Marktberichte

"Mutiger Start" "Muffensausen"? Dax-Anleger feiern Rekord!

Erst Allzeithoch, dann kalte Füße: So skizzieren Börsenexperten den Handelstag am deutschen Aktienmarkt. Am Ende steht ein Plus und ein weiterer Rekord. An der Wall Street machen steigende Ölpreise den Anlegern Mut.

"Ganz mutig gestartet, dann Angst vor der eigenen Courage, schlichtweg Muffensausen." So hat n-tv-Börsenexpertin Susanne Althoff den Montagshandel am deutschen Aktienmarkt kommentiert. Der Dax war bereits im frühen Geschäft bis auf 12.832 Punkte geklettert - neues Verlaufs-Allzeithoch -, konnte dann den Aufschlag aber nicht halten und fiel bis auf sein Tagestief von 12.729 Zählern. "Positiv" machte Althoff den steigenden Ölpreis aus. "Negativ" habe der stärker werdende Euro gewirkt. "Der Dax ist losgebrettert, aber um 12.800 Punkte liegt eben auch ein charttechnischer Widerstand", erklärte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer. Am Ende sorgte die Wall Street für einen versöhnlichen Handelsschluss.

Der Dax schloss 0,3 Prozent im Plus bei 12.807 Punkten. Am Freitag war mit 12.770 Zählern aus dem Handel gegangen. Der MDax verbesserte sich 0,4 Prozent auf 25.054 Stellen. Der TecDax legte 0,7 Prozent auf 2226 Punkte zu.

Die konjunkturelle Dynamik in der Eurozone, vor allem im Vergleich zu den USA, lasse Aktien weiter attraktiv erscheinen, sagten Händler. Auch n-tv-Börsenexpertin Althoff sieht die Stimmung am Markt weiterhin "positiv". Ihr Kollege Meyer machte aber auch Anleger aus, die sich bereits fragten: "Wie weit kann der Dax noch laufen?"

Rohstoffe: Ölpreis stützt

Zum Wochenstart wirkte die Erholung beim Ölpreis stützend:  Saudi-Arabien und Russland hatten sich auf eine Verlängerung der Förderbremse um neun Monate verständigt. Damit würde die Förderbremse, die zunächst bis Ende Juni dieses Jahres galt, bis zum März 2018 ausgedehnt. Der Vereinbarung muss noch die gesamte Organisation der Erdöl exportierender Länder (Opec) bei ihrem Treffen am 25. Mai zustimmen. Allerdings fordern laut Insidern innerhalb der Opec immer mehr Länder eine Förderkürzung.

Die Opec hatte im November 2016 beschlossen, ihre Produktion ab 1. Januar 2017 um 1,2 Millionen Barrel zu drosseln, um die Ölschwemme einzudämmen. Elf weitere Länder außerhalb der Opec - darunter Russland, Aserbaidschan und Mexiko - waren daraufhin am 10. Dezember eine Selbstverpflichtung eingegangen, ihre Förderung um weitere 558.000 Barrel zu senken.

Am Abend lag der Preis für die europäische Ölsorte Brent bei 51,84 Dollar. Das waren 2,0 Prozent mehr als noch am Freitag und der höchste Stand seit Anfang des Monats. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg 2,3 Prozent auf 48,91 Dollar. "Der Ölpreis ist weiter angeschlagen", kommentierte n-tv-Börsenexperte Meyer dennoch.

Devisen: Euro gewinnt

Der Euro drückte dagegen etwas auf die Kurse, denn er bewegte sich im Handelsverlauf immer weiter aufwärts und nahm Kurs auf die Marke von 1,10 Dollar. Am Abend wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0980 Dollar gehandelt - etwa 0,4 Prozent mehr als am Freitag.

Am Freitagnachmittag war der Eurokurs nach enttäuschenden US-Konjunkturdaten um etwa einen halben Cent gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0972 Dollar fest nach 1,0876 Dollar am Freitag.

Dax: RWE im Blick

Anleger mussten erneut eine Flut von Firmenbilanzen verarbeiten, das Gros davon aber bei den Nebenwerten. Im Dax gaben RWE einen Rückgang des operativen Gewinns um 6,5 Prozent auf 2,13 Milliarden Euro bekannt. Analysten hatten lediglich mit 2,05 Milliarden Euro gerechnet. Per Saldo als "inline bis ganz ok" seien die Zahlen aufgenommen worden: "Der Markt hatte keine hohen Erwartungen", sagte ein Teilnehmer. Der Aktienkurs zog 3,6 Prozent an. Die Titel waren damit Topgewinner im Dax.

MDax: Aurubis überzeugt

Bilfinger gaben rund 1 Prozent nach. "Die Zahlen sind wie erwartet schlecht", sagte ein Marktteilnehmer. Die meisten Kennziffern lägen im Rahmen der Prognosen, der Konzernverlust sei aber höher ausgefallen als erwartet.

Von guten Zahlen sprachen Händler dagegen mit Blick auf Deutsche Pfandbriefbank. "Sie liegen alle moderat über den Erwartungen", sagte ein Marktteilnehmer. Zum Handelsschluss zeigten dich die Papiere kaum verändert.

Salzgitter verbesserten sich 2,6 Prozent. Der Konzern hatte von der Erholung auf dem Stahlmarkt profitiert. Der Stahlkonzern verbuchte in den ersten drei Monaten einen Gewinnsprung. Der Überschuss stieg auf Basis steigender Durchschnittserlöse für Stahlerzeugnisse nach Angaben des Thyssenkrupp-Wettbewerbers von 1 Million auf 48,7 Millionen Euro. Der Außenumsatz des Konzern wuchs um ein Viertel auf 2,4 Milliarden Euro.

Explosion in Schaeffler-Werk

Schaeffler legten 0,4 Prozent zu. In einem Werk des Automobilzulieferers im unterfränkischen Eltmann hatte es eine Explosion gegeben. Durch die Detonation seien mehrere Menschen schwer verletzt worden, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Unterfranken.

Deutlich über den Erwartungen lagen laut Händlern die Zahlen von Aurubis. "Der Kurs profitiert davon deutlich ", so ein Marktteilnehmer und verwies auf einen Aufschlag von rund 4,5 Prozent. Besonders die Gewinnseite entwickle sich gut, sagte er. Aber auch die Umsätze seien gut. Den Ausblick hat der Kupferverarbeiter allerdings lediglich bestätigt.

Bruttoprämien und Gewinnkennziffern lägen überwiegend über den Erwartungen, sagte ein Händler zu Talanx. "Das starke Wachstum überrascht", sagte DZ-Analyst Thorsten Wenzel. Getrieben sei es vom internationalen Retail Business. Die verbesserte Solvenzquote sei ebenfalls positiv. Dennoch: Etwa 0,5 Prozent büßten die Aktien ein.

SDax: Zooplus "rocken"

Die Erholung bei Rocket Internet setzte sich fort: rund 3 Prozent liefen die Titel nach oben. Der Internet- und Unterhaltungskonzern Naspers steigt beim deutschen Essenslieferdienst Delivery Hero ein. Wie das Unternehmen mitteilte, wird es 387 Millionen Euro investieren, überwiegend in neu ausgegebene Aktien. An Delivery Hero ist auch Rocket Internet beteiligt.

Zooplus waren mit einem Aufschlag von rund 4 Prozent größter Gewinner im SDax. Seit Jahresbeginn hat der Wert rund 60 Prozent zugelegt. Auslöser für die jüngste Hausse ist die Übernahme in dem Sektor. Vor einem knappen Monat wurde der US-Konkurrent Chewy bei der Übernahme durch Petsmart deutlich höher bewertet, nun werden diese Umsatzmultiples bei Zooplus zum Teil eingereist.

Sonstige: Tui abgestraft

Zu kräftigen Gewinnmitnahmen bei Tui führten die Zahlen zum ersten Halbjahr 2016/17. Die Aktien sackten mehr als 4 Prozent ab. "Die Zahlen waren ok, der Fokus richtet sich aber auf andere Faktoren", sagte ein Händler. So unterstreichen auch die Analysten von Panmure Gordon, dass Tui solide Buchungen vor allem für das Sommergeschäft mit einem Umsatzanstieg von 9 Prozent vorgelegt habe.

USA: Am Ölpreis hängt's

Der steigende Ölpreis verhalf auch den US-Börsen zu einem positiven Wochenauftakt. Die Wall Street startete mit Gewinnen in den Handel und hielt diese am Vormittag (Ortszeit) auch. Der Dow-Jones-Index zog 0,4 Prozent auf 20.982 Punkte an. Der breiter gefasste S&P-500 gewann 0,5 Prozent auf 2402 Zähler. Der Nasdaq100 verbesserte sich um 0,5 Prozent auf 6149 Punkte.

Nach dem weltweiten Hackerangriff auf Computersysteme von Konzernen, Behörden, Schulen und Privatleuten interessierten sich Anleger auch für Anbieter von Sicherheitssoftware. So legten die Papiere von Cisco Systems, Cyberark und Palo Alto Networks jeweils zu. Auch die Titel von FireEye und Symantec gewannen - teilweise bis zu rund 5 Prozent.

Die Aktien des Elektroautobauers Tesla verloren dagegen etwa 3 Prozent. Zuvor hatten Experten der Investmentbank Morgan Stanley ihr Rating für die Tesla-Papiere auf "equal-weight" von "overweight" gesenkt.

Asien: Schwache Abgaben

Mit einer uneinheitlichen Tendenz zeigten sich die Aktienmärkte in Ostasien zu Wochenbeginn. In Schanghai wurden etwas schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten vom Markt in den Hintergrund gedrängt, der Shanghai Composite legte leicht zu. Die Industrieproduktion erhöhte sich im April um 6,5 Prozent, nach 7,5 Prozent im März. Die Prognose der Analysten hatte allerdings auf eine Zunahme um 7,0 Prozent gelautet. Zudem blieb auch der Einzelhandelsumsatz mit einem Plus von 10,7 Prozent leicht unter dem Vormonatswert.

"Das Wachstum hat sich leicht abgeschwächt, was sich in den kommenden Quartalen fortsetzen dürfte", so Ökonom Zhou Hao von der Commerzbank. Der Teilnehmer geht davon aus, dass das Wachstum im Auftaktquartal 2017 bereits seinen Höhepunkt gesehen hat. Mit einer deutlichen Abschwächung im laufenden Jahr rechnet Volkswirt Liu Xuezhi von der Bank of Communications allerdings nicht. Vor allem die geplanten Infrastruktur-Ausgaben der Regierung dürften sich als Stütze erweisen.

In Japan ging es für den Nikkei-Index 0,1 Prozent auf 19.870 Punkte nach unten. In Australien reduziert sich der S&P/ASX200 0,2 Prozent und der KLCI in Malaysia gab ebenfalls leicht nach. Hier wurde auf einen leichten Risk-Off-Modus bei den Anlegern verwiesen. Auslöser seien die weltweite Cyber-Attacke und der Test einer neuen Rakete durch Nordkorea am Wochenende. "Die Bereitschaft zu Abgaben ist aber nicht besonders ausgeprägt", sagte Devisen-Stratege Masashi Murata von Brown Brothers Harriman. 

Quelle: ntv.de, bado/DJ/dpa/rts

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