Marktberichte

Technikwerte unter Druck Panikartige Verkäufe an der Wall Street

Einst brüstete sich Trump mit stetig steigenden Börsenkursen - die aktuellen Verluste gehen zumindest teilweise auf sein Konto. Den Handelsstreit mit China und der EU begann er, seine Verbalattacken dürften auch zum Nachlass bei Amazon beigetragen haben.

Einst brüstete sich Trump mit stetig steigenden Börsenkursen - die aktuellen Verluste gehen zumindest teilweise auf sein Konto. Den Handelsstreit mit China und der EU begann er, seine Verbalattacken dürften auch zum Nachlass bei Amazon beigetragen haben.

(Foto: imago/MediaPunch)

Der März war schon kein erfreulicher Monat für Anleger, der April startet ebenfalls mit Verlusten – zumindest in den USA, wo auch am Ostermontag gehandelt wird. Besonders Amazon und Tesla trifft es hart.

An Panik erinnernde Verkäufe haben die Wall Street tief ins Rote gedrückt. Zunächst war es vor allem der Technologiesektor, der nach weiteren Hiobsbotschaften abwärts rauschte. Später wurden auch die Blue Chips und die anderen Sektoren nach unten gerissen. Der S&P-500 ist erstmals seit Sommer 2016 unter die 200-Tagelinie gerutscht, die er zuletzt trotz Marktschwäche immer halten konnte. Der Nasdaq-Composite hat von seinem Rekordhoch vergangenen Monat nun 10 Prozent abgegeben und befindet sich damit nach der üblichen Definition im Korrekturmodus. Und alle 30 Werte im Dow-Jones-Index fielen unter die 50-Tagelinie, die als kurzfristiger Indikator gilt.

Der Dow-Jones-Index fiel um 1,9 Prozent auf 23.644 Punkte. Der S&P-500 verlor 2,2 Prozent auf 2.582 Punkte. Der Nasdaq-Composite sauste um 2,7 Prozent nach unten auf 6.870 Punkte. Im Tagestief hatten alle drei Indizes sogar 3 Prozent verloren. Dabei wurden 913 (Donnerstag: 995) Millionen Aktien umgesetzt. Auf 580 (2.332) Kursgewinner kamen an der Nyse 2.425 (648) -verlierer. Unverändert gingen 82 (93) Titel aus dem Handel.

Während die meisten Börsen in Europa am Ostermontag noch geschlossen waren, kamen aus Asien negative Vorgaben. Dort gaben die Kurse nach, nachdem China seine Drohung wahrgemacht und Strafzölle auf verschiedene US-Produkte verhängt hatte. Die Volksrepublik reagierte damit auf Strafzölle, mit denen die USA seit kurzem Stahl- und Aluminiumimporte belegen.

Facebook und Amazon unter Druck

Neben der Gefahr eines Handelskriegs zwischen China und den USA fürchteten Anleger eine strengere Regulierung des Technologiesektors. Befeuert wurden diese Ängste von dem jüngst bekanntgewordenen Datenmissbrauch bei Facebook und den Verbalattacken des US-Präsidenten gegen Amazon. Trump hatte dem Handelskonzern in der vergangenen Woche via Twitter vorgeworfen, zu wenig Steuern zu zahlen und die amerikanische Post auszunutzen. Daraufhin hatte die Amazon-Aktie zeitweise kräftig nachgegeben. Nachdem Trump seine Vorwürfe am Samstag bekräftigt hatte, zeigte sich die Amazon-Aktie 5,4 Prozent leichter.

Daneben mussten noch einige Konjunkturdaten verarbeitet werden. Im frühen Geschäft an der Wall Street wurden der Markit-Einkaufsmanagerindex und der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im März sowie die Bauausgaben aus dem Februar veröffentlicht. Sie zeigten zwar eine weiter expandierende Wirtschaft an. Doch ging dies weitgehend unter, zumal die die ISM-Daten eine deutlich anziehende Teuerung belegten, was die US-Notenbank zu einem harscheren Kurs verleiten könnte.

Intel stürzen mit angeblichen Apple-Chip-Plänen ab

Die Intel-Aktie geriet massiv mit einem Bericht unter Druck, dem zufolge Apple in zwei Jahren damit beginnen will, ihre Mac-PCs mit eigenen Chips auszustatten. Dies berichtet die Agentur Bloomberg unter Berufung auf anonyme Quellen. Für die Intel-Aktie ging es um 6,1 Prozent nach unten, der Halbleitersektor war mit minus 4,4 Prozent der schwächste. Intel gehören zu den Techwerten, die bislang noch kaum vom Abverkauf in der Branche betroffen waren. Apple hielten sich mit minus 0,9 Prozent deutlich besser als der Gesamtmarkt.

Tesla brachen um 5,2 Prozent ein. Die Anleger sorgen sich wegen der Folgen des Unfalls mit einem Model X und wegen des Rückrufs von 123.000 Model-S-Fahrzeugen. Auch die finanzielle Lage des Fahrzeugherstellers gibt Anlass zu Befürchtungen. In dieser Situation kam der Aprilscherz von Tesla-CEO Elon Musk nicht gut an: Musk hatte am Sonntag über Twitter die - nicht ernst gemeinte - Nachricht verbreitet, das Unternehmen sei pleite. Selbst positive Analystenstimmen konnten die Aktie nicht stützen. Analyst Ben Kallo von Baird rät Anlegern, die Kursverluste zum Einstieg zu nutzen, und bekräftigt seine Kaufempfehlung. Kallo hält die Stimmung bezüglich Tesla für übertrieben negativ und traut dem Unternehmen zu, die niedrigeren Erwartungen zu übertreffen. Und die Analysten von Jefferies haben Tesla auf "Hold" von "Underperform" hochgestuft.

Für Facebook ging es um weitere 2,8 Prozent abwärts. Der CEO des sozialen Netzwerks Mark Zuckerberg sagte dem US-Nachrichtenportals Vox, es werde "einige Jahre" brauchen, bis das Unternehmen seine Probleme mit dem Schutz von Nutzerdaten behoben habe.

Im Gleichklang mit anderen Technologiewerten fielen Netflix um 5,2 Prozent. Technisch orientierte Teilnehmer verwiesen auf den Fall der Aktie unter die 50-Tagelinie, die nichts Gutes verheißt.

Ein negativer Bescheid der US-Gesundheitsbehörde FDA ließ die Aktie von Alkermes um 22 Prozent abstürzen. Die FDA fordert, dass Alkermes die Wirksamkeit eines Antidepressivums in weiteren klinischen Tests nachweist, ehe die Behörde über eine Zulassung entscheiden wird. Alkermes will die Ablehnung anfechten.

Aktien von Maschinenbauern gerieten unter Druck, nachdem China Strafzölle auf eine Reihe von US-Agrarprodukte erhoben hat. So fielen Caterpillar um 2,4 Prozent und Deere um 2,3 Prozent. Beide Unternehmen produzieren landwirtschaftliche Maschinen.

Ölpreise folgen Aktien abwärts

Im Euro-Dollar-Paar gab es einiges Auf und Ab, doch notierte der Euro mit 1,23 in etwa auf dem Niveau des Donnerstags vor dem Osterwochenende. Allerdings waren die Umsätze recht dünn, weil die europäischen Akteure noch im Osterurlaub waren.
Derweil war der Ölpreis massiv auf dem Rückzug und verzeichnete das höchste Tagesminus seit sieben Wochen. Die Schwäche bei Aktien weckte Sorgen über die künftige Nachfrage nach dem schwarzen Gold. Auch die Verschärfung im US-chinesischen Handelsstreit drückte den Preis.

Völlig in den Hintergrund geriet dabei, dass die Zahl der in Betrieb befindlichen Ölbohranlagen in den USA in der vergangenen Woche zurückgegangen ist. Als möglichen Belastungsfaktor nannten Teilnehmer auch den riesigen Ölfund in Bahrain. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI fiel um 3 Prozent auf 63,01 Dollar. Die europäische Referenzsorte Brent verbilligte sich um 2,2 Prozent auf 67,80 Dollar.

Gold war Nutznießer der politischen Unsicherheit und der schwachen Aktienmärkte. Der Preis für die Feinunze stieg kräftig um 1,2 Prozent auf 1.341 Dollar.
Staatsanleihen drehten im Handelsverlauf leicht ins Plus, gestützt von der Schwäche des Aktienmarkts. Die Rendite zehnjähriger Treasurys verharrte aber bei 2,73 Prozent.

Quelle: ntv.de, DJ

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