Marktberichte

Das war ein "irres Börsenjahr" Mit Abgaben ins neue Jahr: Dax-Ziel 12.600

(Foto: picture alliance / dpa)

Zum Jahresende noch ein Minus. Aber wenn es nach der Statistik geht, ist der Start ins neue Börsenjahr richtungsweisend. Zuversicht macht sich daher breit. Aber der Ölpreisverfall hält an.

"Es war ein irres Börsenjahr", sagt n-tv-Börsenexperte Frank Meyer zum Abschluss des letzten Handelstages 2015 am deutschen Aktienmarkt. Am Mittwoch waren die Kurse noch einmal leicht gefallen, nachdem allein der Dax am Dienstag mehr als 200 Punkte zugelegt hatte. Als Hemmschuh im verkürzten Handel erwies sich wieder einmal die Entwicklung beim Ölpreis.

Der Dax verabschiedete sich aus dem Börsenjahr 2015 mit einem Stand von 10.743 Punkten. Einem Tagesminus von 1,1 Prozent stand ein Aufschlag von rund 10 Prozent übers Jahr betrachtet gegenüber. Der MDax verlor am Mittwoch 0,8 Prozent auf 20.775 Zähler. 2015 blieb aber ein Gewinn von etwa 23 Prozent. Noch besser machte es der TecDax, der im abgelaufenen Börsenjahr rund 34 Prozent zulegen konnte. Am letzten Handelstag stand aber ein Verlust von 0,7 Prozent bei einem Stand von 1831 Stellen in den Handelsbüchern.

11.000? 12.600!

Als "mehr als versöhnlich", bezeichnete Daniel Saurenz von Feingold Research das Börsenjahr 2015 und zog somit ein positives Fazit. Der Dax fuhr den vierten Jahresgewinn in Folge ein. Das ist die längste Serie seit einem knappen Jahrzehnt.

"Die Kurse werden weiter steigen", blickte n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel zuversichtlich voraus. Die "größten Optimisten" rechneten im kommenden Jahr mit einem Dax-Wert von 12.600 Punkten, sagte sie. Börsenexperte Meyer führte die "Alternativlosigkeit der Anlageform Aktie" angesichts weiter niedriger Leitzinsen und einer andauernden Politik des billigen Geldes der Europäischen Zentralbank (EZB) als einen Grund für weiter steigende Kurse an.

Rohstoffe: Ölpreis verdirbt die Stimmung

Am letzten Handelstag 2015 trübte wieder einmal die Entwicklung des Ölpreises die Stimmung am Aktienmarkt. Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent fiel zunächst um rund 2 Prozent auf 36,94 Dollar. Auch die US-Sorte WTI kostete wieder weniger: Der Preis für ein Fass verbilligte sich um 2,6 Prozent auf 36,85 Dollar. Am Dienstag waren die Preise in Erwartung eines höheren Heizöl-Bedarfs rund 3 Prozent gestiegen.

Der Ölpreis kommt nach Veröffentlichung der Rohöllagerbestände noch stärker unter Druck. Der Preis der Sorte WTI sank insgesamt um 3,4 Prozent, Brent um 2,9 Prozent. Die Rohöllagerbestände waren im Vergleich zur Vorwoche um 2,629 Millionen auf 487,409 Millionen Barrel gestiegen. Das Überangebot von Öl hatte damit weiter zugenommen.

Wegen des weltweiten Überangebots waren die Ölpreise seit Mitte 2014 um zwei Drittel gefallen. Neben der Ölschwemme machte auch die schwächelnde Nachfrage vor allem in China den Preisen zu schaffen. Die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft hatte zuletzt an Wachstumstempo verloren.

Dax: Wenige Gewinner

Unter den Einzelwerten im Dax waren RWE-Titel die einzigen Gewinner. Sie gingen etwa 0,8 Prozent fester aus dem Handel. Über das Gesamtjahr betrachtet, verloren sie aber rund 55 Prozent und waren damit der größte Dax-Verlierer. Es folgten Eon mit einem Abschlag von rund 38 Prozent und VW, die sich binnen Jahresfrist um etwa 27 Prozent verbilligten.

Auf der heutigen Verliererseite tummelten sich dagegen die Dax-Highflyer des Jahres 2015. Adidas, die 2015 als 60 Prozent Kursgewinne einstreichen konnten, büßten 1,8 Prozent ein. Fresenius - mit einem Jahresplus von rund 53 Prozent nach Infineon (+56 Prozent) drittstärkster Dax-Wert - gaben mehr als 0,5 Prozent ab.

Deutsche Bank und Commerzbank schlossen 0,9 Prozent und 1,2 Prozent schwächer am Mittwoch. Dass die Schweizer Bank Julius Bär mit US-Behörden eine "Grundsatzvereinbarung" über die Beilegung langjähriger Ermittlungen wegen der mutmaßlichen Beihilfe zur Steuerhinterziehung getroffen hatte, stützte den Sektor etwas, wie es am Markt hieß. Die dafür vorgesehenen Rückstellungen stockte die Bank von 350 Millionen auf 547 Millionen US-Dollar auf. Im Mai hatte das "Wall Street Journal" bereits berichtet, dass Julius Bär sich einer Einigung mit den US-Behörden nähere. Damals hatten Analysten mit einer Strafe von bis zu 900 Millionen Dollar gerechnet.

MDax: Talanx im Minus

Talanx verloren 0,4 Prozent. Aussagen des Vorstandsvorsitzenden Torsten Leue in der "Börsen-Zeitung", künftig verstärkt im Ausland wachsen zu wollen, stützten den Kurs dabei nicht. Deutschlands drittgrößter Versicherer will in der Erstversicherung vor allem auf das Wachstum in Mittel- und Osteuropa sowie Lateinamerika setzen. Rund 45 Prozent der Umsätze kämen bereits aus dem Ausland, heißt es dazu im Handel. "Ein Wachstum in Deutschland scheint nicht mehr zu existieren", sagte ein Händler.

Top-Gewinner auf Jahressicht war im Nebenwerteindex ein Neuling: Ströer-Titel konnten 2015 rund 130 Prozent zulegen. Es folgten Rheinmetall mit etwa 68 Prozent und Gerresheimer mit rund 62 Prozent. Die schwächsten MDax-Werte hießen Leoni, Hugo Boss und ElringKlinger mit Abschlägen zwischen rund 26 und 17 Prozent.

TecDax: Tops und Flops

Im TecDax stachen Adva Optical 2015 heraus: Der Kursgewinn der Titel belief sich auf mehr als 270 Prozent. SMA Solar folgten mit knapp 260 Prozent, GFT mit etwa 150 Prozent. Aixtron büßten dagegen rund die Hälfte ihres Börsenwerts ein. LPKF sackten rund 30 Prozent ab und Morphosys etwa 20 Prozent.

Air Berlin "uninvestierbar"

Air Berlin beendeten den Mittwochshandel unverändert. Damit zeigten sich die Titel unbeeindruckt von dem negativen Urteil zum Code-Sharing mit Etihad. Das Verwaltungsgericht in Braunschweig hatte die Regelung für 31 Flüge untersagt. "Das Urteil könnte Signalwirkung auf andere Gerichte haben und ein weiterer Sargnagel für Air Berlin sein", sagte ein Händler. Die Entscheidung betreffe den Winterflugplan, für den die meisten Tickets schon verkauft worden sein dürften. "Die Aktie ist ein Penny-Stock unter 1 Euro und wird von institutionellen Investoren schon lange als uninvestierbar angesehen", so der Händler. Daher gebe es auch keinen Verkaufsdruck mehr in dem Titel.

USA: Leichte Verluste

Ein erneuter Ölpreis-Rückgang hat die US-Aktienbörsen am vorletzten Handelstag des Jahres belastet und zu schwächeren Schlusskursen geführt. Die kräftige Aufwärtsbewegung vom Dienstag fand keine Fortsetzung - der Ölpreis machte den Anlegern mit einem neuerlichen Rücksetzer einen Strich durch die Rechnung. Der Preis für das Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI fiel wieder unter die erst am Vortag eroberte Marke von 37 Dollar. Im späten Geschäft vergrößerten sich die Verluste bei dünnen Umsätzen.

Der Dow-Jones-Index endete 0,66 Prozent tiefer bei 17 603,87 Punkten, nachdem er am Vortag noch um 1,10 Prozent zugelegt hatte. "Der Handel ist so dünn, dass in diesem illiquiden Marktumfeld alles passieren kann", warnte ein Experte. Für den marktbreiten S&P-500-Index ging es am Mittwoch um 0,72 Prozent auf 2063,36 Punkte nach unten. Der technologielastige Index Nasdaq 100 verlor 0,83 Prozent auf 4652,01 Punkte.

Bei den Einzelwerten standen die Aktien des Autozulieferers Pep Boys im Mittelpunkt, die drei Prozent nachgaben. Der japanische Reifenhersteller Bridgestone will das aufgestockte Angebot von Investor Carl Icahn nicht überbieten. Apple-Papiere notierten zuletzt mehr als ein Prozent im Minus. Der Konzern zahlt im Steuerstreit mit Italien 318 Millionen Euro.

Asien: Nikkei über 19.000

Mit leichten Gewinnen verabschiedeten sich die asiatischen Aktienmärkte aus dem Jahr. Die Börse in Tokio legte zu, dem Leitindex Nikkei gelang der höchste Jahres-Endstand seit 1996. Er stieg 0,3 Prozent auf 19.034 Zähler. Damit kletterte das wichtigste japanische Börsenbarometer zugleich erstmals seit zwei Wochen wieder über die 19.000-Punkte-Marke. Der breiter gefasste Topix zog ebenfalls 0,3 Prozent auf 1547 Stellen an.

Auch in China wiesen die Aktienmärkte Aufschläge auf. Der Leitindex Shanghai Composite schloss 0,3 Prozent fester bei 3573 Zählern.

Devisen: Euro über 1,09

Der Euro bewegte sich vor dem Jahresende kaum. Die europäische Gemeinschaftswährung notierte am Abend bei 1,0925 Dollar. Das war etwa das gleiche Niveau wie am Dienstagabend. Die EZB hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,0926 Dollar festgesetzt nach 1,0952 Dollar am Dienstag. Der Dollar kostete damit 0,9153 Euro.

Die Handelsaktivität am Devisenmarkt hielt sich dabei in Grenzen. Konjunkturdaten konnten nicht für entscheidende Impulse sorgen. In Spanien hatte die Inflation im Dezember überraschend weiter im negativen Bereich verharrt. Schwächer als erwartet ausgefallene Daten vom Häusermarkt in den USA gaben dem Eurokurs ebenfalls keine neue Richtung.

Auch ein weiterer Anstieg der Kreditvergabe der Banken in der Eurozone bewegte den Eurokurs am Vormittag kaum. Die EZB verfolgt mit ihrer extrem expansiven Geldpolitik unter anderem die Absicht, die Kreditvergabe der Geschäftsbanken stärker anzukurbeln. Zuletzt hatte die EZB Anfang Dezember die Geldschleusen noch weiter geöffnet.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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