Marktberichte

Henkel wird "eingeseift" Dax sackt in Richtung 9000 zurück

Nicht nur sauber, sondern rein? Die Zahlen von Henkel und vor allem der Ausblick kommen am Markt nicht so gut an, der Kurs gibt deutlich nach.

Nicht nur sauber, sondern rein? Die Zahlen von Henkel und vor allem der Ausblick kommen am Markt nicht so gut an, der Kurs gibt deutlich nach.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Zum Handelsstart hält sich das Minus beim Dax noch in Grenzen - am Ende kann davon keine Rede mehr sein. Nach dem starken Wochenauftakt haben Anschlusskäufer gefehlt, heißt es. Allerdings gibt es auch Gewinnwarnungen.

"Die Gegenbewegung von gestern hat es schon in sich gehabt", sagte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer, der Leitindex bleibe aber technisch angeschlagen. Das mussten die deutschen Anleger im Dienstagshandel schmerzhaft erkennen: Nach geringen Abgaben zum Handelsstart weiteten sich die Verluste bis zum Nachmittag aus. Am Abend gaben die Kurse nochmals nach.

Der Dax verabschiedete sich mit 9069 Punkten und einem Abschlag von 1,2 Prozent aus dem Handel. Das Tagestief markierter der Leitindex bei 9050 Zählern. Am Montag war der Index noch 1,9 Prozent geklettert. Der MDax büßte 0,9 Prozent ein auf 15.533 Stellen. Der TecDax drehte am Ende 0,4 Prozent ins Minus auf 1182 Zähler. An der Wall Street fielen die Kurse nach einem positiven Auftakt ebenfalls leicht ins Minus.

ZEW-Index fällt weiter

Die Veröffentlichung des ZEW-Index der Konjunkturerwartungen für den Monat August lieferte keine positive Überraschung - ganz im Gegenteil. Der Wert von 8,6 Punkten lag deutlich unter den erwarteten 18,0 Punkten. Es war zudem der achte Rückgang in Folge. Im Juli hatte der Wert noch bei 27,1 Punkten gelegen.

Der Wert für die Konjunkturlage fiel auf 44,3. Prognostiziert worden waren 56 Punkte - nach zuvor 61,8 im Juli. Experten und Analysten rechneten zudem damit, dass sich das deutsche Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal auf 0,2 Prozent abkühlt, nachdem es in der ersten Periode noch bei 0,8 Prozent gelegen hat.

Henkel-Aktie "eingeseift"

Bei den Einzelwerten fielen Henkel negativ auf. Der Persil-Hersteller hat seine Quartalszahlen vorgelegt und bei weniger Umsatz einen höheren Gewinn erzielt. Dennoch gab die Aktie 5,2 Prozent nach - und führte die Verliererliste im Leitindex mit großem Vorsprung an.

"Bei den Zahlen kann man auf den ersten Blick nicht meckern. Vielleicht ist es der Ausblick", sagte Börsenexperte Meyer. Er verwies aber auch darauf, dass sich das Henkel-Papier binnen fünf Jahren mehr als verdreifacht hat.

Leicht positiv für RWE werteten Händler zwar Presseberichte, wonach noch mehr Kraftwerkskapazitäten stillgelegt werden sollen. Dei Titel standen aber ebenfalls unter Abgabedruck - ebenso Eon. Beide Versorger veröffentlichen in dieser Woche noch ihre Geschäftsberichte. Die Titel gaben zwischen 2,0 und 1,5 Prozent nach. Conti, der Topgewinner des Wochenauftakts, büßte 2,7 Prozent ein.

Analystenkommentar hilft Lufthansa

Die Gewinnerliste blieb kurz und auf ihr standen mit Commerzbank und Adidas. Coba-Titel verbesserten sich um 1,8 Prozent. Adidas, die in diesem Jahr neben der Lufthansa bisher am deutlichsten verloren haben, gewannen rund 1 Prozent.

Lange im Plus hatten auch Lufthansa gelegen. Am Ende hieß es aber erneut: Abgaben, wenn auch recht geringe 0,3 Prozent. Bei Lufthansa lieferte ein positiver Analystenkommentar den zwischenzeitlichen Kaufimpuls. Nach Einschätzung von Equinet-Analayst Jochen Rothenbacher war der jüngste Ausverkauf der Titel übertrieben.

Deutsche Bank? Reine Geduldsache!

Ein mögliches Gerichtsverfahren gegen Jürgen Fitschen, Co-Vorstandschef der Deutschen Bank, stellt die Geduld von Aktionären wie von Anleihehaltern der Bank erneut auf die Probe, glaubte Kreditanalystin Eva Olsson von Mitsubishi UFJ Securities. Einen unmittelbaren Belastungsfaktor für die Anteilsscheine der Bank sieht die Expertin jedoch nicht. Die Staatsanwaltschaft München hat offenbar eine Anklageschrift gegen Fitschen beim Landgericht München eingereicht. Fitschen werde vorgeworfen, er habe für die Bank arbeitende Anwälte im Fall Kirch nicht davon abgehalten, falsch vor Gericht auszusagen. Nachdem der ein Jahrzehnt währende Streit um die Kirch-Pleite im Februar abgewickelt worden sei, dürften Anleger die Geduld verlieren, mutmaßte Olsson. Denn die Deutsche Bank sei gleich durch mehrere juristische Auseinandersetzungen in Bedrängnis geraten. Aktuell war davon aber nicht viel zu spüren, denn die Aktie drehte spät ins Minus: 0,3 Prozent.

MDax-Zahlen

Der Kabel- und Bordnetzehersteller Leoni hat wegen der anhaltend hohen Nachfrage aus der Autobranche und der Erholung vieler anderer Industriezweige in Europa weiter zugelegt. Im zweiten Quartal kletterte der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um gut 20 Prozent auf 47,3 Millionen Euro. Analysten hatten allerdings mit weitaus kräftigeren Steigerungsraten gerechnet, auch bei den Erlösen. Der Umsatz legte von April bis Ende Juni um knapp ein Prozent auf 1,02 Milliarden Euro zu. Die Aktie sackte um fast 8 Prozent ab.

"Fraport ist ein Unternehmen, dass selten mit Überraschungen aufwartet", so ein Händler zu den Verkehrszahlen des Flughafenbetreibers. Während Analysten für den Flughafen Frankfurt ein Passagierwachstum von 2 bis 3 Prozent in diesem Jahr erwarten, weist das Unternehmen ein Plus von 2,3 Prozent für Juli aus. Der Aktienkurs legte 1,3 Prozent zu.

"Wie immer solide", hieß es im Handel zu den Geschäftszahlen der Aareal Bank. Die Ergebnisse für das zweite Quartal entsprächen wie so oft genau den Erwartungen oder lägen einen Tick darüber. "Das Neugeschäft entwickelt sich gut, vor allem der Bereich strukturierte Immobilienfinanzierungen wächst immer stärker", sagte ein Händler. Um 1,6 Prozent ging es für die Aktien nach oben.

Gewinnwarnung im SDax

Mit Biotest und GfK hatten zwei Unternehmen aus dem SDax negativ überrascht. "Die Gewinnwarnung von Biotest sollte in der Aktie bereits eingepreist sein", sagte ein Händler mit Blick auf den Kurschart von Biotest. Die Aktie ist seit Anfang Juli von 98 Euro auf 74,21 Euro zum Handelsschluss am Montag bereits fast ein Viertel eingebrochen. Am Dienstag waren es weitere rund 5 Prozent. GfK verloren mehr als 4 Prozent.

Der schwedische Pensionsfonds Alecta trennt sich nach Informationen aus dem Handel von 2,9 Millionen Aktien des Klinikbetreibers Rhön-Klinikum. Die Platzierung hat einen Gegenwert von rund 64 Millionen Euro - und drückte den Kurs um rund 0,5 Prozent.

Gute Geschäftsergebnisse im zweiten Quartal ließen den Kurs von LEG Immobilien um rund 1,5 Prozent und den des Biotechnologieanbieters Evotec um mehr als Prozent steigen.

Jenoptik im TecDax vorn

Die Titel der Thüringer Jenoptik setzten sich im TecDax an die Spitze der Gewinnerliste. Die Titel zogen zeitweise rund 7 Prozent an. Zum Handelsschluss stand ein Plus von fast 5 Prozent. Jenoptik habe solide Zahlen vorgelegt, die weitgehend im Rahmen der Erwartungen gelegen hätten, schreibt DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp in einem Kommentar. Er bestätigt seine Kaufempfehlung für die Titel, da bereits viel Negatives eingepreist sei. Seit Jahresanfang kommen Jenoptik auf ein Minus von rund 25 Prozent, der TecDax legte im selben Zeitraum 1,8 Prozent

Quelle: ntv.de, bad/kst/rts/DJ/dpa

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