Marktberichte

Wenig Bewegung an Wall Street "Schockstarre" trifft Dax

Das Auf und Ab am deutschen Aktienmarkt bestimmt auch zur Wochenmitte den Handel. Der Dax taucht zeitweise bis auf 11.480 Punkte ab, erobert dann die 11.500er Marke zurück. An der Wall Street wackelt die 20.000 beim Dow.

Im Tagestief unter der 11.500er Marke, im Tageshoch nah an 11.600 Punkten, am Ende fast unverändert: Der Dax hat sich auch zur Wochenmitte unentschlossen gezeigt. Die Anleger seien vorsichtig, kommentierte n-tv-Börsenexpertin Corinna Wohlfeil. Sie sprach von einer "Schockstarre". Bereits am Montag und Dienstag waren die Kurse am deutschen Aktienmarkt geklettert und dann wieder gefallen. Zum Wochenstart stand deshalb ein deutlicher Abschlag, am Dienstag ein leichter Aufschlag. Sobald die Kurse kletterten, setzten Gewinnmitnahmen ein, so Wohlfeil weiter. Ihr Kollege Frank Meyer wies zudem auf "Turbulenzen bei den Währungen".

Der Dax schloss 0,1 Prozent im Minus bei 11.543 Punkten. Am Montag war er deutlich abgesackt, am Dienstag konnte er einen Teil der erlittenen Verluste wieder wettmachen. Der MDax zog indes 0,6 Prozent auf 22.709 Zähler an. Der TecDax gewann 0,5 Prozent auf 1843 Stellen.

Die Berichtssaison habe bisher überzeugt, auch die Ausblicke der Unternehmen machten Mut, hieß es aus dem Handel. Wenn sich diese Entwicklung weiter fortsetze, könnten die Kurse noch ein Stück nach oben geben, sagte ein Händler. Beim Dax indes war zur Wochenmitte knapp unter der 11.600er Marke der Deckel drauf.

Devisen: Euro kämpft

Im Devisenhandel machte n-tv-Börsenexperte Meyer "seit Wochen Turbulenzen" aus. Auch am Mittwoch zeigte sich der Euro volatil. Die Wahlen in Frankreich würden mit einer gewissen Skepsis gesehen, hieß es am Markt. Die erste Runde der Präsidentschaftswahl findet dort Mitte April statt. Der Euro notierte am Abend bei 1,0696 Dollar auf Tageshochniveau. Es war ein Aufschlag von 0,1 Prozent zum Dienstagabend. Das Tagestief markierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0640 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0665 Dollar fest.

Die Devisenstrategen der Commerzbank wiesen darauf hin, dass der Markt auf Sicht von drei Monaten eine erhöhte Volatilität im Währungspaar Euro/Dollar einpreise. Nach den Erfahrungen mit dem Brexit-Votum und der US-Wahl sei dies verständlich, zumal Front-National-Kandidatin Marine Le Pen in jüngsten Umfragen in der Tendenz zulegen konnte. "Insofern würde es nicht verwundern, wenn sich mit näher rückendem Stichtag der Absicherungsbedarf von Investoren erhöhe und die Volatilitäten weiter stiegen, so die Analysten.

Dax: Lufthansa im Steigflug

Bei den Dax-Einzelwerten standen Lufthansa mit einem Aufschlag von zeitweise fast 4 Prozent lange an die Spitze der Gewinnerliste. Am Handelsende betrug der Aufschlag etwa 2,8 Prozent. Die Societe Generale empfahl die Aktie zum Kauf. Daneben stützte der fallende Ölpreis die Stimmung.

SAP rückten vor dem Kapitalmarkttag in New York in den Blick, die Titel verbesserten sich 0,6 Prozent. Das Unternehmen könnte am Donnerstag neue Produkte ankündigen und so die Wachstumsaussichten unterstreichen, hieß es am Markt. Je nach Aufnahme könnte der Kurs seine Hausse mit neuen Rekordständen über 86,12 Euro fortsetzen. HSBC-Marktanalyst Jörg Scherer sieht zunächst ein Potenzial bis knapp 90 Euro, abgeleitet aus der Schiebezone zwischen 75 und 82,50 Euro, in der die Aktie vor dem jüngsten Ausbruch längere Zeit verharrte.

Kursabschläge wiesen dagegen die Banken auf. Hier belasteten unsichere politische Aussichten in Europa. "Aktuell übersetzen die Anleger die Euro-Schwäche mal wieder mit Angst vor der Zukunftsfähigkeit der Gemeinschaftswährung", sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. Commerzbank verloren rund 3 Prozent, Deutsche Bank etwa 2,5 Prozent.

MDax: Osram

Osram gewannen rund 0,3 Prozent. Das Unternehmen wartete mit überzeugenden Zahlen auf und profitierte dabei von guten Geschäften mit optischen Halbleitern und der anhaltend positiven Nachfrage im Automobilbereich.

Europa: Siemens statt ABB?

ABB sackten 3,5 Prozent ab. Der Schweizer Industriekonzern verdiente im vierten Quartal bei etwas geringeren Umsätzen deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum. Grund für das Gewinnplus um mehr als das Doppelte waren aber vor allem ausbleibende Restrukturierungskosten, die das Ergebnis im Vorjahr belastet hatten. An der Börse hieß es weiter, dass sich ABB in einem Übergangsjahr befinde. Investoren bevorzugten daher in dem Sektor die Aktie von Siemens. Die zogen rund 0,5 Prozent an.

Als kursneutral beurteilte ein Marktteilnehmer die Zahlen von Sanofi. Sie lägen im Rahmen der Erwartungen. Das gelte auch für den Ausblick auf ein Minus beim operativen Gewinn je Aktie von 3 Prozent. "Der Kurs dürfte sich nun am Gesamtmarkt orientieren", so ein Händler. Sanofi schlossen knapp 1 Prozent höher.

IPO abgeblasen

Das Spezialchemieunternehmen Alzchem verschob indes den Börsengang bis auf Weiteres. Die Nachfrage nach Aktien des Unternehmens sei trotz hoher Indexstände nicht ausreichend gewesen, hieß es. Trotz des großen Interesses institutioneller Investoren in Europa und den USA war eine Platzierung in der angestrebten Preisspanne deshalb letztlich nicht möglich. Die Option eines Börsengangs zu einem späteren Zeitpunkt solle geprüft werden.

USA: 20.000 im Blick

Auch an der Wall Street fielen zur Wochenmitte die Kurse. Dabei spielten nicht etwa ein mögliches Wiederaufflammen der griechischen Schuldenkrise oder die politischen Unwägbarkeiten der französischen Präsidentschaftswahlen die Hauptrolle. Auch nicht die politischen Rundumschläge von US-Präsident Trump. Es seien schlichtweg Gewinnmitnahmen, hieß es aus dem Handel.

Die Indizes blieben in der Nähe ihrer Höchststände, nachdem am Vortag Dow-Jones-Index und Nasdaq-Composite sogar neue Allzeithochs verbucht hatten. Der Nasdaq-Composire erreichte einen Rekord auf Schlussbasis. Der Dow-Jones-Index fiel um 0,2 Prozent auf 20.054 Punkte. Der S&P-500 stieg um 0,1 Prozent auf 2.295 Punkte. Der Nasdaq-Composite kletterte um 0,2 Prozent auf 5.682 Punkte.

Am Aktienmarkt neigten Finanzwerte zur Schwäche. Teilnehmer verwiesen auf die aktuell wieder sinkenden Renditen an den Anleihemärkten. Ein Niedrigzinsumfeld belastet das Geschäftsmodell der Banken. Zudem hat der Sektor seit der US-Präsidentschaftswahl 16 Prozent gutgemacht, befeuert von der Hoffnung auf steigende Zinsen und wegen der Deregulierung des Sektors. Im Dow verloren Goldman Sachs 0,8 Prozent und JP Morgan 0,9 Prozent.

Unter den übrigen Einzelaktien stiegen Time Warner um 0,4 Prozent. Der Medienkonzern, der sich von AT&T übernehmen lassen will, hat den Umsatz im vierten Quartal kräftig gesteigert. Die Geschäftszahlen lagen über den Erwartungen der Wall Street. Der Nettogewinn sank allerdings und verfehlte die Marktprognosen. Die Aktien von Walt Disney tendierten unverändert. Der US-Unterhaltungskonzern lag mit seinem Umsatz im ersten Geschäftsquartal unter den Erwartungen, beim Gewinn aber darüber. Für Mondelez ging es um 1,2 Prozent nach oben. Der US-Süß- und Knabberwarenkonzern schrieb im Schlussquartal 2016 trotz rückläufiger Erlöse wieder schwarze Zahlen.

Akamai Technologies stürzten um 10,6 Prozent ab. Das in den Bereichen Datensicherheit und Medienanalyse tätige Unternehmen steigerte zwar Umsatz und Gewinn kräftig und übertraf die eigenen Erwartungen, allerdings war der Umsatz mit Großkunden wie Amazon, Apple, Facebook und Alibaba rückläufig. Um 8,6 Prozent nach unten ging es für Gilead Sciences. Das Pharmaunternehmen übertraf zwar sowohl beim bereinigten Gewinn als auch beim Umsatz die Analystenschätzungen, enttäuschte aber mit seinem Ausblick.

Rohstoffe: Ölpreis klettert spät

Am Rohölmarkt gab es ein munteres Auf und Ab. Die offiziellen Rohöl-Lagerbestandsdaten der US-Regierung haben zwar einen deutlichen Aufbau ausgewiesen. Doch der Preis drehte nach den jüngsten kräftigen Abgaben im nach den Daten ins Plus. Teilnehmer machten dafür auch die Anzeichen einer anziehenden Benzinnachfrage verantwortlich, denn hier waren die Lagerbestände entgegen der Erwartungen gefallen. Für das Barrel der Sorte WTI wurden mit 52,34 Dollar 0,3 Prozent mehr gezahlt.

Der Aufbau der Rohöllagerbestände in den USA setze sich stärker als erwartet fort. Es war der fünfte Anstieg in Folge. Die Lagerbestände legten nach Angaben der staatlichen Energy Information Administration (EIA) 13,8 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche zu. Analysten hatten einen Anstieg um 2,5 Millionen erwartet. In der Vorwoche hatten sich die Lagerbestände um 6,5 Millionen Barrel erhöht. Bei den bereits am Vortag veröffentlichten Daten des privaten American Petroleum Institute (API) war mit 14,2 Millionen Barrel ebenfalls ein massiver Anstieg registriert worden.

Asien: Nikkei legt zu

Die Aktienmärkte in Fernost zeigten zur

Wochenmitte eine uneinheitliche Tendenz. Angesichts der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten hielten sich viele Investoren mit Aktienkäufen zurück. "Die Märkte achten nun auf die politischen Risiken in Europa und den USA, nachdem es Anfang der Woche eine Rally wegen der starken US-Beschäftigung gegeben hatte", sagte Kenta Tadaide von Mizuho Research Institute.

Der Tokioter Nikkei-Index stieg nach wechselhaftem Handel 0,5 Prozent auf 19.007 Punkte. Analysten und Händler führten die Schwankungen auf eine anhaltende Verunsicherung im Vorfeld des ersten Treffens zwischen US-Präsident Donald Trump und dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe Ende der Woche zurück. Auch der Shanghai Composite drehte nach anfänglichen Verlusten ins Plus. Dagegen gaben die Märkte in Taiwan und Südkorea nach. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans trat auf der Stelle.

Klare Favoriten an den chinesischen Börsen waren Immobilienaktien. Sie profitierten von gut ausgefallenen Verkaufszahlen im Januar von Unternehmen wie Country Garden, Evergrande und Greenland. Zudem stufte Morgan Stanley die Branche gerade erst auf "attractive" hoch und begründete dies unter anderem mit günstigen Bewertungen. Für die jeweiligen Aktien ging es um bis zu 8,3 Prozent durchweg deutlich nach oben.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts

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