Marktberichte

Börsensturm über Europa New York schließt schwach

Stabiler als erwartet: Die US-Börsen konzentrieren sich auf konkrete Zahlen.

Stabiler als erwartet: Die US-Börsen konzentrieren sich auf konkrete Zahlen.

(Foto: dpa)

Mit großer Sorge blicken US-Investoren auf die Krisenherde in Spanien und Griechenland - die neu aufflammende Unruhe in Europa führt an der Wall Street allerdings nicht zu dem befürchteten Ausverkauf: Die New Yorker Börsen gehen mit moderaten Abschlägen aus dem Handel.

Es gibt in diesen Tagen wieder viel zu lernen am Aktienmarkt: Für frischlinge ebenso wie für alte Hasen.

Es gibt in diesen Tagen wieder viel zu lernen am Aktienmarkt: Für frischlinge ebenso wie für alte Hasen.

(Foto: dpa)

Die Kursverluste an den Aktienmärkten bleiben auf Europa beschränkt: Die großen Indizes an der Wall Street geraten zu Wochenbeginn mit der Verschärfung der Schuldenkrise zwar unter Druck, schließen aber deutlich über ihren Tagestiefs.

Der Dow-Jones-Index notierte zum Handelsende 0,8 Prozent im Minus bei 12.721 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 schloss bei 1350 Stellen, was einem Rückgang um 0,9 Prozent entspricht. Der Composite-Index an der Nasdaq verlor 1,2 Prozent und ging mit 2890 Zählern aus dem Handel. Im frühen Handel hatte der Dow noch bis zu 1,7 Prozent auf 12.601 Punkte eingebüßt. In Deutschland war der Dax um 3 Prozent abgesackt und war 210 Zähler tiefer bei 6419 Punkten aus dem Handel gegangen.

Sorgenvoll blickten die Investoren nach Spanien. Mit der Finanznot der steigt die Furcht, dass das Land bald auf Rettung angewiesen sein wird. Der spanische Aktienmarkt fiel zeitweise auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren, erholte sich dann aber mit einer drastischen Maßnahme des Börsenregulierers. Madrid verbot Leerverkäufe auf spanische Aktien. Allerdings wichen die Börsianer auf andere europäische Märkte wie Paris und Frankfurt aus und drückten dort die Kurse.

Die Zuspitzung der europäischen Schuldenkrise mache die Anleger nervös, sagte ein US-Marktstratege. Zwar sei bekannt, dass die spanischen Regionen verschuldet seien, nun stelle sich aber die Frage über den Ernst ihrer Lage. Es sei unklar, ob die in der Eurozone errichteten Brandschutzmauern hoch genug seien. Zuvor hatte sich die Situation am europäischen Anleihenmarkt dramatisch zugespitzt: Die Renditen und Risikoaufschläge für spanische Staatsanleihen waren in vielen Laufzeiten auf Rekordstände gestiegen.

Parallel zu den aufkommenden Spanien-Sorgen spekulierten mehr und mehr Beobachter ernsthaft über einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Für Unruhe sorgten dabei Berichte, denen zufolge der Internationalen Währungsfonds keine drittes Rettungspaket für Griechenland mittragen wolle. Eine Staatspleite des schuldengebeutelten Krisenstaates rücke damit näher, hieß es. Der IWF hat sich dazu inzwischen mit einer eingelassen, konnte die Unruhe am Markt damit aber nur teilweise dämpfen.

Börsianern zufolge übte auch die Warnung eines Mitglieds der chinesischen Zentralbank, wonach sich das Wachstum im Reich der Mitte weiter abschwächen könnte, Druck auf die Märkte aus. "Investoren fürchten ein Platzen der Eurozone", beschrieb ein Marktbeobachter die Stimmungslage. Zuletzt hatte auch der deutsche Wirtschaftsminster die Spekulationen um einen baldigen Austritt Griechenlands neu angefacht.

Börsianern zufolge übte auch die Warnung eines Mitglieds der chinesischen Zentralbank, wonach sich das Wachstum im Reich der Mitte weiter abschwächen könnte, Druck auf die Märkte aus. Trotz der düsteren Vorgaben aus Europa und der Konjunkturzweifel aus China konnten die US-Börsen einen Teil der Verluste im Verlauf wieder ausgleichen. David Joy, Marktstratege bei Ameriprise Financial empfahl vor diesem Hintergrund nun "große dividendenstarke US-Unternehmen" sowie "defensive Sektoren" zum Kauf.

Die Kurse aus dem Bankensektor standen mit den Schlagzeilen aus Europa zunächst unter Druck. Anders als es die schwachen Kursentwicklungen in Europa hätten vermuten lassen, konnten sich Bankenaktien an der Wall Street dem europäischen Abwärtssog weitgehend widersetzen. Citigroup verloren stärker als der Gesamtmarkt 2,05 Prozent, Goldman Sachs gaben rund 1 Prozent nach. Bank of America stiegen hingegen um moderate 0,3 Prozent. Mit plus 1,6 Prozent zogen JP Morgan sogar an die Dow-Spitze.

In der laufende Berichtsperiode befassten sich Analysten unter anderem mit McDonald's: Die US-Fast-Food-Kette kann sich dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld nicht entziehen. Neben dem ökonomischen Gegenwind sorgten hohe Investitionen und ungünstige Wechselkursbedingungen dafür, dass die Imbisskette im zweiten Quartal unterm Strich zurückblieb. Die Aktie sank um 2,9 Prozent und riss den wichtigen Konkurrenten Wendy's mit sich, dessen Papiere um 2,4 Prozent im Minus lagen.

Zu den wenigen Gewinnern zählten Hasbro. Der Papiere verteuerten sich um fast vier Prozent, nachdem der Spielwarenhersteller die durchschnittliche Gewinnschätzung je Aktie der Analysten im abgelaufenen Jahresviertel übertroffen hatte.

Eine Übernahme zog besonders viel Aufmerksamkeit auf sich: Nexen schossen um 52 Prozent in die Höhe. Die kanadische Energiegesellschaft wird von geschluckt, die Transaktion hat einen Umfang von 15,1 Mrd. Dollar.

Halliburton legten um 2,4 Prozent, nachdem der Öldienstleister Zweitquartalsergebnisse über Markterwartung veröffentlicht hat. Nach der Schlussglocke wird Texas Instruments Rechenschaft zur zweiten Periode ablegen.

Um 28 Prozent ging es mit den Anteilsscheinen des kalifornischen Kaffeerösters Peet's Coffee & Tea nach oben. Die deutsche Milliardärsfamilie Reimann möchte den Starbucks-Rivalen für rund eine Milliarde Dollar übernehmen. Die Holdingfirma der Familie aus Ludwigshafen, Joh. A. Benckiser, verschafft sich damit ein weiteres Standbein in der Kaffeebranche.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 740 Mio. Aktien den Besitzer. 706 Werte legten zu, 2294 gaben nach, und 96 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,57 Mrd. Aktien 507 im Plus, 1989 im Minus und 96 unverändert.

Zu den Verlierern der Zuspitzung in der europäischen Schuldenkrise zählt der Euro, der zwischenzeitlich unter 1,21 US-Dollar fiel, sich dann leicht aud 1,2133 Dollar erholte.

Mit den düsteren Aussichten der Euro-Krise auf die Ölnachfrage geriet auch der Ölpreis erheblich unter Druck, das Entgelt für ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI fiel um 3,69 Dollar oder 4 Prozent auf 88,14 Dollar.

Die Notierungen für US-Staatsanleihen zogen deutlich an, die Renditen für die langen Laufzeiten von zehn und 30 Jahren fielen zwischenzeitlich auf Rekordtief. Eine zehnjährige US-Staatsanleihe rentiert nur noch mit 1,43 Prozent.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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