Marktberichte

Frankreich dümpelt vor sich hin Schwache Wirtschaft würgt Euro ab

Frankreich fehlen ein Pferdestärken.

Frankreich fehlen ein Pferdestärken.

(Foto: REUTERS)

Unerwartet schwache Wachstumsdaten aus der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas befeuern die Aktienkurse. Der Euro dagegen reagiert auf das schwache BIP mit Kursverlusten. Er bricht unter die wichtige 1,37er-Marke zu Dollar weg.

Schwache Wachstumszahlen aus der Eurozone ziehen den Euro-Kurs am Vormittag nach unten. In Frankreich hat die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal stagniert. Volkswirte hatten dagegen mit einer - wenn auch nur leichten - Erholung gerechnet. In den Niederlanden ist die Wirtschaft in den Monaten Januar bis März laut dem Fernsehsender CBS um 1,4 Prozent geschrumpft.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,08

Der Euro fällt daraufhin zum US-Dollar auf 1,3666, das ist der niedrigste Stand seit Ende Februar. Vor einer Woche handelte der Euro noch knapp unter 1,40 Dollar.

Lutz Karpowitz von der Commerzbank wertet die schwachen Wachstumszahlen als "Wasser auf die Mühlen der Konjunkturpessimisten", die die Gemeinschaftswährung belasteten. Angesichts der schwachen Konjunktur in der Eurozone steigt nach Ansicht von Beobachtern die Wahrscheinlichkeit, dass die Europäische Zentralbank weitere geldpolitische Lockerungen vornehmen wird, um das Wachstum anzukurbeln. Dies drückt auf den Euro, der auch zum Pfund Sterling und zum Yen fällt.

Etwas besser als erwartet hat sich die Konjunktur in Deutschland entwickelt. Mit einem Plus von 0,8 Prozent liegt das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal leicht über der Konsensschätzung von Volkswirten, die mit einem Plus von 0,7 Prozent gerechnet hatten. Am Devisenmarkt scheinen die Blicke aber gen Frankreich und den Niederlanden zu gehen.

Die EZB wetzt die Messer

In den vergangenen Tagen wurde die Annahme geschürt, dass die EZB im Kampf gegen die unangenehm niedrige Inflation im Währungsraum und den belastend hohen Eurokurs einen geldpolitischen Großeinsatz erwägt. So sagte Chefvolkswirt Peter Praet im Interview mit der Zeitung "Die Zeit": "Wir bereiten eine Reihe von Dingen vor. Wir könnten den Banken erneut für einen längeren Zeitraum Geld leihen, möglicherweise gegen Auflagen. Wir könnten die Zinsen noch einmal senken. Auch eine Kombination mehrerer geldpolitischer Instrumente ist denkbar." Praet erwähnte dabei auch explizit die Möglichkeit eines negativen Einlagensatzes. Banken müssten dann Strafgebühren bezahlen, wenn sie ihr Geld bei der Notenbank deponieren wollen. Die Aussagen stützten entsprechende Presseberichte vom Vortag.

Mit einem negativen Einlagensatz würde die EZB im Kampf gegen den hohen Wechselkurs dem dänischen Beispiel folgen. Dort hatte die Notenbank mit diesem Mittel die Aufwertung der Krone gedämpft. Banken müssten dann Strafgebühren bezahlen, wenn sie ihr Geld bei der Notenbank deponieren wollen.

"Nach allem, was man hört und was sich abzeichnet, wird die EZB neue Maßnahmen ergreifen", sagte Ökonom Holger Sandte von Nordea. Die Notenbanker seien spät dran: "Wehret den Anfängen, heißt das erste Gesetz der Deflationsabwehr." Deflation bezeichnet einen Teufelskreis aus fallenden Preisen und schwächelnder Wirtschaft. Im Euroraum ist die Teuerung schon lange viel niedriger als von den Währungshütern gewünscht.

Im Fokus stand deshalb auch die Veröffentlichung frischer Inflationsdaten aus der Eurozone. Je niedriger sie sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit auf Lockerungsschritte der EZB.

Pfund Sterling in schwieriger Phase

Der Rückgang der Rendite zehnjähriger britischer Staatsanleihen auf ein Jahrestief laste auf dem Kurs des Pfund Sterling, so das Urteil der Devisenanalysten von Barclays. Nachdem die Schlüsselunterstützung im Wechselkurs zum US-Dollar gefallen sei, dürfte die britische Währung weiter abrutschen. Die Experten sehen das Pfund Richtung 1,6660 US-Dollar zurückfallen. Aktuell kostet das Pfund 1,6752 Dollar nach einem Tageshoch bei 1,6782 Dollar.

Auch zum Australischen Dollar dürfte die britische Währung weiter nachgeben. Die Analysten rechnen mit einem Fall unter 1,78 Australische Dollar und erwarten ein Jahrestief von 1,7740. Aktuell bekommen Anleger für ein Pfund Sterling 1,7888 "Aussie".

Quelle: ntv.de, ddi/DJ

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