Marktberichte

Italien lässt Börsen aufatmen Rekord in New York - Bank-Absturz in Athen

Die italienische Regierung scheint im Schuldenstreit nachzugeben und ein geringeres Defizit anzupeilen. Das macht den Investoren an den Börsen Mut. Während die Wall Street einen weiteren Rekord aufstellt, stürzen in Athen besonders Bankaktien ab.

Positive Daten und Entspannungssignale aus Italien stützen die Aktienmärkte und hieven die Wall Street auf Allzeithoch. Mit Erleichterung wird zur Kenntnis genommen, dass in Italien wieder etwas haushaltspolitische Vernunft eingekehrt zu sein scheint. Der Dow-Jones-Index gewinnt gegen Mittag US-Ostküstenzeit 0,6 Prozent auf 26.930 Punkte - die neue Rekordmarke liegt nun bei 26.951 Zählern, nachdem der Index erst am Dienstag ein neues Allzeithoch erreicht hatte. S&P-500 und Nasdaq-Composite steigen um 0,4 bzw. 0,5 Prozent.

Auch die europäischen Börsen haben sich etwas vom Vortagesrücksetzer erholt. Italien blieb das beherrschende Thema - diesmal allerdings in positiver Hinsicht. Die italienische Regierung will sich in punkto Haushaltsdisziplin nun doch etwas einsichtiger zeigen. Laut einem Bericht des "Corriere della Sera" plant Italien zwar für 2019 nach wie vor mit einem Defizit von 2,4 Prozent, doch soll dieses 2020 auf 2,2 und 2021 auf 2,0 Prozent sinken. In Deutschland ruhte der Börsenhandel wegen des "Tags der deutschen Einheit", der Euro-Stoxx-50 legte um 0,5 Prozent auf 3.407 Punkte zu. An der Mailänder Börse stieg der FTSE-MIB um 0,9 Prozent.

Gegen den europäischen Trend standen griechische Aktien in Athen unter Druck. Belastet wurde der Athener Aktienmarkt vom Ausverkauf im griechischen Bankensektor, wo die Kurse zum Teil regelrecht einknickten. Nach Auffassung der HSBC-Analysten haben Anleger offensichtlich "jedes Vertrauen in den Sektor verloren." Der FTSE/ATHEX Large Cap sank um 2,0 Prozent - auch der ATHEX-20 büßte 2,0 Prozent ein.

Piräus Bank brachen derweil um knapp 21 Prozent ein, nachdem Unternehmensvertreter jüngst angedeutet hatten, die Bank müsse 500 Millionen Euro über die Emission von Anleihen einsammeln. Der Belastungstest der Europäischen Zentralbank hatte erst im Mai ergeben, dass die griechischen Banken keinen unmittelbaren Kapitalbedarf aufwiesen. Allerdings hinkt Piräus den Wettbewerbern hinterher und muss mit einem baldigen Plan zur Stärkung des Kapitals aufwarten. Im Sog stürzten National Bank of Greece um 5,5 Prozent ab, Eurobank um 14,7 Prozent und Alpha Bank um 3,3 Prozent.

Aston Martin floppt

Aston Martin
Aston Martin 1,80

Als Flop erwies sich derweil das Börsendebüt des Sportwagenherstellers Aston Martin an der Londoner Börse. Die Titel waren zum Kurs von 1.900 Pence ausgegeben worden und schlossen am ersten Handelstag bei 1.810 Pence, also 4,7 Prozent unter Ausgabepreis. Damit könnte Aston Martin die Aufnahme in den Leitindex FTSE-100 wegen einer zu geringen Marktkapitalisierung verfehlen, befürchtete Neil Wilson, Chef-Marktanalyst bei Markets.com.

Auch überzeugende US-Daten animieren Anleger zum Kauf von US-Aktien.  Geradezu euphorisch äußerte sich der Präsident der Federal Reserve von Chicago, Charles Evans. Er sieht die US-Wirtschaft aus allen Zylindern feuern.

Den Grund für den Optimismus liefert unter anderem der ADP-Arbeitsmarktbericht. Dieser zeigt für September einen deutlich über den Erwartungen liegenden Stellenaufbau. Positiv überraschen auch die Geschäfte der US-Dienstleister. Diese sind im September deutlich besser als erwartet gelaufen, wie der ISM-Sammelindex für die Geschäftsaktivität im Dienstleistungssektor zeigt.

Eine Personalie lässt den Kurs von J.C. Penney um über 10,9 Prozent anziehen. Der angeschlagene Einzelhandelskonzern hat Jill Soltau zur neuen CEO ernannt. Sie war zuvor CEO bei Joann Stores. Mit der Nike-Aktie geht es um 0,3 Prozent abwärts. Kurz nach Börsenschluss am Vortag war bekannt geworden, dass HSBC Nike auf "Neutral" abgestuft hat. Alcoa klettern um 5,9 Prozent. Der Aluminiumverhütter wird von steigenden Aluminiumpreisen gestützt, nachdem Norsk Hydro die vorübergehende Schließung einer wichtigen Aluminium-Raffinerie in Brasilien bekannt gegen hat.  Euro-Stärke verpufft

Wenig Interesse an "sicheren Häfen"

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Die Entspannungssignale aus Rom stützen zunächst den Euro, der bis auf fast 1,16 Dollar springt, nachdem er am Dienstag bis auf knapp über 1,15 Dollar abgesackt war. Doch die starken US-Daten machen dem Dollar Beine. Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung bei 1,1522 Dollar und damit unter dem Niveau des Vorabends.

"Sichere Häfen" sind mit der Entspannung im Streit um das italienische Defizit und den überzeugenden US-Daten nicht gefragt. Am US-Anleihemarkt sinken die Notierungen. Die Zehnjahresrendite steigt im Gegenzug um 6,7 Basispunkte auf 3,13 Prozent und damit auf das höchste Niveau seit Juli 2011. Gold, das am Dienstag wegen der Italien-Krise gesucht war, gibt nach - auch belastet von der Dollarstärke. Die Feinunze ermäßigt sich um 0,3 Prozent auf 1.199 Dollar.

Brent Rohöl
Brent Rohöl 88,23

Etwas erstaunt zeigen sich Beobachter am Ölmarkt. Denn trotz des höchsten Anstiegs der wöchentlichen US-Lagerbestände im laufenden Jahr legen die Preise zu. Die Rohölvorräte in den USA haben sich in der Woche zum 28. September 2018 trotz konstanter Förderung weitaus deutlicher als erwartet erhöht. Sie stiegen nach Angaben der Regierung um 7,975 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche. Analysten hatten einen Anstieg um nur 1,3 Millionen Barrel vorhergesagt.

US-Leichtöl der Sorte WTI verteuert sich um 0,3 Prozent auf 75,49 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 0,6 Prozent auf 85,31 Dollar. Laut Analysten schaut der Markt derzeit nur auf die Auswirkungen der Iran-Sanktionen. Jüngste Berichte zeigen, dass die persischen Exporte bereits deutlich rückläufig sind.

Quelle: ntv.de, mbo/DJ

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