Marktberichte

Was bringt die neue Börsenwoche? Nach der Wahl ist vor der Fed

Börsianer schauen nach vorn: Nach dem Wahlsonntag fängt wieder das Zittern um das Anleihekaufprogramm der Fed an.

Börsianer schauen nach vorn: Nach dem Wahlsonntag fängt wieder das Zittern um das Anleihekaufprogramm der Fed an.

(Foto: picture alliance / dpa)

Marktbeobachter sehen dem Ausgang der Bundestagswahl entspannt entgegen. Änderungen werden am ehesten für Energie- und Finanzbranche erwartet. Wichtiger für Investoren ist der weitere geldpolitische Kurs der Fed.

Neue Woche, neue Regierung? Für Investoren in Deutschland und Europa heißt es ab Montag, sich mit den Konsequenzen der Bundestagswahl auseinanderzusetzen. Das ist spannend. Aber erfahrungsgemäß wird am Ende nichts so heiß gegessen , wie es gekocht wird. Obwohl je nach künftiger Regierungskoalition erhebliche Änderungen bei Steuergesetzen und in der Wirtschaftspolitik bevorstehen könnten, erwarten Marktexperten allenfalls begrenzte Reaktionen der Börse.  

Egal, welche Konstellation sich durchsetze, es zeichne sich ein weiterhin Europa-freundlicher Kurs ab, begründet Analyst Hans-Jörg Naumer von Allianz Global Investors diese Einschätzung. "Es scheint nur die Frage zu sein, ob der Zug in Richtung Lösung der Euro-Schuldenkrise mit mehr oder mit weniger deutschen Vorbehalten fährt." Die größten Veränderungen nach der Wahl könnten sich nach Einschätzung von Marktexperten für den Energie- und den Finanzsektor ergeben. "Da könnten denn auch die Kurse am meisten ausschlagen", sagte ein Händler.

Dax
DAX 18.137,65

Die Landesbank Berlin geht davon aus, dass der Dax insgesamt kurzzeitig stärker schwanken könnte. Sie begründet das mit der Unsicherheit über die künftige Regierungskoalition; jüngsten Umfragen von Wahlforschern zufolge scheinen nämlich diverse Bündnisse möglich. Koalitionsparteien und Opposition liegen laut dem am Donnerstag veröffentlichten ZDF-Politbarometer nahezu gleichauf. Ein Einzug von FDP und der Anti-Euro-Partei AfD in den Bundestag scheint offen.   

Dax hat keine Puste mehr

Weiter große Sprünge nach oben hält Naumer von Allianz Global Investors   für wenig wahrscheinlich, schließlich sei der Markt schon recht überkauft. "Angesichts der wieder sehr optimistischen Stimmung an den Märkten und einer inzwischen recht hohen Bewertung rechnen wir nicht mit einer Fortsetzung der jüngsten Dax-Rally", sagt auch Marktanalyst Andreas Hürkamp von der Commerzbank. Zwar hätten sich viele Risikofaktoren zum positiven gewendet, ergänzt er mit Blick auf die weiter laufenden Konjunkturhilfen der US-Notenbank, die Entspannung im Syrien-Konflikt und die gestoppte Kapitalflucht aus den Schwellenländern. Allerdings habe der Dax dem mit seiner Rekordjagd auch Rechnung getragen.

In der zu Ende gehenden Woche hat der Leitindex rund 200 Punkte oder 2,2

Prozent zugelegt. Am Freitagmittag notierte er um 8700 Zähler, nachdem er am Donnerstag bis auf ein Rekordhoch von 8770,1 Punkten gestiegen war. Dies verdankte er unter anderem der Ankündigung der US-Notenbank Fed, der Wirtschaft auch weiterhin mit 85 Milliarden Dollar monatlich unter die Arme zu greifen.

Was geht bei der Fed vor sich?

Wichtiger als die Bundestagswahl ist für die Märkte das weitere Vorgehen der US-Notenbank Fed. Mit ihrer Entscheidung, an ihrer lockeren Geldpolitik festzuhalten, hatte die Zentralbank am Mittwochabend für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Börsianer waren mehrheitlich von einer Drosselung der milliardenschweren Fed-Anleihenkäufe ausgegangen. Angesichts der hohen Unsicherheit bezüglich des weiteren geldpolitischen Kurses dürften in den kommenden Tagen die Reden etlicher hochrangiger US-Notenbanker in den Fokus rücken.

"Anleger wollen ein Gefühl dafür bekommen, was innerhalb der Fed vorgeht", sagt Marktstratege Tobias Basse von der NordLB. Investoren erhoffen sich zudem Hinweise darauf, wann und unter welchen Umständen die Fed anfangen wird, den Geldhahn zuzudrehen.

Zur weiteren Strategie der europäischen Zentralbank erhoffen sich Anleger schon zu Wochenbeginn neue Hinweise. Am Montag steht EZB-Chef Mario Draghi den EU-Parlamentariern in Brüssel Rede und Antwort. Anders als die Fed hat die EZB in den vergangenen Wochen ihr Festhalten am ultralockeren Kurs ausdrücklich betont.

Bessere Geschäftserwartungen

Ansonsten stehen in den kommenden Tagen etliche Wirtschaftsdaten auf der Agenda. Hierzulande wird der Ifo-Index am Dienstag neue Hinweise auf die Konjunkturerwartungen der Unternehmen geben. Von Reuters befragte Experten gehen davon aus, dass sich die Stimmung im September nochmals verbessert hat und sagen einen Anstieg auf 108,4 (August: 107,5) Punkte voraus. Am Mittwoch veröffentlicht die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ihre neueste Statistik zum Verbrauchervertrauen. Hier prognostizieren Experten eine leichte Verbesserung.

Auch aus den USA werden neue Signale zum Zustand der Wirtschaft erwartet. Die Commerzbank prognostiziert unter anderem, dass die US-Unternehmen im August in ihrem Kerngeschäft deutlich mehr Aufträge für langlebige Güter erhalten haben als im Juli.

Quelle: ntv.de, rts

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