Wirtschaft

Zinssatz deutlich angehoben Notenbank widersetzt sich Erdogan

Die türkische Lira gewann unmittelbar nach der Entscheidung fünf Prozent an Wert.

Die türkische Lira gewann unmittelbar nach der Entscheidung fünf Prozent an Wert.

(Foto: picture alliance / Can Merey/dpa)

Die Zentralbank der Türkei geht auf Konfrontationskurs zu Präsident Erdogan. Entgegen dessen Anraten hebt sie den Zinssatz kräftig an. Es ist ein Kampf gegen die Inflation und den Währungsverfall sowie für die eigene Unabhängigkeit und das Anlegervertrauen.

Trotz Kritik des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan hat die Zentralbank des Landes die Zinsen überraschend deutlich angehoben. Die Notenbank erhöhte den Leitzins um 625 Basispunkte: von 17,75 auf 24 Prozent. Die türkische Lira legte nach der Entscheidung deutlich zu. Experten hatten zwar mit einer starken Anhebung gerechnet, die Erwartungen der meisten Analysten wurden aber nun übertroffen. Damit stemmen sich die Währungshüter gegen den Wertverlust der Landeswährung Lira sowie gegen die hohe Inflation von rund 18 Prozent.

Türkische Lira / Euro
Türkische Lira / Euro ,03

Erdogan hatte kurz zuvor bei einer Rede auf eine weitere Zinssenkung gedrängt. Entgegen der gängigen Wirtschaftslehre sieht er Zinserhöhungen nicht als Instrument gegen Inflation, sondern als einen Treiber. Er geißelte sie als "Instrumente der Ausbeutung". Zugleich betonte Erdogan aber, dass die Zentralbank unabhängig sei und ihre eigenen Entscheidungen treffe.

Notenbank stellen weitere Schritte in Aussicht

Die Notenbanker teilten weiter mit, man werde den strafferen geldpolitischen Kurs durchziehen, bis es Verbesserungen bei der Inflation gebe. Falls nötig, würden weitere Zinserhöhungen folgen. Die Türkei steckt seit Wochen in einer Währungskrise. Die türkische Lira hat seit Beginn des Jahres etwa 40 Prozent an Wert verloren. Im August war sie inmitten eines Streits mit den USA erstmals unter sieben Lira zum Dollar gefallen.

Als weitere Maßnahme gegen die Währungskrise entschied Erdogan zudem, dass Geschäftsverträge zwischen in der Türkei lebenden Menschen nur noch in türkischer Lira und nicht mehr in Fremdwährungen wie Euro oder Dollar abgeschlossen werden dürfen. Der am Donnerstagmorgen veröffentlichte Erlass legt fest, dass diese Verträge innerhalb von 30 Tagen auf Lira umgestellt werden müssen.

Das betrifft unter anderem Immobilienverkäufe und Mieten. Gerade in der Metropole Istanbul und in Touristengebieten werden Wohnungen häufig in Euro oder Dollar verkauft oder vermietet. Von der Maßnahme sind aber auch Verträge aus dem Transport und Finanzdienstleistungen betroffen.

Für Ulrich Wortberg von der Helaba hat die Notenbank "zumindest ihre Unabhängigkeit demonstriert". Fraglich bleibe aber, ob dies "der Befreiungsschlag für die Lira ist". Das Problem des schwachen Wachstums bleibe nämlich. Nach Ansicht von Thomas Vitzel von der VP Bank schaffe der Schritt der Zentralbanker wieder Vertrauen. Sein Urteil: "Gut gemacht, so funktioniert Krisenpolitik. Den anziehenden Inflationsraten wird nicht tatenlos zugesehen." Sören Hetzel von der DZ Bank fordert weitere Schritte, "um das Vertrauen der Investoren in die Türkei wieder herzustellen". Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe indes bleibt skeptisch. Die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik "bleibt beschädigt, solange die Notenbank von Staatspräsident Erdogan gegängelt wird". Die Lira-Krise sei nicht vorüber."

Quelle: ntv.de, fzö/jwu/dpa/AFP/DJ

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