Marktberichte

Zinspolitik im Fokus Notenbanken machen die Kurse

Welche Auswirkungen hat Italien auf den EZB-Kurs?

Welche Auswirkungen hat Italien auf den EZB-Kurs?

(Foto: REUTERS)

In der kommenden Woche sollten an den Börsen die politischen Risiken für einen Moment in den Hintergrund treten. Die Sitzungen der beiden mächtigen Notenbanken in den USA und Europa

An den europäischen Märkten kehrt auch in der kommenden Woche keine Ruhe ein. "Von den politischen Turbulenzen in Italien und in geringerem Maße auch in Spanien verlagert sich der Fokus nun zunehmend wieder auf die Politik der Zentralbanken", sagt Mark Holman, Chef des Vermögensverwalters TwentyFour.

Den Anfang macht die US-Notenbank Fed, deren Chef Jerome Powell am Mittwoch die Zinsentscheidung verkünden wird. Eine erneute Anhebung des Schlüsselsatzes um 0,25 Punkte gilt als sicher. "Spannender wird hier deshalb der Ausblick mit der immerwährenden Frage nach drei oder vier Zinsschritten in diesem Jahr", so Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Die Zinserhöhungen sowie der Bilanz-Abbau der Fed festigen den Dollar tendenziell und treiben die Renditen an den US-Märkten nach oben. Für Schwellenländer, die ihre Schulden vornehmlich in Dollar aufnehmen und bedienen müssen, bedeutet dies indes Stress. Hinzu kommen die Handelsstreitigkeiten mit den USA. Die Folge sind massive Abverkäufe der dortigen Finanzmärkte und Kapitalabzüge. Wenn dann noch die Währungsreserven knapp werden, kann ein Land schnell vor dem Offenbarungseid stehen. Diesen drohte nun Argentinien zu leisten. Nur ein Notkredit des IWF über 50 Milliarden Euro verhinderte Schlimmeres und möglicherweise ein Wiederholung des Staatsbankrotts von 2001.

Kaufprogramm und Zinsenerhöhung

Am Tag zuvor richten sich die Blicke aber auf eine Ferieninsel vor der Küste Singapurs. Auf Sentosa wollen sich nach langem Tauziehen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un treffen. Trump zufolge könnte 65 Jahre nach Ende des Korea-Krieges ein Friedensvertrag besiegelt werden. Außerdem soll über die atomare Abrüstung Nordkoreas verhandelt werden. Über den Ausgang der Gespräche wagten Börsianer keine Prognosen. Die Auswirkungen im Handel dürften moderat bleiben.

Am Donnerstag berät die Europäische Zentralbank dann über ihre Geldpolitik. "Wir erwarten eine Ankündigung, dass die monatlichen Anleihenkäufe im Volumen von 30 Milliarden Euro Ende September weiter gedrosselt werden, bevor sie Ende 2018 vollständig auslaufen", sagt TwentyFour-Experte Holman. "Ein Ende des Kaufprogramms bedeutet aber nicht automatisch eine frühe Zinserhöhung oder gar einen Zinserhöhungszyklus", betont Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Denn die Kerninflation exklusive der stark schwankenden Preise für Treibstoff und Lebensmittel werde noch lange deutlich unter dem Notenbank-Ziel von knapp zwei Prozent bleiben.

Der Euro verteuerte sich in den vergangenen Tagen dennoch um etwa ein Prozent auf knapp 1,18 Dollar und steuerte auf den größten Wochengewinn seit einem guten Vierteljahr zu. Die Prognosen seines Hauses für die Teuerung und das Wirtschaftswachstum wird EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstag ebenfalls präsentieren. Fast unbemerkt ist die Rendite auf zehnjährige italienische Staatsanleihen wieder über 3 Prozent gestiegen. Mit aktuell 3,05 Prozent liegt sie nur noch unweit des jüngsten Hochs von 3,38 Prozent, das während der chaotischen Regierungsbildung in Rom erreicht wurde. In der Zwischenzeit haben die Italiener zwar eine Regierung, die dürfte aber mit ihren Ausgabewünschen schon bald auf Konfrontationskurs mit Brüssel gehen, was die Märkte erneut durchschütteln könnte.

Rally nach dem Säbelrasseln?

Vor dem Hintergrund des EZB-Zinsentscheids sind die deutschen Inflationsdaten von besonderem Interesse. Sie werden wenige Stunden vor Bekanntgabe des EZB-Entscheids veröffentlicht. Auf dem Terminplan steht in der neuen Woche außerdem der ZEW-Index, der die Stimmung der Börsenprofis widerspiegelt.

Auch in den USA fiebern Anleger dem Donnerstag entgegen, wenn die US-Einzelhandelsumsätze bekanntgegeben werden. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft und spielt daher für die Geldpolitik eine wichtige Rolle. Am Freitag folgen Zahlen zur US-Industrieproduktion. In den USA zeichne sich ein anhaltend robustes Wirtschaftswachstum ab bei gleichzeitig moderater Inflation, sagte ein Börsianer.

Beim Dauerbrenner-Thema Handelsstreit rät Carsten Roemheld, Anlagestratege des Vermögensverwalters Fidelity, zur Gelassenheit. Die Strafzölle seien Teil der Taktik Trumps und dienten dazu, die bestmögliche Verhandlungsposition zu erreichen. "Ich gehe nicht davon aus, dass es im Handelskrieg zum Äußersten kommen wird, also zu einer Eskalation des Konflikts." Außerdem sei das Säbelrasseln wohl auch den im November anstehenden US-Kongresswahlen geschuldet. "Kommt es jedoch zum Kompromiss, wäre eine Erholungsrally durchaus möglich", sagt Analyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader. Dann könnte der Dax zum Sprung über die 13.000er-Marke ansetzen. In der alten Woche verlor er ein knappes Prozent auf etwa 12.600 Punkte.

Derzeit notiert das deutsche Börsenbarometer rund 1000 Punkte unter seinen Rekordständen, bewegt sich damit aber weiter in luftiger Höhe. Einer der Hauptgründe, warum dies so ist, liegt in seiner weiterhin recht moderaten Bewertung. Mit einem 2018er-KGV von 13 liegt er klar unter dem 30-Jahresdurchschnitt von 14,6, wie die Commerzbank anmerkt. Daneben sind die oben bestehenden Risiken bislang eben nur Risiken. Die Commerzbank geht davon aus, dass die Dividendensumme im DAX um vier Prozent auf 38 Milliarden Euro steigen wird.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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