro auch im Verhältnis zum US-Dollar unter Druck. Sein Kurs fiel bis auf 1,1568 Dollar. Vor der Entscheidung hatte der Euro noch knapp unter der Marke von 1,18 Dollar gelegen. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,1585 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1708 (Mittwoch: 1,1775) Dollar fest.

Die Schweizer Nationalbank (SNB) hatte den im September 2011 festgesetzten Mindestkurs von 1,20 Franken zum Euro aufgehoben und damit den Eurokurs stark unter Druck gebracht. Es habe sich um einen "völlig überraschenden Schritt" gehandelt, kommentierte Devisenexperte Lutz Karpowitz von der Commerzbank. So fiel der Eurokurs bis auf ein Rekordtief von 0,8517 Franken. "Am Euro-Franken-Markt herrschten für Minuten chaotische Zustände", sagte Karpowitz. Zuletzt erholte sich der Euro etwas und stieg wieder über die Marke von einem Franken.

"Mit der Freigabe des Wechselkurses läuft die SNB nun Gefahr, dass der Schweizer Franken massiv aufwertet", meinte Karpowitz. Die gleichzeitige Zinssenkung sei "kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein". Die Notenbank versucht, mit der Zinssenkung die Aufwertung des Franken zu beschränken, um die schweizerische Exportwirtschaft insgesamt nicht zu stark zu belasten. Durch die Käufe von Wertpapieren aus der Eurozone hatte die SNB den Euro tendenziell auch zu anderen Währungen gestützt. Daher geriet der Euro nun auch zum Dollar stark unter Druck. Einige Beobachter vermuteten, dass die Schweizer Zentralbank schon vor der erwarteten weiteren Lockerung der Geldpolitik durch die EZB reagieren wollte. Breit angelegte Staatsanleihekäufe der EZB würden den Euro weiter schwächen.

Rubel zeigt sich leicht erholt

Wieder aufwärts geht es mit dem Rubel vor dem Hintergrund der Erholung der Ölpreise am Mittwoch. Der Dollar geht mit 64,62 Rubel um, lag im Tagestief aber auch schon unter 64 Rubel. Am Mittwoch kostete er im Hoch noch rund 66,60 Rubel. Neben der Ölpreiserholung habe sich in Russland am Mittwoch noch anderes getan, das für den Rubel von Bedeutung sei, merkt die Commerzbank an.

Finanzminister Siluanow sehe das Haushaltsdefizit nun bei 2 bis 3 Prozent des BIP, was signalisiere, dass die Regierung die fehlenden Öleinnahmen nicht über eine Schwächung des Rubel, sondern mithilfe des Reservefonds ausgleichen werde. Außerdem sei es an der Zentralbankspitze zu einem bedeutenden Wechsel gekommen. Dort löse Dmitry Tulin Ksenia Yudaeva als ersten Vizegouverneur und Verantwortlicher für die Geldpolitik ab. Schließlich seien auf einer wichtigen Konferenz zahlreiche Rufe nach einer Änderung der Regierungspolitik laut geworden, um die Wirtschaft und den Rubel wieder unter Kontrolle zu bringen.

Quelle: ntv.de, kst/DJ/dpa

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